“Warum gibt es so viele Singles heutzutage” wurde ich letztens von einem Magazin gefragt. Oder gibt es Menschen, die sich zwar einen Partner wünschen, ihn aber nicht finden. Oder “try and error” immer wieder an den Falschen geraten? Ich gehe davon aus, dass trotz eines ausufernden realen und virtuellen Soziallebens, mittlerweile viele Menschen Angst vor Nähe oder Bindung haben. Also Angst davor, einen anderen Menschen so richtig nah an sich heranzulassen. Da reicht dann die Wochenendbeziehung bzw. die Liebe auf Distanz vollkommen aus. Nur nicht zu nah, nur nicht zu verbindlich. Das ist das nach außen gezeigte Verhalten, wobei im Inneren die Sehnsucht nach der einen Verbindung/Bindung immer größer wird. Und je größer die Sehnsucht, desto größer meistens auch die Angst vor Nähe. So paradox das klingt. Wir haben meistens beide Seiten in uns – ob uns das passt oder nicht.
Und Angst vor Nähe hat wieder etwas mit unseren ersten Bindungserfahrungen zu tun. Und unserer Erfahrung von Sicherheit. Damals. Vielleicht auch eine Möglichkeit, da hinzuschauen. Wie das in meinem Leben gelaufen ist – wie sicher ich mich bei meinen Eltern gefühlt habe? Wie nah ich ihnen sein durfte und wie nah sie mir waren. Und was ich von Ihnen über Frausein, Mannsein und Paarsein gelernt habe. Unbewusst. Durch tägliche Beobachtung. Da wird – so meine Erfahrung – sehr schnell ein roter Faden sichtbar.
Egoismus kann auch ein Grund für das Singledasein sein
Viele Menschen möchten auch etwas anderes erleben, als ihre eigenen Eltern, sprich: Sie haben die Beziehung der Eltern als abschreckendes Beispiel vor Augen. Und gerade in den jungen Jahren ist man eher noch am Aufbau der eigenen Karriere, der Verwirklichung im Studium, an Partys usw. interessiert, als an fester Partnerschaft. Manchmal steht hier austoben und sich ausprobieren an oberster Stelle.
Wir sind eben heute an einem gesellschaftlichen Entwicklungs-Standpunkt angelangt, an dem Existenzsicherung nicht mehr nach dem klassischen Modell „Papa in Arbeit, Mama zu Hause“ funktioniert, sondern wir haben intelligente, selbständige Männer und Frauen, die sich gegenseitig zur Existenzsicherung nicht mehr so brauchen, wie vor 50 bis 100 Jahren.
Und natürlich immer wieder die Angst von Nähe, gleichzeitig auch die absolute Sehnsucht danach. Und wie schaut es bei Ihnen gerade aus?