«Die Deutschschweizer sprechen selber nicht gerne Hochdeutsch, weil das nicht ihre Herzenssprache ist». Das sagt der Ständerat Didier Berberat. Berberat ist auch Präsident der “Vereinigung zur Verteidigung der französischen Sprache (Association Défense du français)”. Er gehört zu den französischsprachigen Schweizern der Romandie, die von den Deutschschweizern auch “Welsche” genannt werden.
In einem Land, in dem die beiden Hauptsprachen Deutsch und Französisch sind, ist es eigentlich wichtig, dass die Bevölkerung die jeweils andere Sprache lernt. Dies möglichst früh im Kindesalter. “Mittlerweile wird in allen welschen Kantonen Frühdeutsch schon ab der dritten Klasse unterrichtet, und sie haben sich auf einen gemeinsamen Lehrplan geeinigt. Die Deutschschweiz hinkt dieser Entwicklung stets ein wenig hinterher”, schreibt die Neue Zürcher Zeitung. Während in der Deutschschweiz in letzter Zeit immer mehr Versuche registriert werden, den Französisch-Unterricht zu Gunsten des Englischen zurückzufahren, zeigen also die Welschen, dass es auch anders geht.
Nur scheint das nicht besonders gut zu laufen, denn trotz Unterricht sind die Deutschkenntnisse der welschen Kinder nach einer Untersuchung der “Association Défense du français” mehr als mager. “Rund zwei Drittel gaben an, dass das in der Schule vermittelte Deutsch nicht ausreiche, um sich zu verständigen. Man könne sich damit in der Deutschschweiz nicht einmal durchschlagen”. Deswegen ist man sich in der Politik einig: “Die Deutschkenntnisse der Romands müssen verbessert werden.” Deshalb haben die welschen Erziehungsdirektoren eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Bildungsverwaltung und der Lehrerschaft eingesetzt und wollen demnächst Maßnahmen zur Stärkung des Deutschunterrichts präsentieren.
Nun muss ich aber den armen Welschen, die mühsam Deutsch gelernt haben, empfehlen ihre Sprachperfektionierung lieber in Deutschland zu betreiben. Denn sie werden ihre schweizerdeutschen Landsleute nicht verstehen. Die sprechen nämlich Mundart. Und jede Region hat einen eigenen Mundart, der zwischen Basel, Bern, Zürich und Chur erheblich divergieren kann. Diesen Deutschschweizern fällt es sehr schwer das Hochdeutsch zu praktizieren und man kann ihnen ansehen, wie sie darunter leiden. Die Deutschschweizer tun in den letzten Jahrzehnten aber auch alles, um sich in ihrer Mundart-Burg einzuigeln, weil sie meinen sonst ihre Heimat zu verlieren. In kantonalen Abstimmungen entscheiden sich die StimmbürgerInnen dafür, im Kindergarten den Mundartzwang einzuführen. Welch ein Irrsinn, wenn man weiß, dass dem Kleinkind damit schon der Mundartklotz in die Wiege gelegt wird. Die NZZ schreibt dazu: “Die Debatte hat in den vergangenen Jahren mit der von kantonalen SVP-Sektionen lancierten Initiativen für Mundart im Kindergarten auch eine politische Note erhalten. Eine ursprünglich vor allem pädagogische Diskussion hat die Partei mit Heimat, Schweizertum und Identität aufgeladen. Diese Vorstellung der Mundart löst in der Romandie und im Tessin verständlicherweise Irritationen aus, weil sie ausschliessend ist.”
Mundart lernen die Kindergartenkinder mit Leichtigkeit im Elternhaus, da brauchen sie den Kindergarten nicht dafür.Aber um zum Skelett ihrer Mundart, der deutschen Hochsprache, einen leichten Zugang zu finden, müssen sie die von rückwärtsgewandten im Dörfligeist eingeigelten sogenannten “Stimmbürgern” errichteten Barrikaden überwinden. Kein Wunder, dass im 3-Länder-Fernsehsender 3SAT Beiträge in der Schweiz mit Untertiteln versehen werden müssen. Nicht weil die Interviewten nicht wollen, nein weil sie einfach einfach kein ungezwungenes Hochdeutsch sprechen können. Man hat es ihnen ausgetrieben. Sie haben nicht mehr den großen Vorteil, sich in Hochdeutsch und in Mundart unkompliziert auszudrücken.
In seltsamen Kontrast dazu steht Deutsch als Schriftsprache: Hier muss der Schweizer hohe Qualifikation beweisen. In der Schule wird von ihm hier genauso viel verlangt wie in Deutschland auch. Die Literatur, die Zeitungen, die amtlichen Dokumente, sie sind alle auf hochdeutsch. Selbst die Leserbrief-Schreiber, die oft mit Schaum vor dem Mund ihren Mundart verteidigen, benutzen die Schriftsprache Deutsch. Warum kann man eigentlich nicht beides zusammenbringen, ohne dass die Welt der heimischen Mundart zusammenbricht? Es ist diese seltsame Abneigung gegen alles Fremde, die ein Großteil der Schweizer Gemüter beherrscht. Immer wieder scheitern weltoffene Schweizer mit ihrem Versuch hier für eine Horizonterweiterung zu sorgen. Und so wird es halt weiter so bleiben: Der Welsche versteht den Deutschschweizer nicht, auch wenn er noch so gut deutsch spricht. Sie sind sich so nah und doch so fern.
Informationsquelle
Fremdsprachenunterricht: Schlechte Deutschnoten für die Romands - NZZ am Sonntag Nachrichten - NZZ.ch
Mundart-Hochdeutsch-Debatte: Neue Wege aus der Mundart-Kontroverse - Schweiz Nachrichten - NZZ.ch
Ein Mundart-Verbot für Bundesräte? - Schweiz: Standard - bernerzeitung.ch
In einem Land, in dem die beiden Hauptsprachen Deutsch und Französisch sind, ist es eigentlich wichtig, dass die Bevölkerung die jeweils andere Sprache lernt. Dies möglichst früh im Kindesalter. “Mittlerweile wird in allen welschen Kantonen Frühdeutsch schon ab der dritten Klasse unterrichtet, und sie haben sich auf einen gemeinsamen Lehrplan geeinigt. Die Deutschschweiz hinkt dieser Entwicklung stets ein wenig hinterher”, schreibt die Neue Zürcher Zeitung. Während in der Deutschschweiz in letzter Zeit immer mehr Versuche registriert werden, den Französisch-Unterricht zu Gunsten des Englischen zurückzufahren, zeigen also die Welschen, dass es auch anders geht.
Nur scheint das nicht besonders gut zu laufen, denn trotz Unterricht sind die Deutschkenntnisse der welschen Kinder nach einer Untersuchung der “Association Défense du français” mehr als mager. “Rund zwei Drittel gaben an, dass das in der Schule vermittelte Deutsch nicht ausreiche, um sich zu verständigen. Man könne sich damit in der Deutschschweiz nicht einmal durchschlagen”. Deswegen ist man sich in der Politik einig: “Die Deutschkenntnisse der Romands müssen verbessert werden.” Deshalb haben die welschen Erziehungsdirektoren eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Bildungsverwaltung und der Lehrerschaft eingesetzt und wollen demnächst Maßnahmen zur Stärkung des Deutschunterrichts präsentieren.
Nun muss ich aber den armen Welschen, die mühsam Deutsch gelernt haben, empfehlen ihre Sprachperfektionierung lieber in Deutschland zu betreiben. Denn sie werden ihre schweizerdeutschen Landsleute nicht verstehen. Die sprechen nämlich Mundart. Und jede Region hat einen eigenen Mundart, der zwischen Basel, Bern, Zürich und Chur erheblich divergieren kann. Diesen Deutschschweizern fällt es sehr schwer das Hochdeutsch zu praktizieren und man kann ihnen ansehen, wie sie darunter leiden. Die Deutschschweizer tun in den letzten Jahrzehnten aber auch alles, um sich in ihrer Mundart-Burg einzuigeln, weil sie meinen sonst ihre Heimat zu verlieren. In kantonalen Abstimmungen entscheiden sich die StimmbürgerInnen dafür, im Kindergarten den Mundartzwang einzuführen. Welch ein Irrsinn, wenn man weiß, dass dem Kleinkind damit schon der Mundartklotz in die Wiege gelegt wird. Die NZZ schreibt dazu: “Die Debatte hat in den vergangenen Jahren mit der von kantonalen SVP-Sektionen lancierten Initiativen für Mundart im Kindergarten auch eine politische Note erhalten. Eine ursprünglich vor allem pädagogische Diskussion hat die Partei mit Heimat, Schweizertum und Identität aufgeladen. Diese Vorstellung der Mundart löst in der Romandie und im Tessin verständlicherweise Irritationen aus, weil sie ausschliessend ist.”
Mundart lernen die Kindergartenkinder mit Leichtigkeit im Elternhaus, da brauchen sie den Kindergarten nicht dafür.Aber um zum Skelett ihrer Mundart, der deutschen Hochsprache, einen leichten Zugang zu finden, müssen sie die von rückwärtsgewandten im Dörfligeist eingeigelten sogenannten “Stimmbürgern” errichteten Barrikaden überwinden. Kein Wunder, dass im 3-Länder-Fernsehsender 3SAT Beiträge in der Schweiz mit Untertiteln versehen werden müssen. Nicht weil die Interviewten nicht wollen, nein weil sie einfach einfach kein ungezwungenes Hochdeutsch sprechen können. Man hat es ihnen ausgetrieben. Sie haben nicht mehr den großen Vorteil, sich in Hochdeutsch und in Mundart unkompliziert auszudrücken.
In seltsamen Kontrast dazu steht Deutsch als Schriftsprache: Hier muss der Schweizer hohe Qualifikation beweisen. In der Schule wird von ihm hier genauso viel verlangt wie in Deutschland auch. Die Literatur, die Zeitungen, die amtlichen Dokumente, sie sind alle auf hochdeutsch. Selbst die Leserbrief-Schreiber, die oft mit Schaum vor dem Mund ihren Mundart verteidigen, benutzen die Schriftsprache Deutsch. Warum kann man eigentlich nicht beides zusammenbringen, ohne dass die Welt der heimischen Mundart zusammenbricht? Es ist diese seltsame Abneigung gegen alles Fremde, die ein Großteil der Schweizer Gemüter beherrscht. Immer wieder scheitern weltoffene Schweizer mit ihrem Versuch hier für eine Horizonterweiterung zu sorgen. Und so wird es halt weiter so bleiben: Der Welsche versteht den Deutschschweizer nicht, auch wenn er noch so gut deutsch spricht. Sie sind sich so nah und doch so fern.
Informationsquelle
Fremdsprachenunterricht: Schlechte Deutschnoten für die Romands - NZZ am Sonntag Nachrichten - NZZ.ch
Mundart-Hochdeutsch-Debatte: Neue Wege aus der Mundart-Kontroverse - Schweiz Nachrichten - NZZ.ch
Ein Mundart-Verbot für Bundesräte? - Schweiz: Standard - bernerzeitung.ch