warum manche schwammerl paniert gehören

Von Lesterschweine

liebe hanna,

in der tat, in der tat, es war ein dankwürdiges wochenende. nicht nur der erste fast-legeps-wandertag, auch das erste mal sommerwandern im schneegestöber für mich und eines der ersten male, genauer gesagt das zweite mal für mich, dass ich richtig geile steinpilze gefunden hab. letztes jahr war ich wie berichtet mit dem wanderfreund und H.-P. im pilzefieber und auch dieses mal hat mein wandererherzerl höher geschlagen, als ich auf einmal fünf dieser prachtexemplare zwischen poserhütte und gamskarl entdeckt hab.

war uns kennt weiß, dass wir trotz der namesähnlichkeit keine lästerschweine sind und relativ großzügig über die diversen spinner der mitmenschheit hinwegsehen. jeder hat ein recht auf seine klescher und wer ist schon normal (was immer das auch sein mag.) werd ich aber so richtig verarscht dann ist schluss mit lustig und es packt mich der grant.

frischfröhlich und voll begeisterung hab ich dem hüttenwirt vom gamskarl die pilze überreicht, mit der bitte, die für uns am abend abzubraten. kein problem, meint dieser, mach ich gern, aber ich muss euch ein volles essen verrechnen. wir sind auf 2500 meter seehöhe, da gelten andere gesetzte. sicher, denken wir uns, kein probelm, hauptsache wir kriegen unsere schwammerl. wahrscheinlich hätte ich stutzig werden sollen, als es dann schwammerlsauce mit knödel geworden ist. fakt war auf jeden fall, dass diese sauce, bis auf ein kleines steinpilzzitat am tellerrand, nichts mit unseren pilzen zu tun hatte. dem entsprechen lagen die hinterher auch noch in der küche herum.

nachdem ich mich nicht so gern für blöd verkaufen lass denk ich mir; freunderl, so nicht, und sag, lieber richie, die sauce zahl ich dir gern, aber die restlichen pilze nehm ich wieder mit.

und erst da, bitteschön, bin ich grantig geworden. denn den gequirlten blödsinn, den ich mir dann anhören hab können, beginnend mit “die sind bis morgen schlecht”, über “die haben wir aufgegessen”, bis hin zu “die hast gar nicht du gefunden”, den muss man sich erst mal einfallen lassen und dann auch noch sagen trauen.

tja, was soll ich sagen. sogern ich zu diesem zeitpunkt dem schwammerl eine paniert hätt, unterm strich wollt ich einfach meine pilze zurück haben und der wirt ist halt der wirt, überhaupt in diesen höhenlagen. drum hab ich auf jede form von körperlicher oder verbaler gewalt verzichtet und, ganz sozialpädagogin, so lange freundlich, bestimmt, und doch auch irgendwie gebetsmühlenartig wiederholt, dass das meine pilze sind und ich sie wiederhaben will, bis der wirt sie mir schlussendlich entnervt ausgehändigt hat. so gut hat mir die pilz pasta überhaupt noch nie geschmeckt.

schwiegermutters hasenöhrl waren natürlich spitze, wie von dir berichtet, aber rezept hab ich da (noch) keines dazu, denn es gibt da keine mengenangaben. der großarlerische o-ton ist:

mach einen kargen mürbteig, der sich so anfühlt wie der hier und lass ihn zugedeckt rasten. dann ausrollen, schneiden und in heißem fett herausbacken.

mach ich. und vorher wieg ich die zutaten ab und nachher verblog ich das rezept. aber nicht heute.

damit hier aber auch noch eine kulinarische neuigkeit platz findet: vor dem wanderwochenende hab ich gefüllte tomaten gemacht. die reste davon hab ich im backrohr vergessen und wiedergefunden, als ich das rohr für die bergschnecken vorheizen wollte. also hab ich diese vier tomaten kurzerhand in die füllung der bergschnecken verarbeitet. das war eine gute sache, dadurch waren sie weniger trocken und auch g’schmackiger. das tomaten  rezept ist übrigens, ganuso wie die pilz pasta, inspiriert von ähnlichen ottolenghi rezepten.

gefüllte tomaten

8 tomaten
öl
250g räuchertofu
2 zweibeln, fein geschnitten
1 bund petersilie
1-2 hand voll gekochten dinkelreis oder sonst ein gekochtes getreide
sojasauce
rotwein
muskat
senf
salz, pfeffer

die tomaten oben kappen und aushölen. das fruchtfleich in ein sieb geben und abtropfenlassen. die zwiebeln im öl anbraten, den zerbröselten tofu dazugeben und mitbraten. senf und gewürze dazugeben, öfter umrühren und mit sojasauce und rotwein ablöschen. die masse mit dem getreide, dem tomatenfruchtfleisch und der gehackten petersilie vermengen und nochmal nachwürzen. das ganze soll fast versalzen schmecken, denn tomaten neutralisieren dann wieder einen teil vom salz. die masse mit löffel vorsichtig in die tomaten füllen und im vorgeheizten rohr bei 200 grad ca. 30 minuten braten. das ganze eigenet sich gut als vorspeise, aber auch als hauptgang wenn man mehr macht.

so, jetzt stell ich mich mal innerlich auf die kommende fastenwoche ein. ich werde dir berichten.

bussi und schönes siedeln,

dein lesterschwein