Warum fallen uns Entscheidungen oft bloß so schwer?

Von Wernerbremen

Ihr Lieben,

ich möchte Euch zu dem Thema: "Warum fallen uns Entscheidungen bloß oft so schwer?" eine kleine Geschichte aus meinem Leben erklären:
Es ist jetzt etliche Jahre her, da brachte ich ein Gewicht von 143 Kilo auf die Waage, also stolze 286 Pfund!

Die Wurzeln für diese vielen Pfunde wurden sicher bereits in meiner Kindheit und Jugend gelegt, als ich versuchte, in dem Sumpf aus sexuellem Missbrauch und Gewalt zu überleben und dabei nach jeder Süßigkeit griff, deren ich habhaft werden konnte mu wenigstens einige Augenblicke des Glücks zu verspüren!
Jeder, der mich kannte, wusste um meine Vorliebe für Schokolade und Nutella und mancher meinte scherzhaft zu mir:
„Du bist süchtig nach Schokolade, Du leidest unter Schokophorie!"

Quelle: www.cafe-minden.de

Und so baute sich das Gewicht langsam auf.
Ich fühlte mich dabei eigentlich nicht unwohl, sondern eher gemütlich.

Doch als ich eines Tages aufgrund von Herzproblemen einen alten Arzt aufsuchte, meinte dieser in seiner offenen Art zu mir:
„Wenn Sie so weitermachen, kann ich Ihnen bald Blumen aufs Grab stellen!
Dieser Satz scheuchte mich aus meiner Gemütlichkeit auf!"

Auf meine erschrockene Frage, was ich denn tun könne, um dem angedeuteten Schicksal zu entgehen, antwortete der alte Arzt zu mir:

Gehen Sie nach Hause, nehmen Sie ein weißes Blatt Papier und schreiben Sie alle Lebensmittel und Genussmittel auf, nach denen Sie süchtig sind.
Welche das sind, das wissen Sie tief in Ihrem Herzen selbst.
Und wenn Sie dann bereit sind, auf diese Lebensmittel die nächsten zehn Jahre zu verzichten, dann können Sie in vierzehn Tagen wieder zu mir kommen!“

Ihr Lieben,
den Zettel mit den Lebensmitteln und Genussmitteln, nach denen ich süchtig war, auszufüllen, das fiel mir leicht und war schnell getan:
Pommes Frites, Pizza, Süßigkeiten aller Art, Kuchen, Kekse, halbe Hähnchen, Currywurst und so weiter und so weiter…
Aber die Entscheidung, auf diese heiß geliebten Lebensmittel und Genussmittel für die nächsten 10 Jahre zu verzichten, diese Entscheidung fiel mir verdammt schwer!


Und wären nicht meine beiden Söhne da gewesen, die mich ermutigten und mich motivierten, wer weiß, ob ich jemals diese Entscheidung wirklich getroffen hätte!
Ich habe lange über die Frage nachgedacht,
warum uns Entscheidungen oft so schwer fallen.
Wenn wir genau hinhören, dann gibt uns das Wort „Entscheidung“ die Antwort.
Ent-scheidung bedeutet: Wir müssen uns von etwas trennen, wir müssen auf etwas verzichten, wir müssen von etwas scheiden.
Deshalb fällt es uns so schwer, Entscheidungen zu treffen.
Manche Menschen haben wunderbare Ziele, herrliche Träume, phantastische Ideen und doch setzen sie davon nichts in die Tat um, weil sie sich nicht entscheiden können.
Aber es gibt keine Entscheidung ohne einen Verzicht,
das musste ich damals auch erfahren.
Aber wenn man sich entschieden hat, erfüllt einen ein tiefes Glückgefühl und man kann sein Ziel ansteuern.
Ich bin damals vierzehn Tage später wieder zu dem alten Doktor gegangen und habe ihm die lange Liste der Lebensmittel und Genussmittel präsentiert, nach denen ich süchtig war.
Und dann erlebte ich meine nächste Überraschung:
Der Doktor forderte mich auf, in Zukunft nicht weniger zu essen, sondern mehr.
Meine Kinnlade kippte herunter und ich bekam den Mund nicht wieder zu.
Der größte Fehler sei, so erklärte mir der Doktor, dass die meisten Menschen, die abnehmen wollten, versuchten, weniger zu essen.
Wenn man einem Alkoholiker sagen würde: „Trink weniger“, würde er umso schneller wieder an den Alkohol geraten. Deshalb sei es besser, einem Alkoholiker zu raten: „Trink jeden Tag so viel, wie Du kannst, damit keinen Durst verspürst“ (Mineralwasser, Säfte), denn dann verspüre er auch nicht so schnell Durst auf Alkohol.
Deshalb sei es bei einer Esssucht wichtig, mehr zu essen als bisher, allerdings etwas anderes als bisher. Und so begann ich, mir frische Salate zuzubereiten, und wo ich früher Brote mit dick gestrichenem Nutella aß, kochte ich mir nun Gemüsegerichte.
Heute wiege ich nur noch 83 Kilo und vermisse die Lebens- und Genussmittel von damals nicht mehr. Nur ein leckeres Eis gönne ich mir im Sommer hin und wieder gerne und ein gutes Stück Kuchen.
Ich habe Euch diese Geschichte aus meinem Leben erzählt, um Euch Mut zu wichtigen Entscheidungen zu machen.
Ich rede nicht drum herum: Entscheidungen sind schwer, weil wir etwas aufgeben müssen, aber wir bekommen hinterher so viel geschenkt dafür und uns erfüllt ein Gefühl der Freude, der Zufriedenheit mit uns und des Stolzes auf uns.
Ich wünsche Euch eine gute Nacht und morgen einen prachtvollen dynamischen Tag
Euer fröhlicher Werner


Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt.