Sogen hat in seinem Blog eine überzeugende Argumentation gegen die "Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechtes" der DBU (Deutsche Buddhistische Union) vorgelegt. Offenbar stand er mit dieser Meinung bisher in deren Reihen eher allein da, seine kürzliche Ernennung zum Ratsmitglied wird ihm hoffentlich die Möglichkeit eröffnen, andere vom Kurs des "Stimmenfangs" in dieser Angelegenheit abzubringen. Ich schrieb in seine Kommentarfunktion und möchte das dort Gesagte in einem zweiten Absatz weiter ausführen:
Ich habe bei der Vorstellung der "öffentlich-rechtlichen Anerkennung" noch eine andere Sorge: Wer wird da anerkannt, also wer repräsentiert dann "den" Buddhismus in Deutschland? Es liegt nahe, der DBU eine führende Rolle anzudenken, und da wird mir persönlich bange. Unter dem Dach der DBU tummeln sich Gruppen, deren Weltanschauung durchaus eher der von nicht-kirchlichen Sekten gleicht, die in meinen Augen also den "common sense" verlassen und extrem sind (zugegeben, manch einer denkt so auch vom Papst). Es geht mir also um das zu erwartende Niveau einer "buddhistischen Kirche", die sich bei genauem Hinsehen als viel weniger homogen als Protestantismus und Katholizismus erweist, oder genauer, eigentlich wie das Christentum erst mal differenzieren müsste, statt auf (künstliche) Einheit zu machen. Für mich bedeutet dies, dass z.B. Theravada-, tibetische und Zen-Tradition ihren je eigenen Status anstreben müssten, wenn überhaupt. Mit dem Versuch, die erforderliche Anzahl von Unterstützern für die Anerkennung zu erhalten, werden diese Unterschiede verwischt, die früher oder später doch wieder in den Vordergrund treten würden.
Ich möchte hier noch einmal auf ein paar signifikante Unterschiede zwischen den buddhistischen Traditionen hinweisen, die m. E. größer sind als die zwischen vergleichbar wesentlichen Lehrinhalten der etablierten christlichen Kirchen:
- Bodhisattva- vs. Bhikkhu-Ideal- Buchstäblicher Wiedergeburtsglaube vs. Wiedergeburt als Metapher- Palikanon vs. Mahayana-Kanon- Demystifierzung (Zen) vs. Mystifizierung (Tibet)- Hierarchie ("Übertragung" etc.) vs. Laienbuddhismus- Zölibat vs. verantwortlich gelebte Sexualität - Betteln vs. Selbstversorgung ...