Warum kaufen wir Bananen für den Apfelstrudel?

Warum kaufen wir Bananen für den Apfelstrudel?
Warum kaufen wir Bananen für den Apfelstrudel?

Vordergründig ausgelöst durch die Analysen der ersten „Presidential Debate“ zwischen Obama und Romney (http://youtu.be/aYKKsRxhcro), jedoch einen Befund beschreibend, der mich seit Jahren immer mehr beschäftigt:

Wir wählen Führungskräfte nicht mehr nach den Eigenschaften aus, die sie benötigen, um ihre Aufgaben bestmöglich zu erfüllen, sondern nach ihrer Herzeigbarkeit und ihres oberflächlichen Unterhaltungswert.

Natürlich läuft es nicht immer so plakativ ab, wie auf dieser köstlichen Animation (http://www.youtube.com/watch?v=iNhUI8ktHuw), aber das Jahrmarkthafte unserer politischen Debatten, aber auch vieler Hearings und Assessment-Center Spielchen, die ich selbst erlebt habe, wird hier schön eingefangen.
Als Konsequenz verbringen wir immer mehr Zeit mit dem Training für diese Auftritte was notgedrungen auf Kosten der fachlichen Ausbildung oder zumindest der persönlichen Freizeit geht. 
Natürlich schafft der Trend Arbeitsplätze für ansonsten schwer vermittelbaren Absolventen diverser Orchideenstudien, die sich früher nur durch den Verkauf von Küchengeräten auf lokalen Märkten über Wasser halten hätten können oder an ihrer Türschwelle mit einem Staubsauger aufgetaucht wären. Sie machen uns auf Defizite aufmerksam, die sie selbst „erfunden“ haben und „verkaufen“ uns auch sogleich die Lösung.
Performance ist trainierbar
http://youtu.be/7NW7sHtnGdQ
„Menschen werden eingestellt wegen ihres Wissens und entlassen wegen ihres Verhaltens“
„Bleiben Sie wie sie sind, das kann Ihnen keiner nehmen“
http://youtu.be/3rD77iYWafo 
Wenn, wie in dem folgenden Video Studenten, also Personen, die sich gerade damit beschäftigen die neuesten Erkenntnisse in ihrem Fachgebiet zu lernen, bereits ins Assessment Center Training drängen, weil sie sonst glauben, „am freien Markt“ keine Chance zu haben (http://youtu.be/7vTydr-fhW0), dann zeigt das für mich die völlig falsche Allokation der Ressourcen, die wir uns aufzwingen lassen.

Das Sein ist ungenügend ohne den antrainierten Schein.
 
In einem sehr sehenswerten Video, lässt Sam Tanenhaus einige der bemerkenswertesten Momente in den TV Debatten amerikanischer Präsidentschaftswahlkämpfe an uns vorüberziehen, um dann den Schluss zu ziehen, dass dieses Format eben das „wahre Ich“ der Kandidaten enthüllt hätten (http://youtu.be/LY1GvXXWdHA).
Ich bezweifle die Gültigkeit dieses Schlusses. 

Die unzähligen Coaches, Ratgeber und Trainer bereiten uns zwar darauf vor,
nicht in die üblichen Fettnäpfchen unserer Vorstellungsgespräche, Hearings und TV Debatten zu tappen und trainieren uns darauf für Standardfragen Standardantworten zu haben:

Frage: „Was war den ihre größte Niederlage
Antwort: „Nicht vorhergesehen zu haben, dass ich mit meiner Meinung völlig richtig lag.“

Frage: „Sie überzeugen mich aber nicht.“
Antwort: „ Das liegt am Ihrer hohen Kritikfähigkeit und an meiner großen Bescheidenheit.“


Nun zu glauben, dass sich aus diesen Dialogen „die wahre Persönlichkeit“ erschließen lässt, wäre so intelligent, wie sich als Wiener Juwelier Bruce Willis als Wächter vor das geschäft zu stellen, nur weil er in unzähligen „Die Hard“ Filmen brillierte.

Schlagfertigkeit lässt keinen Schluss zu, wie sich ein Kandidat bei der Lösung eines Sachproblems anstellen wird. 
Wie weit diese Schwerpunktverschiebung bereits vollzogen ist, musste ich selbst in einer Hearingsituation (die ich letztendlich „gewonnen“ habe, also keine sauren Trauben) erleben, als verkündet wurde, dass man ohnehin davon ausgeht, dass alle Kandidaten im Hinblick auf ihren bisherigen Berufsweg fachlich qualifiziert wären, so dass man sich damit gar nicht mehr beschäftigen wird.

Nun könnte man oberflächlich zu Recht einwenden, dass es halt neben der Sachebene auch immer einer Persönlichkeitsebene gibt und sich kaum jemand durchsetzen wird, wenn er als Person auf völlig Ablehnung bei seinen Mitarbeitern, Käufern oder Wählern trifft, jedoch geht es hier um die bereits eingetretene Verschiebung der Gewichtung:

So unterhaltsam die „Super Mario Bros“ auch sind, ihren tropfenden Wasserhahn werden sie nie und nimmer reparieren können.

So schon und reif können Bananen gar nicht sein, dass sie in einem Apfelstrudel reüssieren werden.

Natürlich wären wir auf der sicheren Seite für jede Position eine „Eierlegende Woll-Milch-Sau“ zur Verfügung zu haben, nur spielt es das halt nicht.
Der Tag hat 24 Stunden und der Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten verlangt von uns immer mehr Zeit. 
Je mehr wir uns von all den Typen, die weit weg vom produktiven Kernprozess ihr Geld verdienen, einreden lassen, dass wir ein immer größeres Stück unserer Zeit im Schminkraum und beim Coaching verbringen müssen und je weniger das Kunden und Wähler begreifen, desto mehr werden wir von Führern umgeben sein, die uns überzeugend in den Abgrund führen.

Verwandter Link:
Stop working start counselling:
http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=56907  


 


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