Im Sommerhimmel explodieren riesengroße Feuerbälle. Erst einige Sekunden nach dem Blitz höre ich die Explosion. Es ist das Abschluss-Feuerwerk der Fête Blanche in Velden am Wörthersee.
An der großen Zeitverzögerung zwischen Blitz und Knall merken selbst ungeübte Ohren, dass sich Schall und Licht mit unterschiedlicher Geschwindigkeit ausbreiten. Beim Auflegen kann einen die langsamere Schallgeschwindigkeit in den Wahnsinn treiben.
Es ist ein großer Sprung vom Wohnzimmer-DJ in den Club. Nicht nur, dass du plötzlich für Publikum spielst. Da gibt es noch etwas anderes: Das Beatmatching funktioniert in einer Discothek nicht mehr wie Zuhause.
In einem kleinen Raum stehen die Boxen nahe bei deinem Mischpult und dem Kopfhörer. Der Zeitversatz zwischen beiden Schallquellen ist minimal.
Dagegen können in einem Club die Boxen auch mal 20 Meter entfernt stehen. Deshalb kommt der Schall verzögert bei dir an. Wenn du also das Kopfhörer-Signal mit der Musik der Anlage übereinander legst, laufen die Lieder leicht zeitversetzt. Deshalb sind Monitorboxen so wichtig für präzises Auflegen.
Monitorboxen oder Cue-Mix
Je größer der Abstand zwischen PA-Boxen und Mischpult, desto wichtiger wird der Bezug zu einem unverzögerten Referenzsignal. Falls keine Monitorboxen da sind, kannst du nur komplett unter dem Kopfhörer mixen. Also beide Ohren mit dem Kopfhörer-Sound beschallen.
Ich kenne einige DJs, die verwenden dafür den Mono-Split im Mischpult. Wie bei einer Monitorbox hast du das Live-Signal auf einem Ohr und das Vorhör-Signal auf dem anderen Ohr. An diese Aufteilung konnte mich nie gewöhnen, auch wenn ich das Prinzip verstehe.
Da ich mich nur selten auf ein gutes Monitoring-System verlassen kann, nutze ich fast ausschließlich die Pre-Mixing-Funktion der besseren Mischpulte. Über den Mixing-Regler des Pioneer DJM-800 bestimme ich das Lautstärke-Verhältnis zwischen dem Master-Signal und dem Song, den ich gerade Cue.
Den Anfang des Übergangs mache ich noch unter dem Kopfhörer. Das hat jedoch den Nachteil, dass ich die Lautstärke des Summensignals nicht mehr so detailiert mitbekomme, wie es über die PA geht. Zum Beispiel können die Vocals zu leise sein oder der nächste Songs ist viel zu laut. Deshalb mixe ich den Rest des Übergangs dann meist über den Sound der PA, ganz ohne Kopfhörer.
Auf eine Monitorbox zu verzichten schont für mich auch die Ohren. Denn das beste Monitoring nützt nichts, wenn es zu leise eingestellt ist. Dann übertönt die Lautstärke der PA das Monitorsignal. Und aus diesem Grund stellen viele DJs die Monitorbox tendenziell zu laut, doch damit sind Gehörschäden vorprogrammiert.
Woher kommt die Laufzeitverzögerung?
In der Luft breitet sich Schall mit einer Geschwindigkeit von ca. 343 Meter/Sekunde aus, umgerechnet sind das 1235 km/h Stunde. Pi mal Daumen legt der Schall einen Meter in ungefähr 3 Millisekunden zurück. Bei 20 Metern Abstand ergibt sich also eine Verzögerung von 60 Millisekunden.
Wenn du nun den nächsten Song startest, hat der Schall des laufenden Songs von den Boxen zu dir bereits 20 Meter zurückgelegt. Aus deinem Kopfhörer kommt jedoch eine Stelle des Liedes die 60 ms später im Lied ist.
Wegen dieses Zeitversatzes kann ein Mix über den PA-Sound nicht funktionieren, auch wenn sich der Mix über den DJ Kopfhörer perfekt anhört. Ziehst du den Fader rauf, merkst du, dass die Beats nicht 100 %-ig aufeinander liegen.
In der Einleitung verwendete ich das Bild eines Feuerwerks, um die Zeitverzögerung eines Schallsignals anschaulich zu machen.
Ein Feuerwerk als Beispiel für Schall, der später ankommt
Damit du nicht auf das nächste Feuerwerk warten musst, habe ich das Abschluss-Feuerwerk der Fete Blanche in Velden am Wörthersee in Kärnten, Österreich auf Video aufgenommen.
In dem kurzen Ausschnitt siehst du den Blitz der Explosion und nach etwas mehr einer Sekunde hörst du jeweils erst den Knall der Explosionen. Ich war also ungefähr einen Kilometer vom Feuerwerk entfernt.
Je weiter du vom Feuerwerk entfernt stehst, desto deutlicher wird die Laufzeitverzögerung zwischen Licht- und Schallgeschwindigkeit. Der Versatz ist auch in der Timeline-Ansicht des Videos deutlich erkennbar.
Wo kannst du den Unterschied ebenfalls in der Natur hören?
Beobachte bei dem nächsten Gewitter, wie lange es nach einem Blitz dauert, bis du den Donner hörst. Über die Schallgeschwindigkeit kannst du errechnen, wie weit entfernt der Blitz eingeschlagen ist.
Zähle dazu die Sekunden zwischen Blitz und Donner. Teile das Ergebnis durch 3 und du hast die Entfernung in Kilometern. Näherungsweise funktioniert das auch ohne Stoppuhr oder Sekundenzeiger einer Uhr. Nach dem Blitz fängst du langsam an zu zählen: Einundzwanzig, Zweiundzwanzig, Dreiundzwanzig, usw.
Welche Erfahrungen machst du mit dem Monitoring? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar, weiter unten auf dieser Seite.