Warum die Wissenschaft manchmal stinkt

Warum die Wissenschaft manchmal stinkt

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GTL | 23.10.2014 | Kommentare (0)

 

Warum die Wissenschaft manchmal stinkt

Es ist im Tourismus ein offenes Geheimnis, dass außerhalb der Ferienzeiten das Geschäft nur brummt, weil es den wissenschftlichen Kongresstourismus gibt.
Genau so wie der Herr Karl einst bei seinem Wirten anfragte, “wos krieg i, wenn ich Euch an Sparverein bring”, leben heute unzählige Firmen davon, die nationalen und internationalen wissenschaftlichen Kongresse auf die danach hechelnden Kongresszentren zu verteilen.
Formal entscheiden zwar die jeweiligen wissenschaftlichen Gesellschaften (im Prinzip auch nur Vereine, die sich mal mit mehr mal mit weniger Recht einer wissenschaftlichen Expertise rühmen) wohin die Reise geht, in Wahrheit hängen sie jedoch längst am Gängelband der Pharma- und Geräteindustrie und sind den Profibetreuern hilflos ausgeliefert. Ein ziemlich großes Geschäft von der die immer wieder angesprochen “Einladungskorruption” durch die Industrie bestenfalls die Spitze des Eisbergs darstellt.
Für den wissenschaftlich Tätigen ist es ohnehin ein Muss zur Gesichtswäsche zur jeweiligen Jahrestagung anzureisen.
Auch wenn in unserer schnelllebigen Zeit der alte Zyklus
1. Posterpräsentation
2. Vortrag
3. Manuskript an den Editor schicken
immer häufiger durchbrochen wird, ohne “sozialisierendes Netzwerken” geht nix. Das “Servus Grüß Dich” ist die Duftmarke des dazu zugehören. Die Vortragseinladung des Organisationskomitees der Ritterschlag der jeweiligen Community.

Man weiß zwar, dass die Forschungsgelder in UK knapp sind, aber wenn man von einem durchaus renommierten britischen Emeritus darauf angesprochen wird, dass er den zuletzt bei seinem nationalen Kongress gehaltenen geschichtlichen Rückblick über unser Fach auch gerne bei der nächsten Tagung in Österreich gehalten hätte (gegen Teilersatz der Reisekosten, versteht sich), dann bringe ich es nicht übers Herz ihm zu gestehen, dass ich nicht Teil dieses Organisationskomitees bin…. aber das nur so zur Abrundung des Themas.

Ja, und nirgendwo bekommt man so viele der geforderten CME (Fortbildungspunkte) wie bei einem großen Kongreß. Also brummt das Geschäft und die Flieger über den Herbsthimmel.

Das alles würde zur gewählten Überschrift passen, jedoch wollte ich auf etwas anderes hinaus.

Früher, im Goldenen Zeitalter der Fliegerei, schaffte man es zumindest von Wien aus meist mit einem Direktflug zu den typischen Kongresslokalisationen Europas zu gelangen. Wenn man sich heute am Flughafen trifft weiß man natürlich, dass es auch die KollegInnenschaft nach X zieht. Trotzdem hat man eine gute Chance, dass man auf sehr verscheiedenen Wegen dorthin gelangen wird. Code-Sharing und Hub-Denken führen dazu, dass sich der Tross über ganz Europa verstreuen wird, ehe man sich abends bei der Kongresseröffnung wieder zu sehen hofft.
Immer unter der Voraussetzung, dass es zu keinen überlangen Delays oder unangekündigten Streiks gekommen ist. Sonst sieht man sich frühestens am nächsten Tag UND nun kommen wir auf den Punkt:
Immer häufiger berichtet dann ein Subgrüppchen, dass es zwar selbst, nicht aber ihre Koffer auf den (oder zum) Olymp des akademischen Austausches geschafft haben und sie deshalb seit 24, 48 oder mehr Stunden in ihren Klamotten stecken.
Was am Badestrand im Sommerurlaub nicht so auffällt, weil sich eine passende Badehose dort überall erstehen lässt, ist in den überhitzten Kongresszentren des herbstlichen Europa exht ein olfaktorisches Problem.

Habe selbst übrigens Glück gehabt, dass ich eine andere Route gebucht habe. Das nur so am Rande. Der heutige Blog ist wirklich ganz selbstlos.



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