Warum Liebe manchmal gar nicht sein muss

Nicolas Liebeserklärungen

Liebe? Wie wäre es mit: “In Romance We Trust”?

Amerika, in den 50er-Jahren: Frauen mixen ihren Männern Drinks, wenn diese von der Arbeit kommen. Sie tragen dabei hübsche Kleider und sind bereit, wenn der Mann mit ihnen schlafen will. Sie glauben an das, was in Frauenzeitschriften steht, nämlich, dass man aus Liebe heiratet (gut, dass glauben wir heute auch noch). Und wenn sie mit einem Mann Sex haben, dann lieben sie ihn, weil man ja keinen Sex haben darf, wenn man denjenigen nicht liebt.

Doch Virginia, die ist anders: „Frauen verwechseln häufig Liebe mit physischer Anziehung“, erklärt die Protagonistin der Serie „Masters of Sex“ ihrem Chef, dem Gynäkologen William Masters. „Sie denken oft, dass Sex und Liebe dasselbe sind, aber das muss nicht so sein, das kann man auch voneinander trennen. Sex kann im Grunde wunderbar für sich stehen.“ So knapp und klar beantwortet sie diese ewig und immer wieder diskutierte Frage. Und auch wenn gerade Frauen gerne etwas anderes behaupten,

so hat doch (beinahe?) jeder schon Sex gehabt, ohne den- oder diejenige zu lieben. Denn Liebe dauert schließlich, Liebe braucht Zeit, Liebe ist groß, manchmal allzu groß, manchmal, ja, kann sie sogar hinderlich für das ganz große Zsa-Zsa-Zsu sein, da mit ihr auch die Vertrautheit kommt. Und Vertrautheit, so schön sie sein mag, kann manchmal das Kribbeln und Glitzern verhindern, das wir in frischen Beziehungen, bei zweiten und dritten Dates erleben. Denn Romantik, dieser andere große Begriff aus dem Reich zwischen Liebe, Sex und ersten Küssen, funktioniert ganz wunderbar ohne Liebe. Und eben vielleicht sogar besser.

Wie dieser Kuss am New Yorker Times Square zum Beispiel. Als der Mann, den man am Vortag auf einem Hügel im Central Park kennenlernte, und der am anderen Ende der Welt lebt, fragte, ob wir uns küssen wollten. „Wir werden uns wahrscheinlich nie wiedersehen, uns aber immer an diesen Moment erinnern“, sagte er und dann fing es zu schneien an und die Schneeflocken waren bunt von den vielen Lichtern des unromantischen Ortes der Welt (Times Square!) und man erinnert sich tatsächlich noch Jahre später.

Genauso wie an diese Nacht, in der er – was macht er nur heute?- , eine Kerze aus der Bar klaute, damit mein Heimweg nicht so dunkel ist, an diese eine Riesenradfahrt oder das Herz aus selbstgepflückten Blumen, das einer einst vor die Haustür legte. Um es mit Virginia zu sagen: Romantik kann wunderbar für sich stehen.



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