Warum Motorradfahren keine Erholung ist (Aus dem Archiv – die meistgelesenen)

Von Bitte Löschen

Es gab mal eine Zeit, da ich einen motorradfahrenden Freund hatte. Vielleicht kann man es auch eher mit „motorradfliegenden Freund“ beschreiben. Er hat ja nicht viele Unfälle gebaut, hinterließ aber hinter sich eine Schneise der Verwüstung. Schreckensbleiche Rentner in Mercedes Dieseln, wütende Polizisten, durch den Fahrtwind frisch frisierte Damen, lärmbelästigte Anwohner.

Ich beschloss also, um ein gemeinsames Hobby pflegen zu können, selbst einen Motorradführerschein zu erwerben. Gesagt, getan. Einige Wochen und 1.200 DM später hielt ich den Führerschein nach einer sehr lustigen Fahrschulzeit in den Händen.

Jetzt wollt ich natürlich unbedingt fahren! Also, ab zum Einkaufen mit der Maschine. Draußen vor dem Laden stellte ich dann fest, dass der Platz im Sattelfach sehr begrenzt ist. Also ließ ich zwei Liter Milch direkt im Müll verschwinden. Dann musste ich eben am Tag darauf noch einmal einkaufen. Aber diesmal mit dem Auto, weil ich ja auch noch eine Kiste Wasser auf meiner Einkaufsliste hatte.

Nun schwärmten alle immer so von Spazierfahrten durchs Siebengebirge. Mein damaliger Freund suchte dann auch eine schöne Strecke aus und „fuhr dann schon mal vor“. Mit 120 durch die Serpentinen, sonst macht es ja keinen Spaß. Ich juckelte also als Anfängerin vorsichtig und mutterseelenalleine mit den angegebenen 50 km/h  hinterher. Es können, dem Hupen der Autofahrer hinter mir nach zu urteilen, vielleicht auch nur 35 km/h gewesen sein. Wenn ich nicht gerade laut angehupt wurde, hörte ich vor allem meinen eigenen Atem. Das wird von Bikern als sehr beruhigend beschrieben, ich kam mir in meiner Kluft aber immer eher wie Darth Vader vor. Und wer will schon Lukes Vater sein?

Spazierfahrten fielen also für mich raus. Einkaufen auch. In der Innenstadt bin ich wegen der Schienen auch nicht so gerne gefahren. Im Winter und bei Regen nahm ich dann auch lieber Bus und Bahn. Und wenn es zu heiß war, auch, denn an der Ampel hab ich in meiner Lederkombi fast einen Hitzschlag erlitten. Dann aber war der eine Tag da. Es war leicht bewölkt, hinreichend warm, keine Pfützen oder rutschige Blätter auf der Straße, ich hatte keine großen Einkäufe zu erledigen. Perfekt! Ich setzte mich auf meine Maschine, stellte fest, dass sie nicht mehr ansprang, ging wieder rein, rief beim Kölner Stadtanzeiger an und gab eine Anzeige auf: „Motorrad zu verkaufen.“