Als die USA ihren Unabhängigkeitskrieg gewonnen hatten, gründete sich das junge Gemeinwesen nicht auf die Verfassung, die wir heute kennen - mit ihren Wahlmännern und -frauen, dem Kongress und der Erlaubnis zum privaten Waffenbesitz - sondern auf die so genannten "Articles of Confederation", eine Verfassung die so unpraktikabel war dass sie noch im selben Jahrzehnt durch eben diese Verfassung ersetzt wurde. Damit waren damals nicht alle glücklich, und die Verfassungsväter nutzten das ganze Repertoire ihrer Tricks, um die Eliten des Landes auf ihre Seite zu ziehen. Einer dieser Tricks war die Übernahme der horrenden Schulden der Einzelstaaten, die noch aus dem Unabhänigkeitskrieg herrührten, durch die neue Bundesregierung. Wie zuvor das moderne Großbritannien entstand der amerikanische Staat durch die Einrichtung einer Staatsschuld, die (kurz darauf) von einer semi-autonomen Zentralbank gesteuert wurde.
Die Zentralbank legt bekanntlich die Leitzinsen fest. Sind diese niedrig, ist es günstig, Geld zu leihen, was allgemein das Wachstum ankurbelt (weil Investitionen leichter sind), aber auf der anderen Seite Blasen begünstigt und inflationstreibend sein kann. Sind sie hoch, ist es teuer, Geld zu leihen, was allgemein das Wachstum senkt (weil nicht investiert wird), was Blasen unwahrscheinlicher macht und inflationshemmend sein kann. Sowohl die USA als auch - in etwas geringerem Ausmaß - der Euro-Raum erleben gerade eine ungewöhnlich lange Periode ungewöhnlich niedriger Zinsen, ohne dass es zu der befürchteten Inflation kommt. Sowohl die amerikanische Fed als auch die EZB verfehlen gerade regelmäßig das festgelegte Inflationsziel von 2%, und eine Blase ist gerade auch nicht in Sicht. Trotzdem warnen vor allem konservative bis liberale Kreise beständig vor der drohenden Inflationsgefahr, auch wenn sich ihre bisherigen Warnungen allesamt als falsch herausgestellt haben. Teilweise sind die Warnungen nur noch bizarr. Warum haben diese Leute so viel Angst vor niedrigen Leitzinsen?
Eine Antwort darauf finden wir im Rückgriff auf die eingangs erzählte Geschichte von der amerikanischen Revolution. Die Bundesregierung hat die Staatsschulden nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern aus knallhartem Kalkül übernommen. Die Wirtschaft war in der Zeit der "Articles of Confederation" in einem katastrophalen Zustand und das Land in einem desaströsen Handelskrieg mit Großbritannien gefangen, der seine Expansionschancen deutlich hemmte. Besonders die wohlhabenden Pflanzer und Geschäftsleute (die während des Unabhängigkeitskriegs in die Milizen der einzelnen Staaten investiert hatten, indem sie die jeweiligen bonds kauften) fragten sich damals, ob die unabhängige Republik wirklich eine gute Idee war oder ob man nicht unter britischer Herrschaft oder vielleicht einem autoritäreren System besser fahren würde. Durch die Übernahme der Staatsschuld in die neue Bundesregierung wurden die bisherigen Investments, die man bereits fast abgeschrieben hatte, plötzlich wieder stabil und wertvoll und warfen eine sichere, stabile Rendite ab. Mit diesem Schritt band die amerikanische Regierung die reichen Eliten an das junge politische System, eine enge Verklammerung, ohne die eine Demokratie einen schweren Stand hat - man sehe nur nach Weimar, wo ein ähnlicher Mechanismus fehlte und die reichen Eliten ihr Heil mit bekannten Folgen bei autoritären Systemen suchten.
Und genau hier liegt die tatsächliche Gefahr von niedrigen Leitzinsen, solange keine Inflation oder Blasen drohen: niedrige Zinsen mögen das Wachstum ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen, aber sie sind schlecht für die Rentiers und ihre Rendite. Wenn diese Gruppen glauben, dass eine demokratische Regierung ihre Interessen massiv gefährdet, kann dies zu ernsthaften Verschiebungen im politischen System führen. Da sich diese Interessengruppen aber hinter den Angstszenarien vom jetzt aber ganz sicher kommenden Inflationsschwung verstecken, ist diese Verbindung nicht offenkundig, erlaubt man ihnen, sich als Vertreter des Gemeinwohls zu präsentieren, während sie in Wahrheit nur Partikularinteressen folgen. Es lohnt daher, auf diesen Zusammenhang hinzuweisen und sich nicht hinters Licht führen zu lassen.
Die Zentralbank legt bekanntlich die Leitzinsen fest. Sind diese niedrig, ist es günstig, Geld zu leihen, was allgemein das Wachstum ankurbelt (weil Investitionen leichter sind), aber auf der anderen Seite Blasen begünstigt und inflationstreibend sein kann. Sind sie hoch, ist es teuer, Geld zu leihen, was allgemein das Wachstum senkt (weil nicht investiert wird), was Blasen unwahrscheinlicher macht und inflationshemmend sein kann. Sowohl die USA als auch - in etwas geringerem Ausmaß - der Euro-Raum erleben gerade eine ungewöhnlich lange Periode ungewöhnlich niedriger Zinsen, ohne dass es zu der befürchteten Inflation kommt. Sowohl die amerikanische Fed als auch die EZB verfehlen gerade regelmäßig das festgelegte Inflationsziel von 2%, und eine Blase ist gerade auch nicht in Sicht. Trotzdem warnen vor allem konservative bis liberale Kreise beständig vor der drohenden Inflationsgefahr, auch wenn sich ihre bisherigen Warnungen allesamt als falsch herausgestellt haben. Teilweise sind die Warnungen nur noch bizarr. Warum haben diese Leute so viel Angst vor niedrigen Leitzinsen?
Eine Antwort darauf finden wir im Rückgriff auf die eingangs erzählte Geschichte von der amerikanischen Revolution. Die Bundesregierung hat die Staatsschulden nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern aus knallhartem Kalkül übernommen. Die Wirtschaft war in der Zeit der "Articles of Confederation" in einem katastrophalen Zustand und das Land in einem desaströsen Handelskrieg mit Großbritannien gefangen, der seine Expansionschancen deutlich hemmte. Besonders die wohlhabenden Pflanzer und Geschäftsleute (die während des Unabhängigkeitskriegs in die Milizen der einzelnen Staaten investiert hatten, indem sie die jeweiligen bonds kauften) fragten sich damals, ob die unabhängige Republik wirklich eine gute Idee war oder ob man nicht unter britischer Herrschaft oder vielleicht einem autoritäreren System besser fahren würde. Durch die Übernahme der Staatsschuld in die neue Bundesregierung wurden die bisherigen Investments, die man bereits fast abgeschrieben hatte, plötzlich wieder stabil und wertvoll und warfen eine sichere, stabile Rendite ab. Mit diesem Schritt band die amerikanische Regierung die reichen Eliten an das junge politische System, eine enge Verklammerung, ohne die eine Demokratie einen schweren Stand hat - man sehe nur nach Weimar, wo ein ähnlicher Mechanismus fehlte und die reichen Eliten ihr Heil mit bekannten Folgen bei autoritären Systemen suchten.
Und genau hier liegt die tatsächliche Gefahr von niedrigen Leitzinsen, solange keine Inflation oder Blasen drohen: niedrige Zinsen mögen das Wachstum ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen, aber sie sind schlecht für die Rentiers und ihre Rendite. Wenn diese Gruppen glauben, dass eine demokratische Regierung ihre Interessen massiv gefährdet, kann dies zu ernsthaften Verschiebungen im politischen System führen. Da sich diese Interessengruppen aber hinter den Angstszenarien vom jetzt aber ganz sicher kommenden Inflationsschwung verstecken, ist diese Verbindung nicht offenkundig, erlaubt man ihnen, sich als Vertreter des Gemeinwohls zu präsentieren, während sie in Wahrheit nur Partikularinteressen folgen. Es lohnt daher, auf diesen Zusammenhang hinzuweisen und sich nicht hinters Licht führen zu lassen.