Warum Langeweile manchmal so langweilig ist.

Ich darf ja viel unterwegs sein und pendle zwischen München – Berlin – Bonn und Frankfurt. Und da ich eine gewisse Strecke zum Flughafen zu bewältigen habe, nehme ich entweder (unter Fluchen) den Frühflieger um 7 Uhr oder einen Flieger um 11 Uhr. Je nach Terminlage. Und was ich vor allem am frühen Morgen am Flughafen so erlebe ist das komplette Gegenteil von Langeweile – gestresste Menschen, hyperaktive Menschen. Da werden schon am iPad oder Notebook Zahlen verschoben, hektisch telefoniert oder – wenn gerade gar nichts geht, unruhig auf dem Stuhl hin- und her gewippt. Hautpsache: Keine Ruhe. Weil Ruhe zwar gut tut, aber sie ziemlich langweilig wird, wenn sie zu lange dauert. Deshalb ist Langeweile manchmal ziemlich langweilig, weil sprichwörtlich “nichts los” ist.

Kraft tanken aus der Ruhe für die nächsten Schritte

Und still stehen, nichts tun, innehalten ist zwar eines der Modewörter des abgelaufenen Jahres, aber dennoch verpönt. “Schau nicht so dumm” oder “Mach den Mund zu”, “Beweg Dich” sind Aufforderungen, die wir schon seit Kindheitstagen kennen. Nur wer sich bewegt und wer produktiv ist, bekommt auch Wertschätzung. Wer langsam ist oder sich ausreichend Pausen und Auszeiten nimmt, der wird mißtrauisch beäugt. Weil es nicht ins Weltbild “Höher, schneller, weiter” reinpasst.

Langeweile aushalten heißt auch, es mit sich selbst auszuhalten. Nichts zu tun zu haben, außer mit sich selbst. Eine Ruhe kann auch bleiern werden, wenn man sich selbst nicht mehr spüren kann, weil dann vielleicht ungute Gedanken und Empfindungen auftauchen. Und – oft ist auch der Schritt in die Langeweile zu groß. Will heißen, wir versuchen dann aus einer Überschallgeschwindigkeit von 100 auf 0 in das Nichtstun einzutauchen. Es ist ja auch seltsam, dass viele Menschen an den ersten Urlaubstagen krank werden. Wirklich seltsam :-)

Und wie könnten kleinere Schritte aussehen? Sich im Alltag immer wieder ein paar Langeweile-Minuten einzubauen. Oder am Sonntag nicht zu arbeiten. Oder nur einen halben Samstag und einen halben Sonntag zu arbeiten. Sich also selbst wieder das “abschalten und ausspannen” anzutrainieren. Genauso, wie man sich das “ständig on sein” antrainiert hat, damit man von seiner Umwelt die Wertschätzung, Anerkennung und Zuneigung bekommt, die man braucht…

 


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