Zu verdanken haben wir das dem jüngsten Dekret der Regierung Monti, das eine völlige Liberalisierung der bisher auf Kommunalebene geregelten Ladenschlusszeiten vorsieht. Im Prinzip bedeutet das, dass der Einzelhandel künftig seine Läden an 365 Tagen im Jahr - also auch an Feiertagen - rund um die Uhr geöffnet halten kann. Dahinter steht die gut gemeinte Erwartung, dass dadurch die Konsumfreudigkeit der Italiener zunimmt . Doch genau das stellen Wirtschaftsfachleute angesichts der überwiegend aus Steuererhöhungen finanzierten staatlichen Sparmassnahmen in Frage . Vorsichtigen Berechnungen zufolge stehen den italienischen Privathaushalten im laufenden Jahr wegen der stärkeren Ausgabenbelastung durchschnittlich 1.200 Euro weniger zur Verfügung. Hinzukommen die prekäre Lage am Arbeitsmarkt, eine auf die langwierige Rezession zusteuernde Wirtschaft und die weiterhin rückläufigen Reallöhne . Dass den Italiernern alles andere als zum Geldausgeben zumute ist, zeigt der Verlauf beim jüngsten Weihnachtsgeschäft : Umsatzeinbussen von 35% bei Schuhen, von 40% bei Bekleidung, von 20% bei Lebensmitteln und von 5% in der Unterhaltungselektronik. Abgesehen davon : Wie soll ein kleiner im Familienbetrieb stehender Laden sich mehrere Schichten und damit höhere Personalkosten leisten, um im Wettbewerb gegen Kaufhäuser und Hypermärkte zu bestehen ? Eine Welle von Gerichtsverfahren scheint wohl kaum vermeidbar. Die Landesregierung der Toskana hat bereits die Einreichung einer Klage beim Verfassungsgerichtshof in Rom angekündigt. Buon Anno !