Warum hab ich eigentlich keine Vorsätze?

Heute waren wir bei einer Spielgruppe, die wir seit ein paar Monaten mehr oder weniger regelmäßig besuchen. Den Kindern gefällt es dort und die Gespräche, Gedankenanstöße und der Austausch mit den Mamas und Spielgruppen-Leiterinnen tut mir sehr gut. Es ist die einzige Spielgruppe, die vereinbar ist mit der Kleinen und der Großen, die dort auch willkommen ist. Die Kinder sind dort in der Altersgruppe vom Krabbelalter bis etwa 1,5 Jahre. Unsere Große ist also mit Abstand die Älteste. Trotzdem ist sie dort willkommen und das spürt sie. Sie hat die Möglichkeit, entweder mit uns in einem Raum zu sein (wenn sie sich so verhält, dass sie rücksichtsvoll mit den Babys umgeht) oder in einem Spiel-Raum zu spielen, was sie möchte. Inzwischen fühlt sie sich da so wohl, dass sie teilweise die ganze Dauer der Gruppe in dem Raum spielt und nur die Begrüßungs- und Abschiedslieder mit uns singt. Wenn sie doch mit im Gruppenraum ist, geht sie sehr vorbildlich mit den anderen Kindern um. Sie zeigt ihnen das Spielzeug, erklärt ihnen Bücher oder beschäftigt sich selbst mit dem Spielzeug.

Oft ist es dort so, dass die Spielgruppen-Leiterinnen nach der Begrüßungs-Runde eine Frage stellen, z. B. wie die Feiertage verbracht wurden (letztes Mal) oder ob wir uns etwas vorgenommen haben für das neue Jahr (heute). Und während die anderen so erzählten, dachte ich nach, dass ich mir eigentlich das erste Mal nichts vorgenommen habe. Ich überlegte, was dieses Jahr ansteht und dass es wirklich auch grundlegende Veränderungen gibt dieses Jahr. Wieso habe ich mir also ausgerechnet jetzt nichts vorgenommen? Na ja, nicht schlimm, kann ich ja noch nachholen, auch wenn das Jahr nicht mehr ganz neu ist.

Die letzten Monate, in denen ich beide Kinder die ganze Woche bei mir habe, liegen vor uns. Nur noch 2 - 3 Wochen, dann bekommen wir Bescheid, wo unsere Große in den Kindergarten gehen wird. Sie wird in einem Monat 3 Jahre alt. Dann fahren wir (vermutlich das letzte Mal außerhalb der Ferien) noch einmal in den Urlaub, bevor dann die ersten Termine der Eingewöhnung im Kindergarten losgehen. Die Kleine wird 1 Jahr alt und sie ist auch schon nicht mehr klein. Auch mit ihr werde ich sicherlich einige Tage zu Besuch bei der Tagesmutter sein, damit sie sie besser kennenlernen kann. Eine Eingewöhnung im klassischen Sinne ist hier sicherlich nicht erforderlich, weil sie sich von Geburt an kennen und wir uns regelmäßig gesehen haben. Ich werde im Oktober wieder in Teilzeit arbeiten gehen, worauf ich mich auch freue. Ich habe dann eine Aufgabe, die unabhängig von den Kindern ist und trage dann auch wieder meinen Anteil zum Familieneinkommen bei. Da wir für uns entschieden haben, dass wir mit unseren beiden Töchtern komplett sind und zumindest keine weiteren Kinder planen, ist es nun wirklich die letzte und intensivste Zeit, die noch vor uns liegt, bevor ich mit den Kindern zumindest einige Tage der Woche nicht mehr komplett zusammen sind. Die Große wird regelmäßig jeden Tag in den Kindergarten gehen, obwohl das hier natürlich nicht so strikt ist wie später in der Schule. Wenn wir etwas konkretes vorhaben, können wir sie natürlich auch mal nicht hinbringen, aber gerade am Anfang finde ich es doch wichtig, dass eine Regelmäßigkeit vorliegt und sie sich daran gewöhnt, dass sie jeden Tag hingeht. Die Kleine wird nur an meinen Arbeitstagen zur Tagesmutter gehen und an den übrigen Tagen vormittags allein bei mir sein, bis dass wir die Große vom Kindergarten abholen.

Durch die ganze Unsicherheit, was den Kindergarten und auch meinen Job betrifft, habe ich mich ziemlich verrückt gemacht: Wo werden wir einen Platz bekommen? Werden wir uns leicht voneinander lösen können? Wie wird die Eingewöhnung beider Kinder und wie lässt sich die Eingewöhnung beider Kinder miteinander vereinbaren? Welche Betreuungskosten kommen auf uns zu? An welchen Wochentagen werde ich arbeiten? Was hat sich in der Zwischenzeit in meinem Job verändert?

Durch dieses ganze Gedankenkarussell, meine Ängste, meine Befürchtungen, Anregungen, Ratschläge, (negative) Erfahrungsberichte zur Eingewöhnung, Sorgen, war ich sehr angespannt und deshalb auch oft ungeduldig und unausgeglichen, was dann wiederum meine Kinder gemerkt haben und ebenfalls angespannt und unausgeglichen waren. Es ist eine Spirale, in der ich mich verfangen habe. Immer wieder habe ich meine Gedanken und Befürchtungen mit Bekannten und auch bei Twitter diskutiert, las neue Erfahrungsberichte, die mich wieder ins Grübeln brachten, usw. Dabei habe ich dann irgendwie auch immer öfter das Handy in der Hand gehabt, während meine Kinder sich mit sich selbst beschäftigten und allein spielten. Das haben sie zwar schon immer gemacht und trotzdem habe ich oft auch mit ihnen gespielt. Das kam in letzter Zeit eindeutig zu kurz. Und ehrlich gesagt brauche ich mich dann auch nicht wundern, wenn sie gerade abends auf einmal nicht mehr so gut kooperieren und viel schreien. Sie haben eben tagsüber nicht genug Nähe getankt, weil ich zu sehr mit mir selbst und meinen Gedanken beschäftigt und verwirrt war.

Das wurde mir alles so klar, während ich mich heute unterhielt und auf dem Weg nach Hause, als ich die Gespräche Revue passieren ließ. Wie dumm ist es eigentlich, dass ich mich und meine Kinder verrückt mache vor Dingen, die in Zukunft auf uns zukommen und die ich nur geringfügig oder gar nicht beeinflussen kann. Was den Kindergarten betrifft, habe ich alles getan, was ich tun kann. Was die Eingewöhnung betrifft, kann ich nichts tun. Was meinen Job betrifft, habe ich diese Woche ein Telefonat mit meinem Chef, in dem wir hoffentlich schon einige Details besprechen können, damit ich und natürlich auch er hier mehr Klarheit hat, wodurch ich dann in dem Bereich keine Unsicherheit mehr haben brauche. Es bringt also gar nichts, die Gedanken durchzuspielen und immer wieder darüber nachzudenken, denn das macht es nicht besser und ich verpasse dadurch sogar wertvolle Zeit mit meinen Kindern, die so nie wieder kommen wird.

Was sind also meine Vorsätze und was möchte ich anders machen?

Ich möchte mich auf das HIER UND JETZT mit meinen Kindern konzentrieren.

Ich möchte lieber einzelne persönliche Kontakte pflegen und aufrecht erhalten statt mich mit hunderten von fremden Online-Kontakten auszutauschen.

Ich möchte das, was ich tue, konzentriert tun und nicht mit tausenden Gedanken im Kopf oder mit Handy in der Hand: also wenn ich mit den Kindern spiele, spiele ich mit den Kindern. Wenn ich Fernsehen gucke, gucke ich Fernsehen. Wenn ich mit meinem Mann rede, rede ich mit meinem Mann. Wenn ich esse, esse ich. Wenn ich schlafe, schlafe ich. Wenn ich stille, stille ich. Und so weiter. Das klingt jetzt erstmal logisch, war es aber für mich nicht. Die Gedanken hörten nie auf, ich hatte immer den Eindruck, noch etwas nachlesen zu müssen oder auch die Befürchtung, etwas zu verpassen. Demnach lag mein Handy immer in Reichweite und ich notierte mir noch schnell etwas, wenn es mir einfiel. Ich schaute mal schnell was nach, was mir in den Kopf kam. Nachts lag auch immer das Handy neben mir und wenn ich aufwachte zum Stillen oder auch einfach nur so, war das der erste Griff.

Ich möchte die Zeit mit meinen Kindern noch nutzen, solange wir die Zeit gemeinsam verbringen und gestalten können.

Was habe ich als erste Schritte getan?

Ich habe die Twitter- und Facebook-App vom Handy gelöscht. Das heißt, dass ich nicht mehr nebenbei online sein möchte. Es heißt zwar, dass ich weniger da sein werde, vermutlich mehr verpasse und weniger schreibe, aber wenn dann konzentrierter, ohne etwas anderes nebenbei zu tun.

Ein Notizblock liegt zentral auf dem Sideboard, auf dem ich mal schnell was notieren kann.

Mein Handy wird über Nacht nicht mit im Schlafzimmer bleiben. Ob ich es zum Einschlafen der Kinder mitnehme, werden wir ausprobieren. Bisher war es so, dass wir ein Lied auf dem Handy zum Einschlafen gehört haben, das sich die Große aussuchen durfte. Ich werde ihr vorschlagen, dass ich ihr alternativ ein Lied vorsinge. Sollte das nicht klappen, nehme ich das Handy mit, stelle das Lied ein und lege es auf den Nachttisch. Wenn sie schläft, nehme ich es mit raus und nehme es dann, wenn ich ins Bett gehe, nicht wieder mit ins Schlafzimmer. Für die Uhrzeit habe ich jetzt einen Wecker ans Bett gestellt.

Das Schwierigste wird sein, die Gedanken zu stoppen und mich wirklich auf das zu konzentrieren, was ich tue. Das geht nur mit viel Übung und sicherlich auch Disziplin.

Dieses Zitat von Reinhold Niebuhr, amerikanischer Theologe, Philosoph und Politikwissenschaftler * 21.06.1892, † 01.06.1971, gefunden auf http://www.gutzitiert.de/ trifft es ganz gut:

Gott, gib mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Ich bin selber gespannt, wie es klappt und werde sicherlich irgendwann darüber berichten. Bis dahin wünsche ich Euch eine gute Zeit.

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