Es ist wie im Offline-Leben: Wer nur von sich erzählt, langweilt. Und wer nur das schreibt, was andere mögen könnten, hat keine eigene Stimme. Dabei ist es egal, ob Sie einen Mode-, Sport-, Literatur- oder Technikblog betreiben. Der User besucht Ihren Blog, weil er Ihre Sicht der Dinge kennenlernen möchte.
Themen dieses BeitragesInhalt: Was es NICHT bedeutet, eine eigene Stimme zu haben | Wie arbeite ich sie heraus? | Die echte Stimme als Beispiel | Warum eine eigene Stimme so wichtig ist | Fazit Den Beitrag im Stream anhören: https://archive.org/download/WarumEineEigeneStimmeWichtigIst_201604/Warum%20eine%20eigene%20Stimme%20wichtig%20ist.mp3Was es NICHT bedeutet, eine eigene Stimme zu haben
Gleich vorweg: Eine eigene Stimme zu haben, bedeutet nicht, dass Sie zum Marktschreier werden. Oder dass alles, was Sie sagen, auch pures Gold ist. Es bedeutet nicht, ein Anrecht auf Aufmerksamkeit zu erhalten. Diese Aufmerksamkeit müssen Sie sich immer verdienen. Vielmehr heißt es, sich von Autoren, Bloggern und Speakern abzugrenzen – und zwar durch Qualität und Individualität. Das eine ohne das andere funktioniert übrigens nicht.
Nur dann hat Ihre eigene Stimme auch die Chance, überhaupt gehört zu werden. Deshalb muss diese auch nicht laut oder schrill sein. Sie kann ganz leise auftauchen, beinahe schon flüsternd. Und trotzdem mit der Wucht eines Orkans vermeintliche Gewissheiten umfegen.
Gute Stimmen müssen nicht laut sein, sondern etwas zu sagen haben.
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In der Geschichte finden wir viele Beispiel dafür, dass längst nicht die Lautesten die Wahrheit sagen. Doch so weit brauchen wir gar nicht zurückzugehen.
Im Kalten Krieg waren Millionen Menschen davon überzeugt, dass der Feind entweder im Osten oder im Westen lauere. Diese Paranoia ging so weit, dass Stellvertreterkriege geführt wurden, um der jeweils gegnerischen Ideologie bloß keinen weiteren Raum zu geben. Wie absurd und wahnwitzig erscheint dieses Schwarz-Weiß-Denken uns heute?
Wie arbeite ich meine eigene Stimme heraus?
Wie so vieles im Leben ist auch das ein Prozess. Die eigene Stimme mag tief in Ihnen versteckt sein – erwarten Sie also nicht, dass sie sich bereits im ersten Blogpost oder der ersten Kurzgeschichte zeigt. Wie beim Stil geht es darum, Ihre Stimme zu suchen und zu finden – das ist nicht dasselbe und verlangt Geduld sowie Beharrlichkeit.
Übung macht den Meister - auch heute noch!
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Ihre eigene Stimme wurde vielleicht jahrelang verschüttet, unter fremden Überzeugungen, Glaubenssätzen und Gewohnheiten. Um an dieses Fundament, an ihre Ur-Stimme zu kommen, braucht es daher diese Konsistenz.
Die effektivste Methode hierfür ist das Training. Übung macht den Meister können wir nicht mehr hören, aber dieser Spruch ist gerade deshalb so weit verbreitet, weil er zutrifft. Was für Ihre Fähigkeiten gilt, können Sie auch auf die eigene Stimme übertragen.
Die echte Stimme als Beispiel
Sie können sich das Ganze auch bildlich vorstellen. Für meine Arbeit beim Radio habe ich beispielsweise Sprecherziehung in Anspruch genommen. Falls Sie das nicht kennen sollten – Sprecherziehung hat nichts mit Sprachfehlern o. Ä. zu tun. Dabei geht es um die Schulung von Aussprache und Stimme: Betonungsmuster, Melodieverläufe, dynamische Akzente und Artikulationsspannung – angehende Sprecher lernen hier eine ganze Menge.
Dieses Prinzip lässt sich auch aufs Schreiben übertragen: Je mehr wir an unseren Texten arbeiten und zwischen den Zeilen lesen, desto mehr kristallisiert sich unsere eigene Stimme heraus. Aber wieso ist das überhaupt von Bedeutung?
Warum eine eigene Stimme so wichtig ist
Bestimmt haben auch Sie Blogs und Magazine, die Sie immer wieder besuchen. Was ist der Kern, der Sie dranbleiben lässt? Warum folgen Sie diesem Medium und schauen regelmäßig dort vorbei? Meistens wohl, weil Sie dort eine Stimme finden, die die Dinge markant und einzigartig beschreibt. Walter Epp hat dazu einen treffenden Artikel geschrieben.
Wir leben in einer analytischen Gesellschaft, in der Objektivität und Sachlichkeit dominieren. Das ist gut für die Vernunft, hat aber null Wiedererkennungswert. Wenn Sie schreiben wie Autor X oder wie Blogger Y, dann verlieren Sie Ihre Individualität. Der Leser, der ohnehin jeden Tag einer medialen Überstimulation ausgesetzt ist, kann Sie dann nicht mehr von den tausenden gleichförmigen Bloggern unterscheiden. Wollen Sie das?
Oder wollen Sie lieber Ihre Individualität zum Ausdruck bringen, Ihren Esprit und die ganz persönliche Note unterstreichen? Dass Sie sich dabei an Fakten und an den Bedürfnissen Ihrer Leser orientieren sollten, ist kein Widerspruch, im Gegenteil: Vielmehr gehen Sachlichkeit, Seriosität und die eigene Stimme Hand in Hand ineinander über, wenn diese Ebenen auch als solche verstanden und nicht wild miteinander vermengt werden.
Fazit
Die eigene Stimme ist ein sehr wichtiger Ankerpunkt, um als Autor bzw. Blogger aus der Masse herauszustechen. Diese Stimme muss durch konsequentes Üben gesucht und gefunden werden. Durch stetiges Schreiben entwickeln Sie ein Gespür dafür, wie Ihre eigene Stimme ‚klingt‘. Spannende Blogger und Autoren müssen nicht laut sein, sondern etwas zu sagen haben. Dann hört auch jemand hin.