Warum unser Darm so wichtig für das Immunsystem ist

Im Darm sitzt ca. 80% der Immunabwehr

Die Entschlüsselung des menschlichen Darmes und seines Mikrobioms (die Besiedlung - hauptsächlich mit Bakterien) an sich und dessen Aufgaben gewinnt in der Schulmedizin derzeit immer mehr an Bedeutung. Seit 2007 wird in diesem Bereich nun an vielen Universitäten wissenschaftlich geforscht, was schon Jahrtausende lang in der Erfahrungsheilkunde  von Bedeutung war. Der Darm ist eines der wichtigsten Organe des Menschen, denn ca. 80% der Immunleistung wird vom Darm und seinen Mitbewohnern, den Darmbakterien erbracht. Liegt eine Fehlbesiedlung vor, macht es sich in Bauchschmerzen, Unwohlsein, Blähungen, aber auch anderen schweren Erkrankungen, wie Neurodermitis, Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Burnout / Depressionen bemerkbar.

 

Darmbakterien Darmmilieu Darmgesundheit Mikrobiom Kinder Berlin(c) Fotolia Darmbakterien

Das Mikrobiom entsteht schon während der Schwangerschaft bei Babys im Mutterleib

Anders als bisher angenommen, wächst das Baby im Mutterleib der Mutter nicht steril auf. Neuste Untersuchungen zeigen: schon während der Schwangerschaft beginnt die Besiedlung des Menschen mit seinem Mikrobiom. Das Mikrobiom ist eine symbiotische Besiedlung mit Keimen an allen Hautoberflächen und auch des Darmes.  Mit diesem individuellen Schutz kann das Baby besser ausgerüstet hier auf der Welt in seiner Umgebung überleben. Dabei wird der Fötus mit den für die Familie typischen Bakterien ausgestatten, ähnlich einem Fingerabdruck, individuell auf das Kind in seiner Umwelt ausgerichtet. So finden sich in jeder Familie und jedem Land unterschiedliche Besiedlungen.

 

Das ungeborene Kind kann in der Schwangerschaft allerdings nur das Mikrobiom erhalten, welches auch die Mutter besitzt. So kann es schon hier, unabhängig welche Geburt dann später stattfindet,  zu einer Mangelbesiedlung kommen. Wenn die Mutter selbst schon unter einem Mangel zB. eines oder mehrerer Bakterienstämme leidet, zum Beispiel, weil sie sich falsch ernährt oder früher bzw. in der Schwangerschaft ein Antibiotikum eingenommen hat, kommt es häufig zu einer Dysbiose (Fehlbesiedlung). Eine Probiotische Therapie in der Schwangerschaft wirkt sich nachweislich positiv auf das Ungeborene (und die Mutter natürlich) aus. (s.u.)

 

Diese Besiedlung in der Schwangerschaft stellt ein erstes kleines Startpaket für den Säugling dar, um die Adaption des Neugeborenen an seine Umwelt zu erleichtern.

 

Die Besiedlung des Darmes bei Der Geburt

Ein weiterer, wichtiger Meilenstein bei der Besiedlung unseres Körpers und des Darms mit den, für uns  überlebenswichtigen Bakterien, ist die Geburt. Findet die Geburt unter normalen Bedingungen statt (Sponatgeburt) wird das Neugeborene innerhalb dieser Geburt mit den wichtigsten Keimen der Mutter aus Vagina und Darm, aber auch der (Geburts-) Umgebung besiedelt.

 

Wird das Kind zu Hause entbunden findet sich nachweislich eine andere Besiedlung im Darmmileu der Neugeborenen, als bei Babys, die im Krankenhaus entbunden und mit diesen dort vorherrschenden Keimen besiedelt werden. Man konnte anhand von Stuhluntersuchungen verschiedener Babys und deren Mikrobiome Rückschlüsse auf den Geburtsort ziehen (z.B.. in welchem Krankenhaus entbunden wurde) und dass, sogar noch 4-7 Jahre später.

 

Eine Fehlbesiedlung durch Kaiserschnitt

Wird ein Kind durch einen Kaiserschnitt geboren, findet in allen Fällen, statt einer Keimbesiedlung mit dem mütterlichen Mikrobiom,  eine Erstbesiedlung mit den ortstypischen Krankenhaus-Keimen statt. Das sind häufig pathogene (krankheitsmachende) Keime, die im Organismus der Kinder nichts zu suchen haben.

Kaiserschnittkinder, das konnten Studien (1) zeigen, leiden aufgrund ihrer Fehlbesiedlung deutlich häufiger unter Infekten und Asthma, als Kinder, die normal geboren wurden. Laut Koautor Stuart Turvey von Children's Hospital in Vancouver sprechen die Studienergebnisse dafür: ".... dass die ersten 100 Tage des Lebens ein kritisches Fenster darstellen, in denen (die Fehlbesiedlung der) Darmflora mit dem Risiko von Asthma und Allergien verknüpft ist" und dass ".....Möglicherweise .... eine frühe Gabe der fehlenden Mikroben bereits dazu beitragen, die Kinder später vor Asthma zu bewahren." (2) http://www.wissenschaft.de/leben-umwelt/medizin/-/journal_content/56/12054/8183479/Darmflora-gegen-Asthma/   (1) http://stm.sciencemag.org/content/7/307/307ra152

Antibiotika bei Säuglingen, Kindern und Erwachsenen

Doch nicht nur ein Kaiserschnitt kann zu einer Dysbiose/Fehlbesiedlung des menschlichen Mikrobioms und somit zu Infektanfälligkeit und auch chronischen Erkrankungen führen. Schon die Ernährung der Mutter in der Schwangerschaft, die Ernährung der Kinder, Babys und Erwachsenen prinzipiell ist von größter Bedeutung. Auch Umwelteinflüsse, Stress, Hormone, Rückstände im Trinkwasser, Zusatzstoffe in der Nahrung und vor allem Medikamente haben einen entscheidenden Einfluss auf die Stabilität des Darmmilieus.

 

So zeigten Studien, dass ein gesundes, nicht vorgeschädigtes Darmmileu in der Regel in der Lage ist, eine einmalige Einnahme eines Antibiotikums zu tolerieren. Schon wenige Tage, nach Absetzen der Erst-Antibiose, konnte hier kein Unterschied mehr festgestellt werden. Doch wurde innerhalb der nächsten 6 Monate ein weiteres Antibiotikum eingenommen, konnte sich das Darmmilieu dann nicht wieder erholen und die Schädigung des Milieus der Darmschleimhaut war nach einem Jahr immer noch nachweisbar. (3) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20847294

 

Chronische Krankheiten und das Darmmileu

Neuere Studien zeigen, dass viele schwere chronische Krankheiten mit einer Störung des Darmmikrobioms assoziert sind. So konnten Typ I Diabetes, Reizdarm, chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, Nahrungsmittelallergien, Fettleber und Histaminintoleranz in Zusammenhang mit einer Dysbiose gebracht werden. Aber auch bei schweren neurodegenerativen Erkrankungen, wie M.Parkinson und Multipler Sklerose (MS) besteht ein Zusammenhang (4) http://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/50-pressemitteilungen/pressemitteilung-2015/3119-hirnforschung-im-darm-wie-die-darmflora-das-gehirn-krank-macht-und-wie-sie-es-schuetzt

 

Kalliomäki et al gab vorbelasteten Schwangeren (welche selbst (oder ihr Partner) an Hautekzemen, Allergien oder Asthma etc. litten in der Schwangerschaft und deren Babys bis 6 Monate nach der Geburt ein Probiotikum (Lactobazillus rhamnosis). Damit verhinderte er bei 50% mehr Patienten den Ausbruch einer Neurodermitis, gegenüber der Placebogruppe.  (5) http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11297958

 

Vortrag Darmgesundheit:   am 09.02.2016  18-19:30 Uhr Praxis am Ostkreuz Berlin Friedrichshain

Darmmikobiom Darmgesundheit Vortrag Berlin Probiotika Kinder

Die neuen medizinischen Forschungen zeigen, wie wichtig es ist, sich mit dem Mikrobiom des menschlichen Darms eingehender zu beschäftigen.

Jede/r selbst kann und muss sich um die Gesundheit und Stabilität seiner Mikrobioms kümmern, damit Krankheiten und Unwohlsein vermieden werden können. Dazu zählt neben einer ausgeglichenen Ernährung auch das Wissen darüber, was denn das richtige "Futter" für die eigenen Mitbewohner sein könnte. Natürlich gehören das Vermeiden von Stress- und unnötiger Arzneieinnahme (zB. Antibiose, Diclophenac oder ASS)  ebenfalls zur Prävention und Pflege.

In meinem Vortrag gebe ich Ihnen Infos über den Darm, seine Geschichte, seinen Aufbau, seine Besiedlung und den Zusammenhang zwischen Darm und Psyche. Ich spreche über die Aufgaben der Darmflora und der Darmschleimhaut, über das Leaky gut Syndrom (geschädigter Darm), über Silent Inflammation (stille Entzündungen im Körper) und welche Krankheiten damit im Zusammenhang stehen. Am Schluss erfahren Sie, was Sie selbst für sich oder Ihr Kind tun können, um in einer guten Symbiose mit Ihrem Körper beschwerdefreier und gesünder leben zu können.


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©Heike Dahl




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