Warum Makeup mein Superheldinnenkostüm ist

Von Handyfeuer

Ich liebe Makeup und Nagellack. Das weiß so ziemlich jede Person, die mich länger als fünf Minuten kennt.

Es macht mir Spaß. Es gibt mir unzählige Möglichkeiten mich auszudrücken. Ich liebe es zu sehen, wie sich mein Gesicht verändert, wenn ich mich schminke.

Mir wurde mehr oder weniger direkt beigebracht, dass ich mich schminken muss, damit ich hübsch bin. Man solle meine Pickel nicht sehen. Eyeliner mache meine Augen schöner. Blush das Gesicht im allgemeinen niedlicher. Und ich glaube, viele junge Mädchen kriegen das beigebracht – ob es ihnen jemand direkt sagt oder ob sie es in Zeitschriften lesen.

Als ich anfing mich mit Feminismus auseinander zusetzen, fing ich auch an Makeup abzulehnen – weil es zu weiblich ist, weil es das Patriarchat stützt, weil ich die Tatsache, ein Mädchen zu sein, ziemlich scheiße fand.

Ich weiß nicht mehr, wann, aber irgendwann fing ich wieder an, mich zu schminken, und noch viel wichtiger: Ich fing es nur meiner selbst wegen zu tun.

Es fing klein an. Mal ein Nagellack hier, mal diesen Lidschatten ausprobieren, mal ein Twiggy-Look-Tutorial auf Youtube da.

An mehreren Punkten habe ich gesagt, ich verstehe Makeuptrend XY nicht, es wäre nicht mein Ding und deswegen mache ich das nicht, nur um es dann doch auszuprobieren. Vor zwei Jahren war ich davon überzeugt, ich könne nicht mit Lidschatten umgehen, heute verblende ich ohne große Probleme vier verschiedene Farben mit einander. Letztes Jahr meinte ich, Contouring wäre so gar nichts für mich, jetzt ist es das, was mir am meisten Spaß macht, wenn ich mich schminke. Ich lerne immer wieder dazu. Es kommt immer etwas neues, was ich ausprobieren kann – ein neuer Trend, den ich erst kritisiere und dann doch machen, einfach weil ich so neugierig bin.

Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich Makeup liebe. Es ist auch das, was Makeup mit mir macht: es ist mein eigenes kleines Superheldinnenkostüm. Für mich ganz alleine.

Ich werde nicht jemand anderes, wenn ich mich schminke. Ich bin immer noch ich. Das kleine Mädchen aus dem Dorf, dass manchmal bereut in die große Stadt gekommen zu sein. Aber Makeup kann mir an schlimmen Tagen ein Selbstbewusstsein geben, dass ich manchmal einfach nicht habe. Es kann wie ein Schutzschild wirken, das mir hilft, mich “dem da draußen” stellen zu können. Manchmal brauche ich das auch einfach. Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gesunde Coping-Strategie ist oder nicht. Es ist mir auch irgendwie egal – zumindest meistens. Es hilft mir klar zukommen. Es macht mich zu meiner eigenen Heldin.

Manchmal reicht das.