Der Wunsch, seine Erfahrungen und sein Wissen mitzuteilen steckt in uns allen. Sobald jemand den Ansatz einer Frage oder eines Problems verlauten lässt sind wir mehr als glücklich, auszuhelfen.
Bei Gesundheits- und Fitnessthemen stimmt das ganz besonders. Als ich mich damals einige Monate lang mit Fitness und Ernährung beschäftigt habe und tatsächlich Erfolge gesehen hatte, hatte ich einen „Erleuchtungsmoment“, indem ich das Gefühl hatte, nun die Antwort auf jede Fitnessfrage zu haben.
Das wollte ich natürlich auch unter Beweis stellen:
- Du isst Brot? Wusstest du dass Weizen hauptsächlich leere Kalorien liefert und dich dick macht?
- Bei Kniebeugen hast du Probleme nach unten zu kommen? Drücke deine Knie nach außen!
- Du willst Muskeln aufbauen? Iss mehr Eiweiß!
Ob diese Tipps im Einzelnen nun falsch sind oder richtig ist gar nicht so wichtig – und auch nicht pauschal zu sagen.
Was diesen Erleuchtungsmoment bei mir besonders geprägt hat ist, dass ich genug wusste, um von mir überzeugt zu sein – aber noch nicht genug um zu wissen, was ich alles noch nicht weiß. Je mehr man sich dann mit einem Thema beschäftigt, desto mehr merkt man, wo die Grenzen liegen, die eigenen Erfahrungen auf andere Menschen zu übertragen.
Nicht nur das – die meisten Menschen hören sowieso nicht zu, wenn man ihnen eine Antwort zuruft, die sie nicht haben wollten.
„Iss doch einfach mehr Gemüse und weniger Süßigkeiten“ klingt super, wenn sich jemand darüber beschwert, dass er zugenommen hat. Helfen tut es aber nicht wirklich.
Für mich war es plötzlich so einfach – es muss also für jeden einfach sein, den ich an meiner Erleuchtung teilhaben lasse.
Niemand ist allwissend
In der ersten Phase einer neuen Diät oder einem neuen Trainingsplan sind wir uns so sicher über unser neues Wissen, dass wir über die Unkenntnis anderer Menschen schmunzeln, die es anders machen und wollen sie aufklären. Mit einer Vorstellung tut man sich dabei oft schwer:
Vielleicht sind andere Menschen ebenfalls intelligent und haben einen Grund, warum sie Dinge so machen wie sie es tun.
Professor Protein sagt:
Es ist ein verbreiteter Effekt, sich in Gebieten überlegen zu fühlen, in denen man gerade die richtige Mischung aus genug und nicht genug weiß. So hat man einen Einblick in das Thema, weiß aber noch nicht genug, um zu erkennen wie viel es noch zu wissen gibt.
Als Mensch ist man eben eher geneigt, sich selbst zu überschätzen – in Studien zeigt es sich immer wieder, dass praktisch jeder Mensch der Welt zustimmt, intelligenter als der Durchschnitt zu sein, auch wenn das natürlich gegen die Definition von „Durchschnitt“ spricht.
Nur bei den Lesern von fitnessgeeks stimmt das tatsächlich.
Da ich von Natur aus eher ein zurückhaltender Mensch bin, ging es bei mir zum Glück nie so weit, dass ich tatsächlich fremde Menschen im Fitnessstudio verbessert habe, die etwas gemacht haben, das mir nicht gepasst hat. So etwas passiert aber oft – vermutlich hast du das ebenfalls schon erlebt.
Das kräftige Känguru sagt:
So wie du das machst bringt es nichts, du musst mit der Hantel weiter runter gehen!
Na danke…
Erstens ist dieser Austausch niemals positiv: Auch wenn es nett gemeint ist und vielleicht nicht falsch ist, niemand findet es sympatisch, so knallhart korrigiert zu werden. Zweitens weiß auch der beste Bodybuilder nicht, ob man vielleicht aufgrund anderer Körperform oder Verletzungen die Übungen anders ausführen muss als man selbst.
Ich weiß es jetzt besser: Mit ungebetenen Ratschlägen hilft man nicht, man greift andere Personen an.
Ich freue mich wenn ich helfen kann – aber nur wenn es gewünscht ist
Die Erkenntnis, dass ein Ratschlag auch immer ein Schlag ist, hält mich selbst dann noch zurück, wenn mich tatsächlich jemand um Hilfe bittet.
Die Frage: „Wie soll ich am besten Essen, um Muskeln aufzubauen?“ klingt so, als könnte ich sie locker in wenigen Sätzen beantworten, ich tue mich damit aber zunehmend schwer.
Oft wird erwartet, dass ich jetzt diesen einen seltsamen Trick preisgeben werde, mit denen ich Fett verlieren und Muskeln aufbauen konnte. Diesen Trick gibt es aber leider nicht und mit der Antwort „Oh, da gibt es viele verschiedene Methoden, welche am besten ist hängt von dir ab.“ verschwindet das Interesse verständlicherweise genau so schnell, auch wenn es am Ende stimmt: In meinem E-Book liste ich schon alleine sieben Methoden, von denen jede für eine bestimmte Person „die Beste“ sein kann.
Es gibt keine Antwort, die für jeden gültig ist. Wir haben alle unterschiedliche Gene, zeitliche und finanzielle Möglichkeiten sowie Lebensumstände. Vielleicht kann mein Tipp helfen, vielleicht aber auch nicht. Ich sollte zumindest nicht allzu überzeugt davon sein.
Ich habe mir deshalb vorgenommen, mehr darauf zu hören, woher eine Person kommt, welche Probleme sie hat und ob mir vielleicht ein Weg einfällt, sie zu ihrer eigenen, persönlichen Erleuchtung zu führen – ohne ihr meine aufzuzwingen.
Meine Fragen an dich:
- Hat dich schon mal jemand im Fitnessstudio verbessert oder dir einen ungebetenen Ratschlag gegeben? Hat es dir geholfen?
- Welche Ratschläge gibst du besonders gerne?
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