Irgendwie ist es manchmal schon komisch. Da gibt es Streitigkeiten und Beschwerden ob man vegane Fleischersatzprodukte als Schnitzel oder Steak oder was auch immer fleischähnlich klingt benennen darf, dabei gibt es weit wichtigere Dinge, um die wir uns in dieser Hinsicht Gedanken machen sollten.
Um ein Kilo Fleisch zu produzieren benötigt man circa 15 kg Soja. Aus derselben Menge könnte man jedoch gut 30 Kilo Tofu produzieren. Und dennoch ist Fleisch im Supermarkt um die Ecke günstiger als jeder veganer oder vegetarischer Fleischersatz.
Warum ist das so?
Und ist das nicht irgendwo paradox? Denn, sollte Fleisch nicht eigentlich teurer sein?
Ist es wirklich normal, dass man bei gängigen Burgerketten für einen Hamburger nur einen Euro bezahlt? Sollte Fleisch allgemein so günstig sein?
Das war irgendwie schon immer eine dieser Fragen, die mich beschäftigt hat. Denn, die Realität ist, in Wirklichkeit wäre Fleisch nicht so preiswert wie es heute angeboten wird.
Das liegt zwei Faktoren zu Grunde:
Zum einen werden die Produktionspreise gesenkt, indem die Produktion effizienter wird. Und zum Anderen werden die Kosten verteilt oder verlagert, so dass Einzelne weniger bezahlen. Ein weiterer Teil der Produktionskosten von Fleisch wird auch durch Subventionen gedeckt.
Die Sache mit der Subvention
Subventionen sind im Grunde Fördergelder. Also Gelder, welche zum Beispiel ein Staat an bestimmte Betriebe und Unternehmen auszahlt, um damit die Wirtschaft zu fördern. Die Subventions-Gelder kommen dabei aus einem großen Steuertopf, für die jeder Steuerzahler des Landes mit bezahlt.
Durch die Subventionierung von Fleisch aus Steuergeldern unterstützen auch Veganer und Vegetarier zur Kasse gebeten. Und das obwohl manche dies vielleicht gar nicht wollen, da sie beispielsweise aus tierethischen Gründen auf Fleisch verzichten.
Insofern, ob man es ethisch möchte oder nicht, indirekt unterstützt man doch unfreiwillig eine Industrie, die man eigentlich gar nicht unterstützen möchte.
Nach Angaben des BUND fließen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) etwa 58,3 Milliarden Euro jährlich an Agrarbetriebe in der EU. Ein Großteil geht an Betriebe in der Produktionskette von Fleisch.
Doch das ist nicht der einzige Aspekt, der Fleisch so günstig macht wie es heute ist.
Die Sache mit der ermäßigten Mehrwertsteuer
Auf Fleisch werden nur sieben Prozent erhoben. Währenddessen liegt der allgemeine Mehrwertsteuersatz bei 19 Prozent.
Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz gilt für Lebensmittel, die zu den „Grundnahrungsmitteln“ zählen, heißt es. Wobei man sich hierbei wohl auch streitig werden könnte. So gilt Kuhmilch beispielsweise als Grundnahrungsmittel, während auf Pflanzendrinks 19 Prozent Mehrwertsteuer berechnet wird.
Was genau definiert man also als Grundnahrungsmittel? Für einen Vegetarier oder Veganer sind Pflanzendrinks wohl gleichwertig ein Grundnahrungsmittel wie für manch einen anderen die Kuhmilch. Oder etwa nicht?
Fleisch ist in Wirklichkeit eigentlich teuer
Alles in allem lässt sich bis hierhin wohl sagen, dass der Fleischpreis durch Subventionen und eine geringere Mehrwertsteuer günstiger gemacht wird, als er es eigentlich wäre.
Denn der Anbau von Futtermitteln, Tiertransporte, aber auch die Tierhaltung an sich verursachen Kosten. Und haben darüber hinaus auch noch viel weitreichendere Konsequenzen.
Da der Deutsche im Durchschnitt 60 Kilo Fleisch jährlich konsumiert, fällt dabei so einiges an. Sehr zu Lasten der Umwelt. Ein Preis, der wohl in keiner Relation zum Angebot steht. Denn was kostet Umweltzerstörung, Regenwaldabrodung, Vergiftung der Grundwässer und der Klimawandel? Was kostet es die Produktionsländer aus welchen hiesige Mastbetriebe ihre Futtermittel beziehen? Und was sind die Langzeitfolgen für uns?
Was Regenwaldabrodung, der Anbau von Soja als Futtermittel und überhaupt die Produktion von Tierprodukten an Auswirkungen für unsere Umwelt hat, ist bereits heute schon bekannt.
So mag Fleisch heute vielleicht günstig im Angebot an der Supermarkt-Theke sein, zieht aber einen langen Rattenschwanz weiterer Kosten mit sich.
Alles in allem zahlen wir alle für günstige Fleischpreise. Auch die unter uns, die das eigentlich nicht möchten. Vielleicht wäre es einmal einen Gedanken wert, ob Fleisch wirklich so günstig sein sollte, wie es heute ist.