Warum Schubladendenken Stillstand bedeutet. Und was positives Vorleben damit zu tun hat.

Von Cordula

Nichts hält uns so sehr zurück wie Schubladendenken. Denn es hemmt uns dabei uns weiter zu entwickeln. Es ist vielmehr selbst erwählter Stillstand.

Doch wir alle praktizieren es. Auf die eine oder andere Weise. Stecken Menschen verschiedener Gruppierungen in Schubladen.

Einmal Scheuklappen auf, nicht mehr ablegen, bitte.

Doch wir leben nicht auf diesem Planeten um in irgendwelche Schubladen gepresst zu werden. Vielmehr sind wir alle individuell. Und so möchte ein jeder von uns doch betrachtet werden, oder?

Gut, in der Theorie klingt das immer so leicht. Open minded zu sein. Jedem neuen Menschen, der uns begegnet eine faire Chance zu geben. Uns nicht von unseren schlechten Erfahrungen leiten zu lassen und womöglich aus Vermeidungsverhalten oder fehlendem Vertrauen einem anderen Unrecht zu tun.
Unser Leid nicht an einen anderen weiter zu geben sozusagen.

Wie gesagt, wir alle tun es. In irgendeiner Art und Weise. So hat jede Gruppierung ihre Stereotype. Gewisse Eigenschaften, die wir gewissen Charakteren zuschreiben.

Nun gut, dass Schubladendenken einen nicht besonders weiter bringt, ist denke ich wohl logisch. Nun habe ich mich in diesem Zusammenhang in letzter Zeit öfters mal gefragt ob es überhaupt von Nutzen ist in Sachen Tierproduktekonsum Menschen mit der Realität dahinter zu schockieren? Oder ob es nicht besser ist andere durch positives Vorleben zu animieren es einem gleich zu tun?

„Wenn du in dieser Welt etwas verändern möchtest, dann sei du selbst die Veränderung“

So heißt es zumindest. Denn wir können nicht die Denkweise und das Handeln der Menschen um uns herum verändern. Wir können nur Denkanstöße liefern, die im besten Fall zu Veränderungen führen. Doch wie erreichen wir dies am sinnvollsten?
Indem wir immer wieder mit Schockbildern um die Ecke kommen? Oder irgendwelche Schockberichte in sozialen Netzwerken teilen?

Ab und an diese Bilder zu sehen kann nicht schaden, wie ich finde. Denn es sind einfach Zeugnisse der heutigen Realität. Und dieser sollte man auch ins Auge blicken, statt sie hinter aufgehübschten Kulissen zu verstecken. Andernfalls, wenn man sich solche Bilder weigert anzusehen oder sich nicht dazu in der Lage fühlt, sollte man sich fragen: Warum?

Was mich damals bewogen hat mein Essverhalten zu ändern waren eben diese Bilder. Damals durch die Dokumentation Food.Inc.
Denn bis dahin wusste ich nichts über die Hintergründe von Milch und Eiern. Das ergab erst die Recherche nach dem Denkanstoß.

Doch heute möchte ich solche Bilder auch nicht immer wieder sehen. Denn es geht mir immer wieder nahe.


Aktivismus hat viele Gesichter

Aktivismus hat viele verschiedene Facetten. So gibt es solche, die zu Mahnwachen vor Schlachthöfen gehen und sich vor Ort einsetzen. Solche, die im Social Media Universum tagtäglich Bilder mit Zitaten wie: „Auch Kälber wollen leben“ posten.
Oder solche, die einfach ihr Ding durchziehen und auf ihrem Weg vielleicht den einen oder anderen inspirieren.

Meine Form des Aktivismus ist mein Blog. Denn hier kann ich über ein Thema schreiben, das mir sehr am Herzen liegt. Und dabei ganz auf meine Art informieren.
Denn Proteste auf der Straße oder Mahnwachen sind nichts für mich. Schön zu betrachten finde ich es, wenn ich sehe, dass ich mit meinen Beiträgen andere Menschen erreiche. Indem meine Artikel geteilt oder verlinkt werden.

Wir alle sollten einen Blick auf die Realität werfen. Denn nur so können wir uns dieser bewusst werden und sie dann auch verändern.

Doch wir sollten die Medienlandschaften auch nicht damit überfluten und unter Aktivismus ständige Schock-Vergleiche verstehen.

Begriffe begünstigen manchmal Schubladen

Wenn ich damals sagte, dass ich Veganer bin, so wird dies in den meisten ein bestimmtes Bild hervorrufen. Dasselbe gilt, wenn ich sage: Ich ernähre mich vorwiegend vegan, ab und an aber auch vegetarisch. Auch hierzu wird es gewisse Verbidlichungen in den Köpfen meiner Gegenüber geben.
Manchmal fühle ich mich dann auch selbst in der Rolle mich für meine Lebensweise irgendwie rechtfertigen zu müssen. Erklärungsbedarf zu decken, dass ich nicht zu jenen gehöre, die andere zu „missionieren“ versuchen. Als müsste man sich für die Bildung einer Meinung zu einem bestimmten Thema entschuldigen.
Und dann frage ich mich aber auch wieder warum ich überhaupt das Gefühl habe mich für meine Lebensweise rechtfertigen zu müssen nicht einer von „denen“ zu sein?

Ich weiß was für eine Art Mensch ich bin. Von daher kann es mir ja prinzipiell egal sein in welche Schublade mich mein Gegenüber stecken möchte. Dennoch, Intoleranz oder Klischeedenken ist nichts, das ich in meinem privaten Alltag möchte. Simpel deshalb, da es mir nicht gut tut.
Von daher, willkommen sind diejenigen, die mich, unabhängig von Begrifflichkeiten und damit einhergehenden Klischees, so annehmen wie ich bin.

Nichts desto trotz können wir ja eigentlich auch nichts dafür, dass wir in Schubladen denken. Denn irgendwo ist das auch wieder ein automatischer Mechanismus. Etwas, das in unserer Natur liegt sozusagen. So dient die Einteilung in Schubladen der Sicherstellung unserer Sicherheit. Sehen wir einen Wolf wissen wir, hier droht Gefahr. Sehen wir einen Hund wissen wir, dass diese mögliche Gefahr nicht gegeben ist.
So wenden wir diesen Menchanismus jedoch auch in unserem sozialen Leben an. Dann, wenn wir Menschen das erste Mal begegnen zum Beispiel. So entscheiden schon ein paar Sekunden, ob wir jemanden als sympathisch oder unsympathisch werten. Manchmal kann es dabei auch vorkommen wir begegnen einem Menschen, werfen diesen erst einmal in eine Schublade, reden wir dann aber mit ihm, revidieren wir unser erstes Urteil wieder. Denn, er oder sie ist ja doch ganz nett, entspricht so gar nicht der Vorstellung, die wir anfangs doch hatten.

Also prinzipiell ist Schubladendenken gar nicht mal schlecht. Das wird es erst, wenn wir nicht die nötige Flexibilität an den Tag legen Urteile auch wieder zu ändern oder manchen Aspekten mit einer offenen Haltung zu begegnen.

So viel zum Thema Schubladendenken. Ein weiterer Aspekt ist der der Begrifflichkeiten. So unterliegen diese meist bestimmten Definitionen. Und mit diesen verknüpften Vorstellungen sowie Stereotype. Daher sorgen Begrifflchkeiten nicht selten für das Aufflackern gewisser Vorstellungen.
Manchmal begründen wir unser Schubladendenken dann gerne mal mit schlechten Erfahrungen. Man habe schlechte Erfahrungen mit Veganern gemacht. Etwas, das ich immer wieder zu hören bekommen habe.
Doch jede neue Begegnung mit einem Menschen aus einer bestimmten Gruppe ist auch wieder eine 50:50 Chance positive Erfahrungen zu machen. Doch das werden wir nur erfahren, wenn wir uns aus unserem Schubladendenken heraus bewegen.
Daher können Begriffe auch unsere Sichtweise auf die Welt begrenzen. Dieser sozusagen die Freiheit nehmen.

Es gibt viele verschiedene Facetten

Manchmal glauben wir, wenn wir eine Erkenntnis gewonnen haben, dass dies die einzige Wahrheit wäre. Das einzig Richtige.
Soll es die Politik richten. Oder eine Mischkost sei das einzig Natürliche, denn wir sind ja Allesesser. Oder aber wir alle sollten uns ausschließlich vegan ernähren. Vegetarisch reicht nicht.

Was ist nun die Wahrheit?

So gibt es hierzu beispielsweise in Jonathan Safran Foers Buch „Tiere essen“ eine Passage, in welcher er von einem Veganer berichtet, der eine mobile Schlachtanlage entwirft, damit ein Bauer gegenüber der Massentierhaltungskonkurenz noch weiter existieren kann, da dieser noch auf vergleichsweise artgerechte Geflügelhaltung setzt.

Ist dieser Ansatz nun richtig oder falsch?
Sollte ein Veganer einen Bauern auf eine solche Art und Weise unterstützen? Oder ist es nicht irgendwo entgegen der veganen Lebensweise?
Was ist die Wahrheit?

Als ich noch Veganer war, wurde mir öfters in Gesprächen gesagt es gäbe mehr als nur schwarz und weiß. Mehr als alles oder nichts. (Da hätten wir das Schubladendenken wohl wieder ;)) Denn, ausgehend von dem Umstand, dass ich damals Veganer war, musste es wohl in den Augen vieler so sein, dass ich nur für eine vegane Lebensweise als das einzig Richtige plädieren würde. Dass ich selbst keine Grauabstufungen dazwischen gelten lassen würde.
Dabei gibt es unzählige Grauabstufungen. Und damit unzählige Möglichkeiten. Verschiedene Ansätze. So zumindest aus meiner Sicht. Denn was sich für mich als richtig anfühlt, muss es nicht für einen anderen sein.


Bewusstsein und positives Vorleben

Veränderung beginnt meistens mit Bewusstsein. Damit, dass man sich einer Tatsache gewahr wird.

Ich für meinen Teil habe die Erfahrung gemacht, dass ich mit positivem Vorleben wesentlich mehr erreiche, als mit erhobenem Zeigefinger zu schwingen.
Es macht vor allen Dingen auch viel mehr Spaß Fragen, basierend auf echtem Interesse zu beantworten. Zudem, solche Menschen, die mit einer negativen Ansicht an einen heran treten, wozu hierfür viel Energie aufwenden? Um diese irgendwo von seinem Standpunkt zu überzeugen?
In meinen Augen ist das einfach nur verschwendete Energie. Und auch einfach nur erschöpfend.

Stattdessen einfach positiv vorleben. Jene, die sich angesprochen fühlen, werden dann schon kommen und den eigenen Weg kreuzen.
Denn es gibt so viele positive Aspekte, die mit einer pflanzlichen Lebensweise einher gehen. Das kann eine ganz schön spannende Entdeckungsreise sein :).