Warum ich eigentlich nie zum Bloggen komme…

Von Berit Andersen

6 Uhr 20. Der Wecker klingelt das erste Mal.

Wenn der Ehemann auf Dienstreisen ist, bedeutet dies für einen Morgenmuffel wie mich, den Wecker auf unmenschliche Uhrzeiten zu stellen:

Das erste Mal klingelt es um 6 Uhr 20. Ich wische den Weckruf vom Display und weiß, dass ich noch zehn Minuten träumen kann. Ich habe herausgefunden, dass ich noch zweimal träumen kann, wenn ich den Wecker auch noch um 6 Uhr 30 und 6 Uhr 40 stelle. Vorsichtshalber stelle ich ihn auch noch auf 7 Uhr und 7 Uhr 15. Außerdem ruft der Gatte an. Meistens. Um mir zu sagen, dass er noch bis 8 Uhr weiterschlafen kann, weil das erste Meeting sowieso erst um 11 Uhr anfängt.

Heute wäre der Weckruf gar nicht nötig gewesen,

denn die Zwillinge liegen seit 5 Uhr 50 in meinem Bett und philosophieren. Um 6 Uhr 15 fällt ihnen ein, dass sie eine Höhle unter meinem Bett bauen könnten. Mit meinen Decken! Ich ignoriere Kälte und Lärm und harre auf den 6 Uhr 20 Wecker.

Um 6 Uhr 50 bin ich soweit fähig, die Treppen hinunter zu torkeln und den ersten Weckversuch des großen Sohnes zu starten.

Dann schlachte ich das Brot.

Frisch aus der Brotbackmaschine ist das meine tägliche Freude. Erfreut stelle ich fest, dass ich dieses Mal weder Wasser noch Hefe noch Mehl vergessen habe. Salz kann man schließlich nachholen. Schnell streiche ich Butter auf die warmen Scheiben, damit ich gleich die Schulbrote fertig machen kann.

Dazu hole ich die Dosen aus den Schulranzen, werfe die Brote vom Vortag weg und fülle die Dosen seufzend neu. Wir hätten schon viele Schweine glücklich machen können.

Der Rest des Morgenrituals lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen:

Meine Sätze:

“WENN DU JETZT NICHT AUFSTEHST, GIBT ES NIX MEHR!”

“Iss!”

“Putz Zähne!”

“Ich glaub, es hackt!”

“Keine Ahnung!”

“Weniger quasseln, mehr essen!”

Und die Sätze der Kinder:

“Mama, Maxe hat ‘Kackawurst’ gesagt!” *prust* *lach* *kichert*

“Kann ICH die Kerzen anzünden?”

“Mama, gibt es Kakao?”

“Wo gibt es Messer?”

“Ich will Grießbrei!”

Erstaunt: “Ist Papa nicht da?”

“Das ist gemein!”

Wie jeden Morgen ohne Ehemann schwinge ich Peitsche und Lasso

und dann geht es auch schon los. Auch der große Sohn darf im Lastend mitfahren, weil er das Vorderlicht an seinem Rad abgerissen abmontiert hat und ich es noch nicht zu Fahrradladen geschafft habe.

Inzwischen ist es 8 Uhr 10.

Ich komme zurück und bringe unser Kindergartenkind in die Kita. Dann stelle ich den Wecker auf 10 Uhr, falls ich beim Wäschefalten einschlafen sollte.

Wie gut, dass der Wecker klingelt. Habe ihn wohl im Halbdämmer noch einmal auf 11 Uhr gestellt. Gelobet sei meine Geistesgegenwart! Noch schnell duschen und dann los, die Schulkinder abholen.

11 Uhr 45.

Ich stehe auf dem Schulhof und suche meine Kinder.

Maxe findet mich zuerst: “Kaufst du mir ein Brötchen?”

Melek findet mich auch und will gleich nach Hause. Prima, vielleicht schaffen wir heute die Hausaufgaben, bevor wir um 8 Uhr ins Bett fallen.

16 Uhr.

Der Babysitter, der mir während der Dienstreisenzeit zwei Stunden Auszeit im Schwimmbad verschaffen soll, kommt eine Stunde zu spät und hat eine Mittelohrentzündung. Ich halte einen mütterlichen Vortrag über die Gefährlichkeit von Wattestäbchen sowie den Vorteil von Arztbesuchen, rufe bei meiner Ohrenärztin an und stelle fest, dass sie heute Nachmittag nicht arbeitet. Oder nur für Privatpatienten. Also dope ich den Babysitter mit Schmerztabletten und verbringe die nächsten eineinhalb Stunden mit dem Drittklässler in seinem Zimmer. Sie wissen schon, die Hausaufgaben.

17 Uhr 30.

Der Babysitter schickt mich ins Schwimmbad und verspricht, länger zu bleiben. Ich erwäge spontan eine Gehaltserhöhung.

19 Uhr 30.

Als ich zurückkomme liegen alle Kinder im Bett. Allen Häuslebauern empfehle ich einen Geheimgang, damit niemand die Rückkehr der besten Mutter der Welt bemerken kann. Wenn Sie keinen Geheimgang haben, passiert nämlich folgendes:

“MAMAAAA!!! BIST DU WIEDER DA-HA?”

Ich verteile Küsse und sortiere die Kinder in die richtigen Betten, um hernach ins Bett zu plumpsen. Leider schlafwandelt der Sohni-Zwilli und klemmt sich seinen Kopf zwischen Bettvorderteil und Wand ein. Immerhin ist er dieses Mal nicht zwei Etagen tiefer gewandelt, um dann auf der Fußmatte aufzuwachen.

21 Uhr 42.

Der Gatte wandelt heim und ich höre noch, wie sich der Drittklässler und der Mann unterhalten. Schläft der immer noch nicht???

Der Rest der Nacht folgt dem Protokoll: Um 2 Uhr morgens klettert der Maxe-Zwilli über mein Knie in die Höhle des Bären. Ich küsse ihn dankbar und fliehe in sein Kinderbett. Wie der bei 130 Dezibel weiterschlafen kann, ist mir ein Rätsel, aber auf diese Weise kann ich noch 3 Stunden und 50 Minuten träumen, bis die Zwillinge einfallen und mit meinen Decken eine Höhle bauen wollen …


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