In meinen Coachings bekomme ich immer wieder diese Selbstgespräche mit, in denen meine Kunden unzufrieden mit sich und ihrem Verhalten sind. Ich kenne das durchaus auch aus meinem eigenen Erleben. Fachsprachlich nennt man so was den „Inneren Kritiker“, mit dem wir uns selbst beschimpfen und antreiben. Und dabei gar nicht nett zu uns selbst sind. Und ja – der Innere Kritiker gehört irgendwie zu unserer Persönlichkeit dazu, ist einer der Teile in unserer inneren Vielfalt.
Gehört der Innere Kritiker zu unserer Persönlichkeit?
Doch gehört er wirklich zu uns? Sind wir unser Innerer Kritiker? Ich behaupte ganz klar: Nein! Der Innere Kritiker ist ein sehr cleverer Umgang mit den Gegebenheiten im außen, meistens in unserer Kindheit. In einer Zeit, in der wir die Normen & Gesetze unserer Familie kennen lernen. Und manchmal dagegen verstoßen und dafür in irgendeiner Weise bestraft werden. Blödes Spiel.
Um der Strafe zu entgehen, passen wir uns an. Klar, eine permanent blutige Nase macht niemandem Spaß. Wir verinnerlichen die Werte, Normen und Gesetze unserer Umwelt und erschaffen damit unseren Inneren Kritiker, der uns davon abhält, von außen bestraft zu werden. So halten wir uns aus uns selbst heraus in Schach. Und je öfter er zum Zuge kommt, desto perfekter wird das Spiel. Wir reglementieren uns selbst, um einer Bestrafung von außen zu entgehen und erschaffen so einen Teil in uns, der manchmal nicht nett zu uns selbst ist.
Was können Sie daraus lernen: Immer dann, wenn sich Ihr Innerer Kritiker meldet, dann hören Sie eigentlich Ihre Eltern oder die Stimmen der Umwelt in Ihrer Kindheit, die Sie unbewusst verinnerlicht haben. Und manchmal hilft dieses Wissen dann, nicht mehr so streng zu sich selbst zu sein, sondern etwas nachsichtiger. Denn unsere Kindheit ist vorbei. Und eigentlich können wir heute eigene Werte und Normen erschaffen, die uns besser tun und mit denen es uns besser geht. Und – neben dem Inneren Kritiker wird es noch andere Teilpersönlichkeiten in Ihnen geben. Manchmal ist es sinnvoll, diese von Zeit zu Zeit genauer unter die Lupe zu nehmen und auszusortieren – was ist für mein heutiges erwachsenes Leben noch brauchbar und was nicht.