Tsung-mi (gest. 841) fasste die Chan-Bewegung auf zwei Arten zusammen. Zum einen unterschied er drei Bewegungen: 1) Diejenigen, die das Auslöschen falscher Gedanken mittels Gedankenkontrolle lehrten, also die alten Schulen des indischen dhyâna; 2) diejenigen, die lehrten, das nichts wirklich sei und man nirgends verweilen könne, dass uns keine Wahrheit (Dharma) binden könne und keine Buddhaschaft zu erlangen sei, also etwa die Ochsenkopf-Schuleund die Shih-t’ous; 3) diejenigen, die alle älteren Formen des Ch’an ablehnten und einen direkten Zugang zum Geist und zur Menschennatur suchten, etwa Shen-hui und Ma-tsu. Zum anderen sprach Tsung-mi von sieben großen Schulen des Chan: 1) die Nordschule Shen-hsius, 2) eine Schule in Westchina, die vor allem das Rezitieren des Wortes „Fu“ (Buddha) übte, 3) die Schule Chih-hsins, eines Bruderschülers Shen-hsius und Hui-nengs, aus der letztlich auch Ma-tsu stammt. Diese drei Schulen vereine das Motto: „Rufe nicht die Vergangenheit wach, sinne nicht über die Zukunft nach, vergiss nicht den Pfad der Weisheit“; 4) die Schule Wu-chus (gest. 774), der die üblichen Formen buddhistischer Praxis und alle Gedanken, ob guter oder übler Art, als töricht bezeichnete [siehe meine Übersetzung in Gutes tun]; 5) die Schule Shen-huis, die ebenfalls die üblichen Chan-Praktiken ablehnte und den Zugang zu Mysterien über Erkenntnis für möglich hielt („An meinem Ort gibt es nichts wie ting (samâdhi) und niemand spricht von der Konzentration des Geistes“); 6) die Ochsenkopfschule, die sich auf die Lehren der Weisheitssutren und der Madhyamika-Schule, die auf Nagarjuna zurückgeht, stützte („Es gibt weder Buddha noch Nicht-Buddha“); 7) die Schule Ma-tsu, der in jeder Handlung und jedem Gedanken das Wirken der Buddha-Natur sah, sogar in Wut und Hass, und folglich keine Notwendigkeit für eine bestimmte Art der Praxis erkannte; Ma-tsus Laienschüler P’ang Yun hinterließ den Rat: „Leere dich von allem, das existiert, und konkretisiere niemals etwas, das nicht existiert.“ (Hu Shih nennt dieses Diktum „P’angs Rasiermesser“.)
Hu-Shih selbst fährt fort, seine These zu untermauern, dass chinesisches Chan eigentlich kein Chan sei und in der einfachen Sprache (pai-hua)des Volkes, wie sie z.B. auch Lin-chi verwendete, vielmehr das gemeint war, was gesagt wurde, so dass Chan tatsächlich naturalistische, nihilistische und ikonoklastische Züge trug und eine intellektuelle Anstrengung beinhaltete. Andererseits räumt er drei pädagogische Methoden ein: 1) Nie etwas zu deutlich zu lehren (pu shuo p’o), damit der Schüler von selbst drauf kommt; 2) exzentrische Reaktionen wie Schlagen, Weggehen und rätselhafte Antworten; 3) Fußmärsche (hsing-chiao)zu anderen Lehrern und Tempeln, aber auch, um die Vielfalt der Welt kennenzulernen.