Als Mitte März die Ausgangsbeschränkungen wegen der Corona-Krise in Kraft getreten sind, fiel mir als erstes diese Stille auf, die sich plötzlich über das Land gesenkt hatte.
Wir wohnen in einer ruhigen Gegend, aber auf einmal fehlte der Berufsverkehr zu den üblichen Zeiten. Und aus dem nahen Kindergarten hörte man plötzlich keine spielende Kinder mehr. Im ersten Moment hat mir diese „Karfreitagsstimmung“ Angst gemacht und die Situation war ja auch ziemlich besorgniserregend.
Aber ich merkte auch gleichzeitig, dass diese Ruhe auch etwas Gutes in sich birgt.
Warum wir eine ruhige Umgebung oft nur schlecht ertragen
Oft verwechseln wir Stille mit Stillstand oder Inaktivität und nehmen sie fast schon ein wenig persönlich.
Denn unser Leben ist nur selten ganz ruhig. Auf den Straßen, im Berufsalltag und in der Familie sind wir immer einem gewissen Lärmpegel ausgesetzt. In unserer Freizeit hören wir Musik, schauen Fernsehen oder feiern auf Partys, um uns von Ärger und Problemen abzulenken.
Wenn es um uns herum ganz still ist, werden wir auf unser Selbst reduziert.
Warum Stille viel wichtiger für uns ist, als wir glauben – Sieben Gründe
Dabei sind Momente, in denen Ruhe herrscht und wir keiner Ablenkung ausgesetzt sind, sehr wichtig für uns. Das behaupte nicht nur ich, dass sagt auch die Forschung.
Ich habe einmal für euch sieben Gründe für mehr Stille zusammengefasst:
1. Stille hilft gegen Stress
Geräusche aller Art können dafür sorgen, dass Stresshormone freigesetzt werden. Egal, ob es sich dabei um Babyweinen oder eine kreischende Säge handelt: wir horchen automatisch auf. Ein dauernder Lärmpegel versetzt uns in Dauerstress. Solche Belastungen können uns bis in den Burnout treiben. Erst in geräuschfreien Momenten werden wir wieder unsere Batterien aufladen.
2. Stille ist gut für den Körper
Wenn unser Körper Stresshormone ausschüttet (weil es gerade laut ist), wird der komplette Organismus belastet. Auf die Dauer kann das zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, genauso wie zu Problemen mit den inneren Organen und schlechten Blutwerten. Aber als erstes spüren wir diese zusätzlichen Belastungen in Form von Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und schlechtem Schlaf – was uns dann ja auch wieder stresst.
3. Stille ist gut für die Seele
Wenn euch ein Problem nicht loslässt, wenn euch Sorgen umtreiben oder ihr deprimiert seid, ist Stille das Beste, was ihr für euer Seelenleben tun könnt. Im Prinzip ist das auch der Gewinn, den wir aus Meditation, Yoga oder dem hier kürzlich vorgestellten Waldbaden ziehen können. Stille Momente machen den Kopf frei und beugen psychischen Erkrankungen, wie Depressionen vor.
4. Stille fördert das Denken
Wenn es um uns herum laut ist, fällt es uns schwer, nachzudenken. Denn irgendwann macht unser Gehirn dicht, weil es die Reize nicht mehr verarbeiten kann. Und daraus folgert sich auch der nächste Punkt:
5. Stille fördert die Konzentration
Wenn es um uns herum immer hektisch und laut ist, leidet automatisch unsere Konzentrationfähigkeit. Denn unser Gehirn reagiert ständig auf die verschiedenen Impulse. Wir beginnen Fehler zu machen, können uns bestimmte Dinge nicht mehr merken und es fällt uns schwer, Entscheidungen zu treffen.
(By the way: Das gilt anscheinend nicht für heranwachsende Schüler, die ihren Eltern immer wieder versichern, dass sie nur bei lauter Musik Hausaufgaben machen können.)
6. Wenn es still ist, wächst das Gehirn
Wenn es ruhig ist, wächst unser Gehirn zwar nicht im Umfang. Aber es werden neue Areale freigeschaltet und miteinander verknüpft. Das habe ich mir nicht eben ausgedacht, US-amerikanischer haben dies 2013 herausgefunden (Quelle)
7. Stille macht kreativ
Ihr habt zehn Minuten Stille gegönnt. Nun ist euer Stresspegel wieder auf ein normales Level gesunken, eurem Körper geht es dadurch wieder gut und ein bestimmtes Problem lastet nicht mehr ganz so schwer auf euch. Das bedeutet: Euer Gehirn hat sich regeneriert, ist wieder fit, kann sich voll konzentrieren. Und was passiert jetzt? Ihr seid kreativ! Egal, ob ihr nun eine Suppe kochen wollt oder ob es gilt, ein mathematisches Problem zu lösen – ihr werdet eine tolle Idee haben!
So bringt ihr Stille in euer Leben
Je nach dem, wie sich eure Wohnungsituation darstellt oder euer Alltag gestaltet ist, kann dies leicht oder schwierig sein.
- Am einfachsten wäre es natürlich, wenn ihr euch mit Meditation beschäftigt und ideal wäre es, wenn ihr dies ohne Musik oder Anleitung macht. Das fällt schwer, ich weiß.
- Hört ihr Musik beim Yoga? Typische Yoga-Musik ist ja immer sehr entspannend, dennoch verzichte ich inzwischen mehr und mehr auf diese Berieselung.
- Wenn es euch möglich ist, bewegt euch regelmäßig in der Natur. Lasst dabei Handy und Ohrstöpsel zu Hause. Und vielleicht werdet ihr nun sagen, dass es auch in der Natur viele Geräusche gibt. Aber Blätterrauschen, Vogelgezwitscher oder Wellen liegen geräuschtechnisch auf einem ganz anderen Level.
- Versucht, euch jeden Tag eine stille Auszeit von mindestens zehn Minuten zu gönnen. Ihr könnt diese Zeit ans Ende eurer Yogasitzung legen oder ihr steht ein bisschen früher auf und genießt die ruhigen Minuten am Morgen.
- Besorgt euch gut abdichtende Kopfhörer oder Ohrstöpsel, wenn ihr in eurem Arbeitsleben den Lärm um euch herum aussperren wollt. Das ist eine gute Methode für Menschen, die in Großraumbüros arbeiten.
Berühmte letzte Worte:
In der Ruhe liegt die Kraft
Ich weiß nicht, woher dieses Sprichwort stammt. Aber je älter ich werde, umso mehr Weisheit erkenne ich darin. Ruhe oder Stille spendet uns mentale, psychische und physische Power. Deswegen wünsche ich euch viele stille, ruhige Momente!