„Warum verliebe ich mich immer in den Falschen?“ fragte die Frau im Coaching. - An diesen 10 Merkmalen erkennen Sie eine Liebessucht.

Von Rkoppwichmann

An diesen 10 Merkmalen erkennen Sie eine Liebessucht.

Den obigen Stoßseufzer höre ich immer wieder in meiner Coaching-Praxis. Mit Liebessucht haben meist Frauen zu kämpfen, obwohl es auch liebessüchtige Männer gibt.

Das Drehbuch ist immer gleich. Die Frau lernt einen interessanten Mann kennen. Nach den ersten Treffen oder einer leidenschaftlichen Nacht meldet er sich nicht mehr.

Auf die Frage „Warum ruft er mich nicht an?“ findet die Frau dann einfallsreiche Erklärungen wie „Telefonnummer verloren, Arbeitsüberlastung, familiäre Verpflichtungen“. Doch sind diese fast immer falsch. Meist ist es der Beginn eines  unbewussten Beziehungskarussells zwischen zwei Menschen mit Beziehungsdefiziten. Julia Kathan beschreibt das sehr treffend in ihrem Buch „Alles für ein bißchen Liebe?“.

Der „falsche“ Partner ist dann mal der verheiratete Familienvater mit zwei Kindern, der sich nicht entscheiden kann. Oder der beziehungsunfähige Marketingchef, der zwar nichts gegen eine heiße Affäre hat, sich nach vielen Enttäuschungen aber derzeit nicht wieder binden möchte. Oder der herzensgute Muttersohn, der noch zuhause wohnt und deshalb sie unmöglich am Wochenende treffen kann.

Dieses Beziehungsmuster von Liebessucht wurde auch bei meiner Coaching-Klientin, Monika S., 36 Jahre, Grafikdesignerin, schnell deutlich.

Wie das Drama beginnt.

„Es ist immer das Gleiche „, beginnt Frau S. das Gespräch. „Ich suche mir immer Männer aus, bei denen ich erst hinterher verstehe, warum es nicht klappen konnte.“

„Was sind das für Männer?“, will ich wissen.

„Das kann ein arbeitsloser Alkoholiker sein, der gerade seinen Entzug abgebrochen hat“, antwortet sie etwas stockend. „Oder der coole Künstler, der dringend finanzielle Unterstützung für seine erste Ausstellung braucht. Oder der erfolgreiche Geschäftsmann, den gerade seine Frau verlassen hat. Wie wenn ich einen Radar dafür hätte,  mir genau jene Männer raussuche, die eine intensive Beziehung scheuen.“

„Und wie geht es dann weiter?“, frage ich.

„Anfangs ist alles toll! Die Männer finden mich interessant, im Bett klappt es auch gut. Aber nach ein paar Wochen wird der Kontakt einseitig. Der Mann ruft nicht oder ziemlich verzögert zurück oder findet alle möglichen Gründe, warum ein Treffen derzeit – leider, leider – nicht geht.“

„Das ist doch ein klares Signal, dass der Mann nicht weiter an Ihnen interessiert ist„, werfe ich ein.

„Ja, das sagen meine Freundinnen auch. Aber anstatt die Beziehung abzuhaken fülle ich die Funkstille mit stundenlangen Grübeleien, was wohl mit ihm los ist,  warum er sich nicht meldet, was ich falsch gemacht habe, wie ich es richtig anstellen könnte … und versuche, den Mann doch noch zu gewinnen. Ich schicke ihm zahllose SMS oder Whatsapps, rufe ihn an, um ihm zu zeigen, wie wichtig er in meinem Leben geworden ist.“


Leider führt die Strategie von Monika S. nicht zum gewünschten Ergebnis.

Im Gegenteil: der Mann fühlt sich belagert, meldet sich noch sporadischer mit diversen Ausflüchten und zieht sich noch mehr in seine Burg zurück. Was zu verstärkter Belagerungsaktivität der liebessüchtigen Frau führt. Ein klassischer Teufelskreis.

Das Besondere an derlei Konstellationen ist: es sind keine Mauerblümchen, die Angst haben, sonst keinen Mann abzukriegen. In der Regel sind es starke, attraktive Frauen, die beruflich fest im Leben stehen, die aber jede Menge Minderwertigkeitskomplexe haben.

Deswegen verhallen auch wohl gemeinte Fragen von Freundinnen „Hast Du das denn nötig, so einem hinterherzulaufen?“ ungehört.
Die Antwort ist „Offensichtlich hat die Frau es nötig.“ Aber warum?

Hinter dieser Liebessucht stecken meist drei Gründe:

1. Starkes Selbstwertproblem

Liebessüchtige sind überkritisch mit sich selbst, werten sich in vielem ab und lieben sich selbst wenig. Deshalb suchen sie die ganze Bestätigung und Anerkennung bei anderen. In diesem Fall bei dem Mann. Doch da uns andere durch ihr Verhalten oft das widerspiegeln, was in uns schlummert, verstärkt der  zögerliche Mann durch sein Verhalten noch das Gefühl der Wertlosigkeit.

Ursache für ein zu geringes Selbstwertgefühl ist oft mangelnde Geborgenheit in Kindheit und Jugend. Frühe negative und leidvolle Beziehungserfahrungen des Kindes durch mangelnde Liebe und Zurückweisung, Misshandlung, Schläge oder emotionale Vernachlässigung prägen entscheidend die Beziehungslandkarte des liebessüchtigen Menschen.

Da Kinder schlecht abstrahieren können, beziehen sie solche Erfahrungen immer auf sich, suchen auch die Schuld unbewusst bei sich und entwickeln die Überzeugung, dass sie es sind, die nichts taugen, überflüssig oder eine Last sind.

Schon als Kinder lernen solche Menschen dann früh, verletzte Gefühle zu verstecken, und stattdessen Verantwortung zu übernehmen, sich um andere zu kümmern um sich durch enorme Leistungen wenigstens etwas Aufmerksamkeit zu verdienen. Eigene Wünsche und Impulse müssen dabei verleugnet oder unterdrückt werden. In der liebessüchtigen Beziehung werden dann diese alten Beziehungsmuster reaktiviert.


2. Angst, verlassen zu werden

Liebessüchtige Frauen empfinden, wenn sie allein mit sich sind, oft eine innere Leere. Der Partner soll diese Leere füllen, tut es auch ein Stück, aber sein Rückzug konfrontiert die Frau schnell mit dem drohenden Nichts.

Verlustängste haben ihre Wurzeln meist in der Kindheit. Trennung der Eltern, ein langer Aufenthalt in einem Krankenhaus oder Kinderheim, Tod eines Elternteils sind alte Wunden, die mitunter kaum vernarbt sind. Befürchtet die erwachsene Frau, verlassen zu werden, können die alten existenziellen Ängste des Kindes in ihr wieder aufbrechen.

Anstatt auf das Zurückweichen des Mannes mit Skepsis und Abwarten zu reagieren, bekommt die liebessüchtige Frau Angst, dass ER sie ganz verlassen könnte und startet das volle Kontrollprogramm:

  • „Wo warst du solange?“
  • „Wieso hast du mich nicht angerufen?“
  • „Liebst du mich noch?“
  • „Wann trennst du dich endlich von ihr?“
  • „Wann sehen wir uns endlich?“
  • „Warum sagst du mir nicht, dass du mich vermisst?“

Zudem sind Liebessüchtige besonders loyal und bewerten Treue sehr hoch. Eine notwendige Trennung fällt ihnen auch deswegen schwer,  weil sie den Schmerz und die Verzweiflung im voraus ahnen und zu vermeiden suchen.


3. Der Bindungswunsch ist so stark wie die Angst vor Nähe. 

Das klingt erst einmal widersinnig, denn die liebessüchtige Frau tut ja viel, um immer wieder Bindung zu suchen und herzustellen. Doch sucht sie sich dafür ausgerechnet einen Mann, bei dem sie unbewusst sicher sein kann, dass er rechtzeitig auf der Beziehungsbremse steht. Die dahinter liegende Logik: Starke Sehnsucht ist leichter zu ertragen solange nicht die Erfüllung droht.

Anders ausgedrückt: der Liebessüchtige kann gefahrlos Nähe und Bindung suchen, wenn er damit rechnen kann, dass der Andere durch seinen Rückzug wieder für die notwendige Distanz sorgt.

Liebessüchtige Menschen halten auch eine Beziehung für das kostbarste Gut der Welt und sind bereit, alles zu tun, um die einmal begonnene Verbindung aufrechtzuerhalten. Doch löst diese Beziehung äußerst ambivalente Gefühle aus.

Die Wonnen des Zusammenseins werden überlagert von der Verlassenheitsangst und führen dann oft zum typisch anklammernden Verhalten. Denn die häufig ausbleibenden Reaktionen von IHM  triggern die erlebten Trennungen  und die damit verbundenen Todesängste.


Was im Leben wichtig ist, lernen wir in der Familie.

Jedes soziale System hat Regeln. Egal ob es sich um die Nachbarschaft, die Abteilung oder die Familie handelt. Manche dieser Regeln werden richtig ausgesprochen. Aber über die wirklich wichtigen Regeln wird gar nicht gesprochen, sie werden von den Menschen gelebt.

Und die inoffiziellen Regeln in einer Familie bekommt man als Kind mit. Durch direkte Ermahnungen und Verbote aber vor allem durch vorgelebtes Verhalten. Solche Regeln drehen sich um:

  • Was Konflikte sind und wie man sie löst.
  • Wie Mann und Frau zusammenleben.
  • Welchen Platz man in der Geschwisterreihe hat.
  • Was das Wichtigste ist im Leben.
  • Welche Rolle Persönliches und Gefühle spielen.
  • Womit man die Eltern erfreut oder belastet.
  • Wer für das eigene Leben verantwortlich ist.

„Wie haben Sie in Ihrer Kindheit Liebe und Nähe erfahren?“, fragte ich meine Klientin.

„Von klein auf mussten meine Schwester und ich funktionieren. In der DDR war es üblich, dass Kinder täglich  rund zehn Stunden in der Krippe oder im Kindergarten waren. Nach der Schule verbrachten die meisten Schulkinder die Nachmittage im Hort.
Das war unterhaltsam aber auch anstrengend mit so vielen Kindern. Meine Eltern, die beide arbeiteten, waren abends auch kaputt. Zu mehr als dem Sandmännchen im Fernsehen reichte es da nicht.“

„Das heißt, Sie waren dauernd von Menschen umgeben aber fühlten sich doch oft allein?“, vermutete ich.

„Ja genau! Das fiel mir immer auf, wenn ich in den Ferien bei meiner Großeltern war. Die hatte auch den ganzen Tag zu tun, aber sie waren anwesend. Der Großvater reparierte mein Fahrrad, erntete mit mir Obst im Garten, las mir Märchen vor – und beantwortete alls meine Fragen. Und mir gingen nie die Fragen aus.

Ich erinnere mich, als ich einmal krank war und zuhause bleiben musste. Mein Vater hatte versprochen, dass er früher von der Arbeit kommen würde. Ich stand stundenlange am Fenster  – aber er kam nicht.“

„Und als er dann kam?“, fragte ich.
„Da ging ich mit den Fäusten auf ihn los. Der ganze Frust und die Enttäuschung über das lange Warten entlud sich. Mein Vater verstand natürlich nicht, was los war und schickte mich ohne Abendessen auf mein Zimmer.“

An der leichten Veränderung in der Stimme von Monika S. spürte ich, dass sie mit den Tränen kämpfte.

Die Bindungstheorie erklärt, wie frühe Bindungserfahrungen in der Familie unsere Beziehungsmuster als Erwachsene beeinflussen. Hierzu ein Video. (Bei den Zahnrad-Einstellungen können Sie englische Untertitel einstellen.)

Wie es weiterging mit meiner Klientin.

Meiner Erfahrung nach ist liebessüchtiges Verhalten – wie jedes Suchtverhalten –  nicht leicht zu verändern. Denn allzu schmerzhafte Gefühle von damals und heute sind damit verknüpft. Aber es ist möglich. Mitunter schafft man es auch nicht allein. Dann ist eine professionelle Unterstützung in Form einer Psychotherapie oder eines Intensiv-Coachings hilfreich.

Doch ein solches therapeutisches Bearbeiten darf sich nicht im Drüberreden oder klugen Ratschlägen erschöpfen. Durch Einsicht verändern Menschen selten etwas. Sonst würde es ja helfen, ein Buch zu lesen.

Wirkliche Veränderung braucht immer eine starke emotionale Beteiligung zu dem Thema.

Deswegen arbeite ich in meinem 3-h-Coaching manchmal mit einem leeren Stuhl.

Die Technikdes „leeren Stuhls“ stammt aus der Gestalttherapie, in der ein unbesetzter Stuhl als Projektionsfläche fungiert für Bezugspersonen, die für den Klienten im Zusammenhang mit einem bestimmten Thema bedeutsam sind.

Ich holte einen Stuhl aus der Ecke, stellte ihn Monika S. gegenüber und bat sie, sich vorzustellen, dass ihr Vater darauf säße. Das klappt fast immer mühelos, weil wir wichtige Menschen aus unserem Leben verinnerlicht haben. Wir wissen genau, was sie denken, wie sie reagieren, was sie antworten.

Nachdem ich die Klientin aufgefordert hatte, ihrem Vater mal all das zu sagen, was sie ihm schon immer mal sagen wollte, kam ein Schwall von Fragen, Vorwürfen, Anklagen – und vielen Gefühlen. Das ist auch der Sinn, warum ich die Stuhltechnik einsetze. Der Klient kann alles aussprechen – vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben – was ihm in Bezug auf diesen Menschen auf der Seele liegt.

Mit solchen lange unterdrückten Gefühlen hängen oft innere Konflikte und Lebensthemen zusammen.

Und die versuche ich im Coaching zu identifizieren und ein Stück zu bearbeiten. Damit die Klientin emotional versteht, welches Denk- und Verhaltensmuster sie in der Gegenwart wiederholt, was seinen Ursprung aber in der Vergangenheit hat.

Nachdem die Klientin ihre lang verdrängten Gefühle ein Stück geäußert hat, schlug ich ihr vor, zu ihrem vorgestellten Vater im Stuhl einen bestimmten Satz zu sagen. Sie willigte ein.

„Ich bitte Sie, zu Ihrem Vater mal den Satz zu sagen:
„Papa, ich warte immer noch auf Deine Liebe.“

Die Reaktion war ein unterdrückter Schrei und ein langes Schluchzen.

Nach einiger Zeit sagte die Klientin: „Aber da kann ich ewig warten. Er wird mir das nie sagen oder zeigen können. Ich wollte mal vor einigen Jahren mit ihm darüber reden, aber da war nur Abwehr. Dass die Zeiten damals für uns alle nicht leicht waren und außerdem sei das doch alles ewig lange her.“


Warum wiederholen wir schmerzliche Erfahrungen immer wieder?

Sigmund Freud prägte als erster das Konzept des Wiederholungszwangs. Es beschreibt das fatale Erleben, dass es  dem Betroffenen nicht gelingt, seine traumatischen Erfahrung abzulegen, indem er wachsam wird für Anzeichen, die eine Wiederholung andeuten. Stattdessen reinszeniert der Mensch sie unbewusst in seinen aktuellen Beziehungen.

Mehr darüber lesen Sie in diesem Artikel von mir …

Das bestätigte meine Klientin: „Immer wenn mich meine Freundinnen vor einem neuen Mann früh gewarnt haben, dass der ein Hallodri sei oder gebunden, dachte ich nur, dass sie neidisch sind oder sich diesmal täuschen.“

In meiner Praxis erlebe ich tagtäglich Menschen, die bestimmte leidvolle Situationen ständig wiederholen. Hartnäckig halten sie gerade an solchen Verhaltensweisen oder Beziehungsmustern fest, unter denen sie einst am stärksten litten.

  • Studenten mit Aufschieberitis, die schon durch drei Klausuren gefallen sind, fangen bei der nächsten Prüfung wieder nicht früher genug an.
  • Frauen, die als Kind misshandelt oder missbraucht wurden, arbeiten als Erwachsene oft in der Prostitution.
  • Ein Mann, der als Kind erlebte, dass die Familie wegen des Alkoholismus des Vaters zerbrach, wird selbst zum Alkoholiker und erlebt fast dasselbe Schicksal mit seiner Familie.

Das Ganze passiert natürlich unbewusst. Aus dem, was wir in der Herkunftsfamilie erleben, bilden wir Glaubenssysteme und Verhaltensmuster, denen wir als Erwachsene „blind“ immer wieder folgen. Der Zwang zur Wiederholung ist stärker als jede Vernunft.

Warum eigentlich?

Verstehen lässt sich so ein „unvernünftiges“ Verhalten, dass der Mensch, der immer wieder dieselben leidvollen Konstellationen aufsucht, dies tut, weil er auf ein gutes Ende hofft, um die Erfahrung abzuschließen.

Marion S, ist also bei ihrer Auswahl von Männern nicht dumm oder blind, sondern sucht bis jetzt unbewusst gezielt ihre Partner aus. Nicht weil sie dasselbe Leid des „Nicht-Geliebt-Werdens“ wieder erleben wollte, sondern weil sie etwas zu Ende bringen möchte.

Und jeder, der sich in einer Wiederholungssituation befindet, hofft zutiefst auf ein gutes Ende – entgegen aller Vernunft. Es geht nicht darum, den ehemals kühlen Vater und dasselbe Leid des Nichtwichtigseins noch einmal zu erleben: Es geht innerlich vor allem um die Hoffnung, dass der andere endlich zum „guten Vater“ wird.

Was natürlich nie geschieht, denn die Chance dafür geht gegen Null. Der „Stellvertreter“ des Vaters in der Gegenwart müsste Einsicht über sein distanziertes Verhalten zeigen und es eventuell ändern. Doch das passiert so gut wie nie. Und es wäre auch nicht gut für die Frau: sie würde lebenslang in ihrer Kind-Rolle mit dem „guten Vater“ als Partner bleiben und nie die Ablösung in ein eigenständiges Leben schaffen. Sie würde nie erwachsen werden.

Die wichtige Frage bleibt: Warum wiederholen Marion S. dieselben Muster in Beziehungen, wenn sie deren Vergeblichkeit und Schädlichkeit doch schon erkannt haben müsste?

Die Antwort: Weil intellektuelle Einsicht nicht genügt, um den Wiederholungszwang aufzulösen. Nur die begleitenden Gefühle können dies mitbewirken: also, der maßlose Zorn und die schmerzhafte Trauer darüber, dass sie sich in der Kindheit als Belastung und Störfaktor erleben musste.

„Haben Sie eigentlich jemals Ihre Wut und Enttäuschung den Männern gegenüber gezeigt, wenn diese Sie so hinhielten oder jedem klärenden Gespräch auswichen?“, wollte ich wissen.

„Nein, nie! Weil die Männer konnten ja nichts dafür.“ rechtfertigte sie deren Verhalten.

„Damit schützen Sie die Männer heute genauso vor Ihrer Wut, wie Sie damals Ihren Vater davor schützten“, erklärte ich der Klientin. „Damals ging das nicht. Hätten Sie Ihrem Vater Ihren Zorn gezeigt, wären Sie dafür sehr bestraft worden. Sie haben ja erlebt, was aus Ihnen herausbrach, als Ihr Vater hier im Stuhl saß.“

Der Schlüssel zur Bewältigung ist Bewusstheit – das Erkennen, warum wir etwas tun.


Was Frauen mit Liebessucht unbewusst tun, um immer wieder dasselbe Drama zu erleben.

Hier die 10 Merkmale von Liebessucht:

  1. ER scheint Ihnen sehr viel mehr zu bedeuten als Sie ihm.
    ER meldet sich unregelmäßiger bei Ihnen als Sie sich bei IHM.
  2. Sie müssen viele Zugeständnisse machen, um mit IHM zusammen zu kommen.
  3. SEINE Probleme stehen im Vordergrund – und Ihre eigenen Themen vergißt er – und Sie auch.
  4. Sie beachten Männer, die sich für Sie interessieren, kaum.
    Männer, die stark an Ihnen interessiert sind oder an Ihnen klammern, verachten Sie.
  5. Sie können sich nicht vorstellen, ohne IHN zu leben. Allein der Gedanken an einen Verlust stürzt Sie in Verzweiflung.
  6. Wenn sie nicht mit IHM zusammen sind, fühlen sie sich leer, unattraktiv, wertlos und unvollständig. Nur in SEINER Nähe fühlen sie sich geborgen.
  7. Bei wiederholten Vertröstungen werden Sie nicht misstrauisch und ziehen sich zurück, sondern finden kreative Erklärungen und Entschuldigungen für sein Verhalten.
  8. Sie verwechseln quälendes Warten, dramatische Streits, sklavische Abhängigkeit mit Liebe.
  9. Sie vernachlässigen Ihre bisherigen Freundinnen, Aktivitäten und Hobbys. Ihre Aufmerksamkeit kreist nur noch um IHN.
  10. Sie verachten sich manchmal selbst, was Sie alles mit sich machen lassen, können aber nicht damit aufhören.

Diese Aufzählung ist eine Liste aller Warnzeichen, die Frauen mit Liebessucht unbewusst übersehen.
Drucken Sie sie aus, hängen Sie sie neben Ihren Spiegel und schauen Sie öfter drauf, wenn Sie in Ihrer Beziehung unglücklich sind.


Was können Sie noch tun?

Hier erste Schritte:

Stärken Sie Ihren Selbstwert.
Kern der Liebessucht ist das geringe Selbstwertgefühl. Deswegen fällt es Ihnen so schwer, sich rechtzeitig zurückzuziehen oder die Beziehung in angemessener Zeit zu beenden.

Überlegen Sie, wo Sie anderweitig Anerkennung und Wertschätzung erhalten können. Bei der Arbeit, bei Freundinnen – und vor allem durch sich selbst. Das Buch von Julia Kathan „Alles für ein bißchen Liebe“ gibt hier wertvolle Anregungen

Setzen Sie IHM eine enge Frist zur Entscheidung.
Der Hauptfehler des Liebessüchtigen ist, dass er aus Angst vor dem möglichen Ende notwendige Konsequenzen hinauszögert oder ganz unterlässt. Dies ist jedoch die indirekte Aufforderung oder Ermutigung für den anderen, dass er genauso weiter machen kann.

Ein verheirateter Mann, der sich nicht nach sechs Monaten zwischen dir und seiner Frau entscheidet, weiß nicht, was er will.
Oder besser: Er weiß sehr genau, was er will. Es soll einfach alles so weitergehen.

Lassen Sie abklären, ob eine Depression bei Ihnen vorliegt.
Denn viele der oben beschriebenen Einstellungen und Verhaltensweisen sind Kennzeichen einer depressiven Störung: Schwierigkeit, wütend zu werden, überstarke Liebesbedürftigkeit, große Bereitschaft, zu helfen und sich aufzuopfern und ein geringes Selbstwertgefühl.

Eine Depression muss behandelt werden. Sie verschwindet selten von allein. Wenn doch, kann sie Sie bei der nächsten Krise wieder einholen.

Hören Sie auf, ihn verändern zu wollen.
Man kann andere Menschen nicht verändern. Sie können nur sich selbst verändern. Zum Beispiel, indem Sie nicht weiter wie ein Planet um ihn als Zentrum kreisen, sondern sich selbst in den Mittelpunkt Ihres Lebens stellen.

Schreiben Sie in einem klaren Moment eine Checkliste, woran Sie in der Vergangenheit einen beziehungsscheuen Mann früh hätten erkennen – und welche unguten Auslöser einen Mann für Sie attraktiv machen.

  • wortkarg
  • von Frauen enttäuscht
  • gerade in einer schwierigen Phase
  • extrem freiheitsliebend
  • verwöhnend aber gefühlsarm
  • trotz reifem Alter noch nie mit einer Frau gelebt
  • zeitraubende Hobbys
  • Workaholic
  • nie Zeit
  • unzuverlässig, unpünktlich und unverbindlich

Wenn Sie dann in der Realität wieder auf einen solchen treffen, lesen Sie Ihre Checkliste – und gehen Sie auf Abstand, vor allem, wenn Sie von ihm schlecht behandelt werden.

Fazit:

Was einem unbewusst ist, kann man nicht erkennen. Viele betroffene Frauen glauben, dass sie nur unglücklich verliebt sind – und sie irgendwann doch noch mit dem geliebten Partner zusammen kommen werden.

Wachen Sie auf!
Denn Sie verwechseln ewiges Warten und das leidvolle Hin und Her mit leidenschaftlicher Liebe.

Doch dieser Irrglaube ist Teil des Problems. Vielen Frauen ist nicht bewusst, dass sie eigentlich an Liebessucht leiden und wie aussichtslos diese Beziehungen mit den falschen Männern ist. Und wie sehr mangelnde Selbstliebe und Wertschätzung für die eigene Person das Problem aufrechterhalten.

Noch ein Wort an die Männer.
Liebessüchtige Frauen geraten oft an einen „Muttersohn“. Also an einen Mann, der es als Junge nicht geschafft hat, von der weiblichen Sphäre in die Welt der Männer zu gelangen. Und fortan als braver Junge, Casanova, Held oder Mafiaboss durchs Leben geht.

Auch der Muttersohn weiß nicht um seine Problematik und lässt sich deshalb oft mit einer liebessüchtigen Vatertochter ein, die ihm anfangs sehr attraktiv vorkommt, sich jedoch mit der Zeit für ihn als kontrollierende, klammernde Mutterfigur entpuppt.

Beide Partner müssen aus meiner Sicht an der inneren Ablösung von ihren verinnerlichten Eltern arbeiten. Darüber habe ich ein ganzes Buch geschrieben. Es heißt: „Frauen wollen erwachsene Männer.“

Und dem wird wohl jede liebessüchtige Frau zustimmen.

PS: Von Marion S. hörte ich erst nach einem Jahr etwas. Sie habe sich therapeutische Hilfe geholt, um ihre Wahrnehmung, wenn sie jemand kennenlernte, mit einer neutralen Person zu besprechen. Gegenwärtig gehe sie mit einem Mann aus, den sie anfangs eher unattraktiv fand. Aber sie wisse ja jetzt, dass das ein gutes Zeichen wäre.


Weitere Fallgeschichten aus meiner Coachingpraxis finden Sie hier:

  • „Ich sei passiv-aggressiv, meint meine Chefin.“
  • „Ich fühle mich nirgends zugehörig.“
  • „Meine Zwangsstörung macht mich fertig!“
  • „Warum sabotieren wir uns selbst?“
  • „Im Aufschieben bin ich Weltmeister!“
  • „Mit 45 bin ich immer noch der Juniorchef.“
  • „Ich bin einfach zu nett!“
  • „Karriere Top, Privatleben Flop!“
  • „Ich kann keine Entscheidungen treffen.“
  • „Ich habe alles erreicht!“
  • „Delegieren kann ich nicht.“

PS: Alle Fallgeschichten sind real, aber so verfremdet, dass ein Rückschluss auf meine Klienten nicht möglich ist und die Vertraulichkeit gewahrt bleibt.

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