Hallo liebe Freundinnen und Freunde der Regenbogenkombüse,
als ich am vergangenen Sonntag mit Staubsauger und Putzutensilien im Wohnwagen aktiv war, habe ich mich selbst gefragt, warum ich eigentlich so gern nach Frankreich in Urlaub fahre. Schließlich ist Frankreich ja nicht das einzige Land in Europa, dass sich gut mit dem Wohnwagen im Schlepptau erreichen lässt und eine gute Auswahl an Campingplätzen sowie Wohnmobilstellplätzen aufweist. Allein an der Attraktivität für Camper an sich kann es also nicht liegen. Schließlich haben wir auch schon in der Schweiz, in Österreich, in den Niederlanden, Belgien, in Italien, in Luxembourg, Großbritannien und nicht zuletzt auch in Deutschland schöne Campingurlaube verbracht.
Auf der Halbinsel Crozon
in der Bretagne.
Der Mont-Saint-Michel
Blick von den Ballons des Vosges
In der Provence,
am Montagne Saint-Victoire.
Was ist es also, dass mich in und an Frankreich magisch anzieht? Ich habe einmal versucht, die Antworten auf das “Warum gerade Frankreich?” in einer Liste zu ordnen.
- Für mich ist (bis jetzt) kein anderes Reiseland so abwechslungsreich wie Frankreich. Das Land hat zwei riesige und total unterschiedliche Küsten, die aber auch in sich selbst sehr abwechslungsreich sind. Ob Kies- oder Sandstrand, endlose Weite oder winzige Buchten, zerklüftete Felsen oder strahlend weißer Sand, flaches Badewasser oder schnell abfallende Tiefen, sattgrüne Weiden, knorrige Wälder oder spärlich bewachsene Sanddünen – an französischen Küsten ist all dies und mehr zu entdecken.
- Auch das Landesinnere ist so abwechslungsreich, dass man sich mitunter fragt, ob dies wirklich alles Frankreich sein kann. Tiefe Wälder erinnern manchmal an Schweden, in der Normandie überkommt mich oft das Gefühl, Englisch reden zu wollen, in der Bretagne spüre ich die geographische und historische Nähe zu Cornwall, die Bourgogne erinnert mich an den Kaiserstuhl, das Jura wird auch “le petit Canada” genannt und am südlichen Mittelmeer trägt der Wind spanische Aromen und Lebensart herbei.
- Ich liebe die französische Sprache, hätte fast Französisch als Lehrfach studiert (habe mich dann aber zu Pädagogik überreden lassen
) und lese gern französische Literatur. Simone de Beauvoirs Lebenswerk nimmt bei mir im Bücherregal einen Ehrenplatz ein. Der Liebe zur französischen Sprache tut es auch keinen Abbruch, dass ich von Jahr zu Jahr das Gefühl habe, selbst schlechter Französisch zu sprechen. Die meisten Franzosen sehen höflich über meine linguistischen Patzer hinweg. - Weil ich in keinem anderen Land (zumindest in den ländlichen Regionen) auf der Straße mit einem freundlichen “Bonjour Madame” gegrüßt werde.
- Weil frisch gebackenes Baguette einen ganz eigenen, fast sinnlichen Duft ausströmt. Da kann ich an keiner Bäckerei vorbeigehen.
- Weil in Frankreich vieles nicht so eng gesehen wird. Natürlichs stehen auch dort immer und überall Verbotsschilder. Doch der Franzose an sich hat anscheinend ein angeborenes Gen, solche Schilder, die für ihn nicht sinnvoll erscheinen, konsequent zu ignorieren. Wenn ich in Frankreich bin, übe ich mich in dieser Kunst.
- Weil man bei der Ankunft auf einem französischen Campingplatz nicht gleich mit einer dreiseitigen “Hausordnung” und mit Androhungen darüber, was geschieht, wenn man es wagt, die Hausordnung nicht einzuhalten, sondern eher mit der Frage, ob man eine gute Reise hatte und ob man für den nächsten Tag Baguette oder Croissants vorbestellen möchte, begrüßt wird. Meist folgt dann noch ein Hinweis darauf, wo ein gutes Restaurant, ein Lebensmittelgeschäft zu finden sind und wann in den umliegenden Orten die Wochenmärkte stattfinden.
- Weil die Sanitäranlagen zwar nicht unbedingt immer warm oder absolut proper sind, man dort aber herrliche Gespräche mit seinen Duschnachbarinnen führen kann. Viele original französische Rezepte habe ich auf diesem Weg kennenlernen dürfen.
- Weil man auch mit 2 Hunden auf den meisten französischen Campingplätzen ein gern gesehener und nicht nur tolerierter Gast ist. Meist wird man bei der Ankunft sowieso überschwenglich vom Hund oder, noch wahrscheinlicher, von der Hundemeute des Campingplatzbesiters begrüßt. Aber keine Panik: die meisten französischen Hunde haben ein freundliches Naturell und sind sehr gut sozialisiert.
- Weil bei französischen Campingplätzen Abwechslung Programm ist. Von luxuriös mit Schwimmbad, Wellness-Bereich, Kinderanimation, Nightclub und Sanitäranlangen in Marmor zu Camping auf dem Bauernhof mit vom Landwirt selbst gefliesten Duschen und Mutters Häkelbildchen auf den Toiletten ist alles dabei. Auch das “freie Übernachten” wird, zumindest in der Vor- und Nachsaison für eine Nacht, toleriert. Hier bin ich Campingmensch, hier darf ich sein, das ist das Motto, was ich im Frankreichurlaub so liebe.
Auf dem Campingplatz Le Ranch in der Normandie.
Viel Platz für Mensch und Hund.
Wuschel
Paulchen
Der “größte” Baguettegourmet aller Zeiten.
1998 – 2012
Selbstverständlich geht bei mir die Liebe auch durch den Magen, sodass ich ebenfalls wegen der leckeren französischen Küche und vor allem wegen der qualitativ hochwertigen Zutaten, die ich dort kaufen kann, nach Frankreich fahre. Und unser Weinkeller ist im Anschluss an einen Frankreichurlaub auch immer gut gefüllt. Damit lässt sich die lange Wartezeit bis zum nächsten Aufenthalt in meinem Lieblingsland genussvoll überbrücken!
Pfannengebratener Salat
mit geschmolzenem Ziegenkäse.
Edle Tropfen gut verpackt
So, jetzt dauert es noch genau eine Woche, bis es endlich losgeht! Drücken Sie, liebe Freundinnen und Freunde der Regenbogenkombüse, mir bitte fest die Daumen. Ich habe ein paar Tage vor dem Urlaubsstart immer so schreckliche Angst, dass etwas dazwischenkommen könnte ….
À bientôt in der nächsten Woche.
Ihre Heike Kügler-Anger