Warum Du unbedingt wissen solltest, woher die Ostereier kommen

Erstellt am 14. April 2014 von Groschenreiter

Joujou  / pixelio.de

Ostern steht vor der Tür und damit werden traditionell wieder Millionen Eiern bemalt oder verziert. Man hängt sie an Palmkätzchen oder sie werden versteckt, um kurze Zeit später von aufgeregten Kindern gefunden zu werden. Kaum einer macht sich Gedanken über die Herkunft der Eier, was die Zahlenreihen auf ihren Schalen bedeuten oder wie die wirklichen Lebensumstände der eigentlichen Produzenten, der Hühner, aussehen.
Zu Ostern werden rund 70 Millionen Eier von den Österreichern konsumiert. Über das gesamte Jahr werden hierzulande rund 705 Millionen Eier mit einem Gesamtwert von 173 Millionen Euro gekauft. Im Durchschnitt verspeist der Österreicher 234 Eier jährlich. Alleine an diesen Zahlen erkennt man, daß die Produktion und der Handel von Eiern ein durchaus einträgliches Geschäft sein kann. 
Besonders wenn man darauf achtet, die Produktionskosten so niedrig wie möglich zu halten. Zu diesem Zweck wurden Hühner früher in riesigen Legebatterien, eingesperrt in kleinen Käfigen, als einfache Legemaschinen gehalten. Erfreulicherweise ist seit 01.Jänner 2009 in Österreich und seit 01.Jänner 2012 in der gesamten EU, die konventionelle Käfighaltung verboten. 
Das freute natürlich den tierliebenden Konsumenten, der seitdem sein Frühstücksei ohne schlechtes Gewissen genießen kan. Doch leider habe ich an dieser Stelle eine schlechte Nachricht. Legebatterien sind, wenn auch etwas artgerechter, noch immer erlaubt. Man spricht dabei von den ausgestalteten Käfigen, die statt 550m² nun 750m² groß sein müssen und außerdem über eine Sitzstange und Nester verfügen müssen. Ob sich die Hühner in diesem "Palast" nun tatsächlich wohler fühlen, darf bezweifelt werden. 
Aufgrund diverser Übergangsregelungen wird in Österreich erst im Jahr 2020 die letzte Legebatterie verschwunden sein. 

Welche anderen Haltungformen gibt es noch? 


Bodenhaltung

Nachdem die Legebatterien verboten wurden, wechselten viele Produzenten auf die sogenannte Bodenhaltung, die immer in riesigen Hallen praktiziert wird, und dabei die Mindestfläche 1m² für 7 - 9 Tiere beträgt. Außerdem müssen Sitzstangen vorhanden sein und ein Drittel der Stallfläche sollte eingestreut sein. Da in den erwähnten Hallen üblicherweise bis zu 6.000 Hühner gehalten werden, sind schwere Verhaltensstörungen wie Kannibalismus oder Federpicken keine große Überraschung. 
Die Bodenhaltung ist, wenn überhaupt, nur eine kleine Verbesserung im Vergleich zu Legebatterien, aber auf jeden Fall meilenweit von einer artgerechten Tierhaltung entfernt. Wie ich noch später berichten werde, sind die ohnehin schlechten Bedingungen der Bodenhaltung manchen Produzenten noch immer zu teuer, sodaß versteckt wieder auf die Käfighaltung zurück gegriffen wird. 

Konventionelle Freilandhaltung

Die konventionelle Freilandhaltung ist die Erweiterung der Bodenhaltung, da dabei die Hühner tagsüber außen einen Auslauf von bis zu 8m² pro Tier nützen können. Dabei haben die Tiere die Möglichkeit ihre arteigenen Verhaltensmuster auszuleben. 

Biologische Freilandhaltung

Dabei geht man einige wesentliche Schritte weiter, denn bei dieser Haltungsform wird dem einzelnen Tier 10m² Auslauf zugestanden. Außerdem dürfen im Stall im Vergleich zur Bodenhaltung nur 6 - 7 Tiere pro Quadratmeter leben. Der vermutlich wichtigste Unterschied zur allen anderen Haltungsformen ist aber die Fütterung der Hühner. Einerseits ist die vorbeugende Verabreichung von Medikamenten verboten, andererseits müssen die Tiere mit biologisch erzeugten Futter genährt werden. 
An dieser Stelle muss natürlich auf den immer wieder kehrenden Mythos, daß Freilandhaltung Tierquälerei sei, eingegangen werden. Kritiker der Freilandhaltung beziehen sich dabei auf die EpiLeg-Studie, die für Freilandhühner ein erhöhtes Risiko für Salmonellen, Wurmbefall, Geflügelgrippe und sonstigen Infektionen festgestellt hat. Außerdem käme es vermehrt zu verschiedene Verhaltensstörungen. 
Zu dieser Studie muss man wissen, daß diese von der Tierärztlichen Hochschule Hannover in Kooperation mit dem Landesverband der niedersächsischen Geflügelwirtschaft und dem Bundesverband Deutsches Ei erstellt wurde, und von der damaligen zuständigen Landwirtschaftsministerin Renate Künast richtigerweise als "Fragebogenaktion unter den Hühnerhaltern" bezeichnet wurde. 

© Agrarmarkt Austria www.rund-ums-ei.at

Wie findest Du das richtige Ei?


Seit dem 01.Jänner 2004 ist die Einzel - Eikennzeichnung im gesamten EU-Raum verpflichtend. Interessanterweise wissen aber die wenigsten Menschen, was die Zahlenreihen direkt auf jeden einzelnen Ei zu bedeuten haben. 
Ohne Zweifel ist die erste Ziffer, die Auskunft über die Haltungsform gibt, und der Buchstabencode, der das Herkunftsland verrät, die wichtigsten Teile der Kennzeichnung. 
0 steht für Bio - Haltung, 1 steht für Freilandhaltung, 2 steht für Bodenhaltung, 3 steht für Käfighaltung

Warum Du die Herkunft der Eier unbedingt kennen musst?


Obwohl wir gerade gelernt haben, daß auf jedem einzelnen Ei eindeutig die Haltungsform deklariert werden muss, bedeutet das für uns Konsumenten noch immer keine absolute Sicherheit. Und für die Hühner schon gar nicht.  
Ich habe lange überlegt, ob ich das nachstehende Video einbinden sollte, da es meines Erachtens wirklich grausame und erschütternde Bilder zeigt. Doch da es sich bei gezeigter Hühnerzucht um einen angeblichen Bio - Betrieb handelt und damit die Quälerei der Tiere und der Betrug am Verbraucher noch schwerer wiegt, habe ich mich schlussendlich doch dazu entschlossen. 
Nichts für schwache Nerven
Ein weiteres Beispiel dafür, daß nicht immer das drinnen ist, was außen drauf steht, hat Martin Balluch erst am 11.April 2014 aufgezeigt. Dabei geht es um einen Betrieb, der sogar das AMA Gütesiegel trägt, und offiziell als Hühnerzucht mit Bodenhaltung geführt wurde. Tatsächlich wurden die Tiere, wie in schlechten Zeiten der Legebatterien, in Käfigen gehalten. 
Das Haltungssystem entsprach zwar formal den Kriterien der Bodenhaltung. Jedoch konnte bewiesen werden, daß die Käfige mehrmals verschlossen blieben, und sich somit die Tiere nicht auf dem Boden bewegen konnten. 
Offenbar dürfen wir Verbraucher nicht vorbehaltslos auf das vertrauen, was in Sachen Haltungsform auf Verpackungen oder den Eiern selbst angegeben ist. Womit ich aber meilenweit davon entfernt bin, alle Produzenten in einen Topf zu schmeißen. Ganz im Gegenteil, ich bin davon überzeugt, daß Viele wirklich gute Arbeit leisten und dabei auch auf eine artgerechte Haltung Ihrer Tiere achten. Doch einige schwarze Schafe in der Branche verunsichern den Konsumenten, der dann verständlicherweise andere Wege geht. 

Was tun, um Eier von glücklichen Hühnern zu bekommen?

Eines vorweg - Wer Eier aus biologischer Freilandhaltung haben möchte, muss auf jeden Fall tiefer in die Geldbörse greifen. Kosten 10 Stück Eier aus Bodenhaltung in unserem Supermärkten rund 1,70 Euro, muss man bei den Bio-Eiern schon mit circa 3 Euro rechnen. 
Wenn man also auf Nummer sicher gehen und wirklich Eier von glücklichen Hühnern haben möchte, dann ist der beste Weg dafür, sich einfach den Hühnerstall selbst anzusehen. Zu diesem Zweck sucht man sich einen der vielen Betriebe, die direkt "Ab Hof" verkaufen. Dort kann man sich in den meisten Fällen selbst ein Bild über die Haltungsbedingungen machen. Speziell im ländlichen Raum sollte man recht einfach einen solchen "Ab Hof" - Verkauf finden. Im städtischen Bereich ist das natürlich schon ein wenig schwieriger. 
Doch auch in einer Großstadt wie Wien finden sich solche Anbieter. 
Einer der bekanntesten Betriebe ist der Haschahof, der im südlichen Wien, nämlich im zehnten Wiener Gemeindebezirk zu finden ist. Am Haschahof wird Ab Hof, Fleisch, Fisch und natürlich auch Eier angeboten. Außerdem gibt es den beliebten Pflückgarten, in dem man sich seine eigene kleine Parzelle anmieten und Obst und Gemüse nach Herzenslust anbauen kann. 
Ein bisschen außerhalb von Wien ist der Annahof in Laab am Walde. Dort betreibt die Familie Schabbauer einen wunderbaren Biobetrieb mit Hofladen, in dem Du praktisch alles findest, was Dein Herz begehrt - Natürlich auch Eier! :-). 
Und zu guter Letzt habe ich bei meinen Recherchen noch den Biobauernhof Steindl gefunden, der im Norden von Wien, im wunderschönen Stammersdorf liegt. Weil in einer berühmten Weingegend, bietet der Hof natürlich verschiedene wunderbare Weine, Traubensäfte, Edelbrände, aber auch Obst, Gemüse und natürlich Eier an. 
Wer also wirklich auf Nummer sicher gehen möchte, und zu Ostern Eier von glücklichen Hühnern verspeisen möchte, der sollte direkt beim Bauern kaufen. Dort lernst Du vielleicht das Huhn, das für Dein nächstes Frühstücksei gesorgt hat, sogar persönlich kennen. In diesem Sinne, wünsche ich Euch schöne Ostern.