„Mama? Kannst du mir mal helfen?“
Es ist Abend und ich liege mit den Zwillingen im Bett und lasse mir vorlesen. Danach lese ich noch vor. Fragend schaue ich den großen Riesensohn an, der vor dem Bett steht und mich bittend und mit Riesenaugen anschaut. Es scheint doch irgendwie dringend zu sein.
„Nur wenn es um Leben und Tod geht“, sage ich.
Er nickt. Um Himmels Willen! Was mag passiert sein?
Also rolle ich mich aus der Mitte und gehe mit ihm um’s Eck. Vielleicht soll es ja keiner hören?
„Also?“, frage ich.
„Ich weiß nicht, welcher Bettbezug zu meiner Bettdecke passt“, erklärt der Riesensohn, „weil die ist so groß.“
„Hase“, beginne ich meine Leben-und-Tod-Rede, werde aber unterbrochen …
„Mama! Es ist wirklich wichtig! Der Bettbezug muss passen, sonst ist mein Bett ungemütlich, dann kann ich nicht gut schlafen. Dann bin ich den ganzen Tag müde. Wenn ich müde bin, bin ich unkonzentriert in der Schule. Dann kriege ich schlechte Noten und wenn ich schlechte Noten habe, kriege ich einen schlechten Schulabschluss und dann einen schlechten Job und dann habe ich nicht viel Geld und dann kann ich mir nicht genug zu essen kaufen.“
Andächtig schweige ich zwei oder drei Minuten und suche ihm dann einen passenden Bettbezug aus. „Danke, Mama“, bekomme ich noch einen Kuss und verweile noch ein Weilchen vor dem Bettwäsche-Schrank.