Warum die Corona-App Schwachsinn ist

Von Klaus Ahrens

Der Sicherheitsexperte und Kryptograph Bruce Schneier sagt: „Mein Problem mit den Contact-Tracing-Apps ist, dass sie absolut keinen Wert haben“. In einem Blogeintrag erklärt der Fachmann, warum er die Corona-Apps jenseits aller hinzukommenden Datenschutzbedenken für unwirksam und nutzlos hält.

Die Denkfehler der Corona-App-Projekte:

  • Die App produziere technisch bedingt jede Menge Falsch-Positive, also Infektionen, die gar nicht stattgefunden haben.
  • Das Gleiche gelte für Falsch-Negative, also Infektionen, die unerkannt bleiben. Ein Grund dafür sei, dass GPS und Bluetooth schlicht zu ungenau seien, um jeden Kontakt zu erfassen.
  • Auch erkenne die App Wände oder Trennwände nicht, die vor einer Infektion schützen.
  • Die App gehe sie von einer Übertragungsrate von 100 Prozent aus, aber nicht jeder Kontakt führe automatisch zu einer Infektion, erklärt Schneier.

Nicht anders sei es mit den nicht von der App erkannten Infektionen. Die könnten durch Fehler in den Standort- und Proximity-Systemen entstehen oder simpel und einfach dadurch, dass eine infizierte Person die App gar nicht benutze.

Schneier weist auch darauf hin, dass selbst in Singapur die Adoptionsrate der App 20 Prozent nicht überschritten habe. Außerdem verbreite sich das Virus manchmal anders als in der App vorausgesetzt, also zum Beispiel weniger als zwei Meter Abstand in über zehn Minuten.

Die geplante Corona-App kann nicht funktionieren

Diese falsch-positiven und falsch-negativen Ergebnisse machten die App jedoch schlicht unbrauchbar, stellt Schneier fest. „Nehmen wir an, Sie nehmen die App mit zum Lebensmitteleinkauf und sie macht Sie anschließend auf einen Kontakt aufmerksam. Was sollten Sie dann tun? Es ist nicht genau genug, dass Sie sich für zwei Wochen unter Quarantäne stellen müssten. Und ohne allgegenwärtige, preiswerte, schnelle und genaue Tests können Sie die Diagnose der App nicht bestätigen. Der Alarm ist also nutzlos“, schreibt er im Blog.

Wenn die App keinen Kontakt mit einer infizierten Person melde, könne man umgekehrt auch nicht davon ausgehen, dass man nicht infiziert sei. Deshalb sei das Endergebnis eine App, die schlicht nicht funktioniere, erklärt der Fachmann. „Das hat nichts mit Datenschutzbedenken zu tun. Die Vorstellung, dass die Ermittlung von Kontaktpersonen mit einer App und nicht mit Gesundheitsexperten durchgeführt werden kann, ist einfach nur dumm“, sagt Schneier abschließend.

Und mit seiner Kritik ist Schneier nicht allein. So sieht auch der Chaos Computer Club im Contact Tracing eine Risikotechnologie.