Dass ich den Film gesehen habe ist genau 34 Minuten her - so lange hat es gedauert, aus dem Saal zu kommen, das Parkticket zu bezahlen, meine Freundin nach Hause zu bringen und im Türrahmen zu meinem Zimmer zu stehen. Eigentlich hätte ich gerade jetzt viele andere Dinge zu erledigen (beispielsweise Texte für das Seminar "Politische Kommunikation" zu lesen), allerdings möchte ich versuchen, den Eindruck des Films auf mich kurz fest zu halten.
Für alle, die das Buch gelesen haben: Ich habe es nie bis zum Ende geschafft (was wirklich bemerkenswert ist, denn es gibt nur wenige Bücher, die ich abbreche). Deswegen konnte ich nur die ersten 150 Seiten des Buches mit dem Film vergleichen. Die Geschichte ist mit der "Reise durch Deutschland" zumindest vom Anfang des Buches etwas weiter entfernt. Warum ich das Buch nicht zu Ende lesen konnte? Es war zu viel Hitler. Am Anfang war es amüsant, in der Mitte wurde es anstrengend und als der Punkt kam, wo ich nur noch den Kopf schütteln konnte, dass "Hitler" dermaßen viel Erfolg hatte und die "Gags" keine Gags, sondern ausgelutschte nationalsozialistische Phrasen waren - da war's vorbei.
Vielleicht war das genau so, wie sich der Film mir gegenüber zeigte, aber dazu später mehr.
Für alle, die das Buch nicht gelesen haben: Ihr könnte genau so lachen, erschreckt schauen oder ungläubig den Kopf schütteln, wenn ihr einen Witz hört, wo eurer Gewissen mit eurer Veranlagung für sehr, sehr, sehr [...] schwarzen Humor kämpft. Der Film bringt am Anfang das Gefühl nahe, dass alle auch im Buch verspürt haben, die Hitler trafen - Hitler ist witzig, denn alles was Hitler sagt ist irgendwie wahr ("Im Fernsehen läuft nur Schrott!", "Politikverdrossenheit", "Arbeitsarmut" etc. - ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, warum ich das gerade in Anführungszeichen setze. Aber es muss schon richtig sein, wenn mein Unterbewusstsein mir das sagt). Hitler ist halt Hitler und alle verstehen das als dreifach-doppelt-ironische Satire auf die deutsche Gesellschaft.
Dieses Phänomen ist tatsächlich öfter einfach "da", als man annehmen möchte. Manchmal finde ich Sachen einfach nur schlecht, nicht lustig oder schlichtweg hirnverbrannt - auch wenn andere darin eine vierfach-doppelt-Ironie sehen und irgendwie ist das ja auch Kunst.
Die Geschichte wendet sich - Hitler ist ja Hitler. Aber leider wird sie nicht besser, denn jetzt kommen die wirklichen Bilder, das wirkliche "Hitlertum" und die deutschen Medien feiern es weiterhin als Erfolg (außerdem muss man ja an die Quoten denken). Das Buch geht weg wie warme Semmeln, der Film ist schon fast abgedreht und als einer erkennt, wen er vor sich hat - ist es zu spät.
Wer sich den Plot genau anschauen möchte, sollte am besten ins Kino gehen - aber nur so viel: Das Lachen vergeht einem ziemlich schnell (zumindest ging es mir so. Die ersten 60 Minuten waren amüsant, spitzfindig, wie man uns den Spiegel vorhält, aber danach wussten meine Mundwinkel nicht, ob sie nach oben oder unten zeigen sollten). Man darf mich hier keineswegs falsch verstehen - der Film war brillant (ein wenig übertrieben, aber ich bin noch unter dem ersten Eindruck, man möge es mir verzeihen), aber zeigte etwas, dass mich erschreckte. Wie schnell ein Hitler Deutschland für sich einnehmen konnte. Gerade er.
Warum der Film bitterböse endet ist ja wohl klar - denn Hitler nimmt ja keiner ernst. Hitler ist keine Gefahr, denn wir sind aufgeklärt und wir beschäftigen uns tagtäglich mit unserer Vergangenheit, damit so etwas nie wieder passiert.
Die Szene, die den Zuschauern die Augen öffnet ist tragisch und lässt einen Tränen der Wut in die Augen steigen, denn plötzlich ist "Er ist wieder da" nicht mehr witzig. Hitler trifft auf die Großmutter seiner, sagen wir, Sekretärin, die Jüdin ist. Sie erkennt ihn. Sie schreit ihn an und wirft ihn raus.
Und alles was er im Auto zum Freund der Sekretärin sagte ist: "Ich weiß, sie hätten es sich lieber gewünscht, ich wäre mit dieser alten Judenschachtel anders umgesprungen. Ich weiß, sie mögen das Fräulein Soundso. Vielleicht ist der jüdische Anteil in ihr nicht so hoch - ein gewissen Anteil Jude kann der Körper noch ertragen."
Und da öffnet man uns schlagartig die Augen. Hitler war der Mann, der Millionen von Menschen das Leben gekostet hat.
Der Mann, der gerade ein YouTube-Hit, ein TV-Star und ein nationales Phänomen wurde.
Da fragt man sich: Wie ist das möglich?