Warum Frauen im Alter öfter finanziell schlecht dastehen 2

Von Frauenblog @frauenblog

Sie wiegte sich in Sicherheit, doch dann kam das böse Erwachen: Als Daniela K. sich nach 18 Ehejahren scheiden lassen wollte, erfuhr sie, dass ihr Ehemann sich die Pensionskassengelder für den Schritt in die Selbständigkeit hatte auszahlen lassen – ohne ihre Einwilligung. Die Consultingfirma, die er gegründet hatte, war nicht von Erfolg gekrönt. Jetzt ist das sauer ersparte Geld weg, und es gibt schlicht nichts mehr zu verteilen. Dabei hätte Daniela K. auf die Hälfte des Pensionskassenguthabens ihres Ehemannes Anspruch gehabt, da dieses von Gesetzes wegen geteilt werden muss.

Gefahrenherde

Der Experte macht auch auf andere potenzielle Gefahrenherde aufmerksam: Was etwa, wenn der Ehemann stirbt und die Hypothek auf dem gemeinsamen Haus nicht von der Frau allein getragen werden kann? Oder wenn die Hausfrau durch einen Unfall erwerbsunfähig wird und plötzlich für teures Geld eine Kinderbetreuung engagiert werden muss? Fragen, die tatsächlich häufig vedrängt werden.

«Frauen betreiben in Sachen Vorsorge zu wenig Risikomanagement, und sie werden von ihrem Umfeld – Arbeitgeber, Partner, Freunde – nicht dafür sensibilisiert», glaubt Kathrin Bertschy, Ökonomin und Nationalrätin (GLP) aus dem Kanton Bern. Sie befasst sich seit Jahren mit den Mechanismen der Altersvorsorge und kennt die Schwächen des Systems, die ihre Geschlechtsgenossinnen überproportional treffen.

Den Hauptgrund für die Benachteiligung sieht Bertschy bei der Eintrittsschwelle und dem Koordinationsabzug im BVG. Kleine Löhne, die Frauen häufig hätten – zum Beispiel durch Teilzeitpensen –, würden so unterdurchschnittlich versichert, grosse Löhne überdurchschnittlich. Hinzu kommt die nach wie vor existierende Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. Laut einer Hochrechnung des Eidgenössischen Büros für Gleichstellung geht den Frauen dadurch eine Lohnsumme von 7,7 Milliarden Franken pro Jahr verloren, die in der Vorsorge entsprechend fehlt.

Die von Bundesrat Alain Berset angeschobene Reform «Altersvorsorge 2020» soll nun ein wenig Besserung bringen durch die Abschaffung des Koordinationsabzugs und eine Senkung der bisherigen Eintrittsschwelle im BVG. «Davon profitieren insbesondere die Frauen», heisst es in der Botschaft der Landesregierung. Doch noch muss das Geschäft
durch die Räte. Bis der Gesetzgeber Sukkurs leistet, müssen sich die Frauen selbst helfen – mit einer proaktiven Sparstrategie und einem gesunden Selbstbewusstsein in der Partnerschaft. Kathrin Bertschy:

«Bei krass ungleichem Verdienst sollten Frauen den Mut haben, ihren Partner dazu zu verpflichten, für sie Einkäufe in die zweite oder dritte Säule zu tätigen.»

Dieser Meinung ist auch Christina Böck, Chief Investment Officer von Axa Investment Managers. Frauen, die zu Hause die Kinder betreuten, sollten einen Lohn von ihrem Mann fordern, um ihre Vorsorge gezielt aufzubauen, findet die Anlagefachfrau. Sie ist selber erst seit acht Jahren in der Schweiz und muss sich nun hier ihr Altersguthaben zusammensparen. Für Böck ist dabei klar: «Ich kaufe mich mit so viel Geld wie möglich in die Pensionskasse ein.»

Besser zu früh als zu spät

Beitrag von Karin Kofler, für BILANZ Ausgabe 04/2015

Lesen Sie hier den ersten Teil zu “Warum Frauen im Alter öfter finanziell schlecht dastehen”