Auf diese und manch andere recht interessante Frage ringsum das Thema Manufakturwaren gibt Andreas Kieling in seinem Buch "Ein deutscher Wandersommer" Auskunft. Beginnend im "Dreilänereck" Bayern - Sachsen - Tschechische Republik beschreibt er in packender Weise seine Wanderung entlang der ehemaligen Deutsch - Deutschen Grenze bis zur Ostsee. Dieser um die 1.400 Kilometer lange Weg führt durch Deutschlands größten und vielleicht auch schönsten Naturpark.
Entlang des Weges lernt er in Ost und West viele interessante Deutsche kennen, die ihn zu den verschiedensten Überlegungen anregen. Zum Beispiel zu der Frage, warum ausgerechnet in einem der vielleicht größten Schieferbergbaugebiete Europas im Thüringer Wald eine mit öffentlichen Geldern errichtete Schwimmhalle mit Schiefer aus China gedeckt wurde und warum andererseits der in unmittelbarer Nähe befindliche Schiefersteinbruch geschlossen wurde und die dort ehemals arbeitenden Bürger auf der Strasse landeten.
Solche Attitüden sind beileibe kein Einzelfall. Als in Potsdam Anfang der 1990er die Brandenburger Strasse, Potsdams Vorzeigeboulevard, gepflastert wurde, da hatten die Potsdamer Stadtväter kein Problem damit, Granit aus Indien heran karren zu lassen. Nur Bürgerproteste konnten damals verhindern, dass nicht die ganze Brandenburger mit Granit aus indischen Steinbrüchen gepflastert wurde, wo kein Mensch eine Auskunft darüber geben konnte, unter welchen Arbeits- und Lohnbedingungen dieser Granit in Indien gebrochen wurde.
In Norddeutschland lernt er dann einen der vielleicht letzten Böttcher, also jemanden der noch echte Holzfässer machen kann, kennen. Diese Begegnung regt ihn zu einer absolut simplen aber um so mehr nachvollziehbaren Überlegung an.
Holz arbeitet im Gegensatz zu manch Zeitgenossen bekanntlich immer. D.h. es verändert auch seine chemische Zusammensetzung. Wein hat allein schon deshalb jedes Jahr einen anderen Geschmack, weil nie das Wetter gleich ist. Jeder Weinkenner weiß, dass ein paar mehr oder ein paar weniger Sonnentage ausreichen, um die Süße des Weines, den Öxlegrad zu verändern. Wenn aber diese beiden Komponenten permanent veränderbar sind, dann kann der in wirklich echten Holzfässern gelagerte Wein nie gleich schmecken.
So einfach ist die Welt, wenn eben wirkliche Fachleute aus dem Näkästchen plaudern. Denn Andreas Kieling ist Jäger, hat Forstwirtschaft studiert, vor allem im Vergleich zu manch anderem einen Studienabschluss ohne irgendwo abgeschrieben zu haben und man merkt ihm bei jeder Zeile dieses Buches an, dass er sein Handwerk versteht.