Warum in Siwil nicht mehr gesalzen wird

Warum in Siwil nicht mehr gesalzen wirdSiwil ist ein kleiner Ort, nicht allzu weit weg von dort wo Du wohnst. Es gibt dort eine Schule und eine Bäckerei, eine Feuerwehr und einen Parkplatz, wie überall eben.

Dass in diesem Siwil im Winter, wenn es rutschig ist, nicht mehr Salz sondern Sand auf das Eis gestreut wird, hat seinen Grund. Und das war so:

In einem kalten Winter vor einigen Jahren waren jeden Morgen die Straßen ganz vereist, das gefiel zwar den Kindern aber die alten Leute fielen hin und die Autos konnten nicht gut bremsen. So hat der Straßendienst sich bemüht, das zu bekämpfen, indem er jeden Morgen ganz früh mit dem Salzstreuanhänger vorbeifuhr, und Salz schleuderte, sodass da Eis nur so zerfloss.

Bis nach einigen Tagen etwas geschah: Glatti, eine besonders gefährdete Eisscholle auf einer Straßenpfütze, redete auf all seine Eiskollegen ein, sich doch mal zu treffen, und über die Salznot zu reden. Und Glatti hat es geschafft: es gab eine Versammlung.

„Liebe Eisblöcke und Eisschollinnen, Eisplatten und Vereisunginnen. Es ist schön, dass ihr alle zu unserer Versammlung gerutscht seid.  Seit einigen Tagen werden wir mit Salz beworfen und da müssen wir was dagegen tun, denn sonst schmelzen wir alle dahin.“ Tosender Applaus. Ein Eiswürfel rief: „Ja, dieses Salz ist sehr unangenehm, es beißt und juckt und man kann dann kaum mehr gefroren bleiben.“ „Nieder mit dem Salzstreuer!“ rief ein anderer. Aber Glatti gelang es schnell, den Tumult zu beruhigen. „Ich schlage vor, dass wir uns an den Bürgermeister wenden, und ihn bitten, das Salzstreuen zu stoppen.“ Eine Kommission wurde gebildet, und am nächsten Morgen sah man einen Eiszapfen und zwei Eisspiegel blitzblank zum Rathaus marschieren.

„Herr Bürgermeister wir möchten uns beschweren und sie untertänigste bitten, das Salzstreuen zu verbieten.“ Sie erklärten ihr Problem dem Bürgermeister und dieser hörte ihnen wirklich sehr aufmerksam zu. Aber am Schluss musste er ihnen doch leider sagen, dass sie viel zu rutschig seien und daher mit Salz beworfen werden müssten, damit sie schmelzen.“ Traurig ging die Eis-Delegation heim und überbrachte die traurige Nachricht ihrem Freund Glatti.

Der Bürgermeister konnte aber am Abend nicht einschlafen und dachte immer über die nette, glänzende Delegation nach, die ihm ihr großes Schmelzproblem so eisig beschrieben hat. Und er erzählte es auch seiner Frau. Die Frau Bürgermeisterin war sehr schlau und sie hat ihrem Mann schon viele Probleme gelöst und auch jetzt sagte sie: „Das Eis ist rutschig, aber soll nicht schmelzen. Dann legen wir einfach etwas drauf, damit die Leute nicht ausrutschen. Einen Teppich zum Beispiel, oder Schaumgummi, oder Popkorn.“

Als der Bürgermeister am Morgen aufwachte, wusste er, was tun. Um acht Uhr kam er zum Rathaus. Dort standen bereits Glatti mit vielen anderen Eisleutchen, und sie trugen alle Schilder auf denen stand „Nieder mit dem Salz“ oder „Wir wollen nicht schmelzen“. In Sprechchören forderten sie die Abschaffung des Straßendienstes.

Der Bürgermeister machte eine Bewegung mit seiner Hand und es wurde ganz still.

„Liebe Eisplatten und EiszäpfInnen, liebe Eisblöcke und Schneefrauen. Ihr wisst, dass ich für alle ein guter Bürgermeister bin. Nicht nur für Menschen und Tiere, nicht nur für die Badehosen und Bikinis im Sommer, sondern auch für euch alle im Winter. Deshalb verkündige ich euch: ab heute ist das Eisstreuen verboten. Wir werden statt dessen, damit niemand ausrutscht, Sand auf den Boden werfen.“


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