Warum der Naturkindergarten so wichtig für uns ist

Von Mareike W

Naturkindergarten Haidhausen

Durch Zufall habe ich letzten Donnerstag erfahren, dass es in Haidhausen einen Naturkindergarten gibt. Eine Mama, die sich für Montessori und Pikler interessiert, hat es mir beim Babytreff im Café Glanz erzählt. Das der Naturkindergarten nicht weit von uns entfernt ist, hat mich überrascht, denn wir wohnen eher zentral, als in der Nähe des Waldes. Den Kindergarten im Internet zu finden war relativ einfach, ihn gestern beim Spaziergang zu entdecken, etwas schwieriger. Ich bin natürlich glatt vorbeigelaufen, so klein ist er. Aber dank dem Papa, haben wir ihn dann doch noch gefunden.

Auf den ersten Blick war ich etwas enttäuscht, weil das Gelände des Naturkindergartens doch relativ überschaubar ist. In den Bauwagen hingegen hab ich mich sofort verliebt. Der Kindergarten liegt in der Nähe des Gasteig, oberhalb der Isar auf Höhe der Muffathalle und wird links von einem Sportplatz und rechts von einem Spielplatz eingegrenzt.

Mir war ehrlich gesagt nicht klar, wie Kinder da den ganzen Tag verbringen können und habe mich zuhause auf der Website des Kindergarten die Details und das pädagogische Konzept durch und das hat mich überzeugt, dass dieser Kindergarten wohl genau das richtige für Nepomuk wäre.

Für Euch und natürlich für mich habe ich die wichtigsten Punkte von der Website des Naturkindergarten übernommen.

Der Alltag im Naturkindergarten
  • Montag, Dienstag und Mittwoch sind Waldtage. Abgabe der Kinder ist um 8.30 Uhr an der Trambahnhaltestelle Johannisplatz. Mit der Trambahn geht es zum Perlacher Forst. Dort angekommen wird im Morgenkreis gemeinsam gesungen und auf unterschiedlichen Wegen zum jeweiligen Waldspielplatz gewandert. Nach dem ersten Freispiel gibt es Brotzeit, das Mittagessen wird gegen 13.00 Uhr eingenommen. Um 14.30 Uhr fährt die Gruppe wieder Richtung Johannisplatz.
  • Donnerstag findet in Räumlichkeiten am Max-Weber-Platz ab 8.30 Uhr Rhythmikunterricht statt. Anschließend geht es durch die Maximiliansanlagen zum Bauwagen am Isarhochufer nahe des Gasteig.
  • Freitag ist Treffpunkt in den Isaranlagen. Von hier aus erforscht die Gruppe das Isarhochufer. Abholung ist um 14.15 Uhr am Bauwagen.
Gruppe und Personal
  • Im Naturkindergarten Haidhausen e.V. werden 16 Kinder im Alter von zweieinhalb Jahren bis zum Schuleintritt von drei Betreuern betreut.
  • Das Personal setzt sich derzeit aus einem Erzieher, einer Kinderpflegerin und einem FÖJ’ler zusammen.
  • Es wird sicher gestellt, dass an Waldtagen immer drei Personen die Gruppe führen, an Bauwagentagen mindestens 2 Personen.
Arbeitsweise im Naturkindergarten

Im Naturkindergarten steht die Förderung der Eigenverantwortlichkeit sowie ganzheitliches und entdeckendes Lernen im Vordergrund, welches die Selbständigkeit sowie die motorischen und intellektuellen Fähigkeiten der Kinder fördert. Von den Kindern selbst wird viel Selbständigkeit gefordert. Das bringt zum einen der pädagogische Ansatz mit sich, wie auch das Leben und Erleben in der Natur selbst. Die Kinder sollen z.B. den Rucksack selbst tragen und nach einiger Zeit auch packen können, sie dürfen nach einem Einführungskurs bereitgestelltes Werkzeug eigenverantwortlich benutzen

Der pädagogische Ansatz

Im Naturkindergarten sollen die Kinder Natur aus erster Hand erleben und so eine Beziehung zur Natur aufbauen. Daher steht ein selbstverständlicher und verantwortungsvoller Umgang mit der Natur im Zentrum der pädagogischen Arbeit. Im Naturkindergarten wird bewusst auf vorgefertigtes Spielzeug verzichtet und das freie, nicht angeleitete Spiel steht im Mittelpunkt des pädagogischen Anliegens.

Freispiel – freies Spiel

  • Spielen ist ein elementares Grundbedürfnis des Kindes und hat einen sehr hohen Stellenwert in der Entwicklung des Kindes.
  • Im Spiel setzt sich das Kind mit sich, den anderen und der Welt aktiv auseinander und eignet sich somit spielend mit allen ihm verfügbaren Materialien den Umgang mit dem Leben an.
  • Kinder, die viel und ausgiebig spielen, werden in unterschiedlichsten Bereichen gefördert: Wahrnehmungs- und Beobachtungsfähigkeit, in ihrer Aufmerksamkeit, in ihrer Phantasie und Kreativität, Konzentrationsfähigkeit, Sozialkompetenz, motorische Fähigkeiten, Sprach-und Kommunikationsfähigkeit (nonverbale und verbale), Konfliktmanagement und Kooperation und vielem mehr.

Im freien, selbstbestimmten Spiel erfahren die Kinder sich als Urheber ihrer eigenen Handlungen und deren Konsequenzen. Im Vordergrund des Freispiels steht das Kind:

  • es wählt selbst aus, was es spielt und die Art und Weise des Spielverlaufs;
  • es bestimmt selbst, mit wem es spielt, d.h. ob es alleine spielt, sich einer Gruppe anschließt oder selbst ein Spiel initiiert;
  • es entscheidet selbst, wo und wie lange es spielt;

Das Freispiel bietet Raum, um eine altersgemäße Selbstständigkeit zu erwerben und auszuleben. Hier können Kinder üben, an ihre Grenzen zu gehen, im selbst gewählten Rollenspiel Verantwortung zu übernehmen, Regeln mit anderen zu erfinden, einzuhalten und zu verändern, Spannungen auszuhalten und auszugleichen, Konflikte auszutragen, Geduld mit anderen zu haben.

Die Kinder haben genügend Zeit, sich ihrem freien Spiel zu widmen. Dabei lassen sie sich kreativ und phantasievoll auf den Wald und dessen Möglichkeiten ein. Baumwurzeln werden zu Schiffen oder Flugzeugen, Stöcke sind Ruder, Rasenmäher oder Kochlöffel. Baumstümpfe werden zu Verkaufstischen, in Tipis wird gekocht und Feste gefeiert. Neben dem Freispiel gibt es die Möglichkeit, zu basteln, zu bauen, zu malen, Geschichten zu hören, und vieles mehr.

Die Aufgabe der Bezugspersonen im Freispiel ist es, den Kindern ein optimales Spielumfeld zu schaffen. Sie sind dabei Begleiter, Beobachter und Partner, sie greifen aber nicht direktiv in das Spiel der Kinder ein. Sie stehen den Kindern immer als Ansprechpartner zur Verfügung. Manchmal ist es sinnvoll, im richtigen Moment Impulse zu geben und die Kinder vorsichtig anzuregen oder Möglichkeiten zu zeigen, wenn das Kind Hilfestellung benötigt.

Verzicht auf Spielzeug

  • Der Naturkindergarten Haidhausen ist spielzeugfrei.
  • Durch die Abwesenheit konventionellen Spielzeugs sehen wir die Chance einer erfahrbaren und effektiven Suchtprävention.
  • Eventuell aufkeimende Langeweile kann nicht mit Spielzeug im klassischen Sinne begegnet werden.
  • Stattdessen setzen sich die Kinder mit ihrer Langeweile auseinander und lernen, sie auszuhalten und sie aktiv und kreativ zu überwinden.
  • Langeweile schafft Raum für Kreativität und Entfaltung.

Naturerfahrung

  • Die natürliche Umgebung bietet viel Freiraum zur individuellen Entfaltung des einzelnen Kindes, aber auch ganz natürliche Grenzen, die anders sind als in geschlossenen Räumen.
  • So wird bspw. dem Bewegungsdrang der Kinder wesentlich weniger Grenzen gesetzt. Dinge, die zum Spielen einladen, müssen erst gefunden werden.
  • Der einzelne kann sich gemäß seinen individuellen Neigungen beschäftigen und Aktivitäten ausprobieren, die in geschlossenen Räumen nicht möglich wären.
  • Der stetige gemeinsame Aufenthalt im Freien fördert den Zusammenhalt in der Gruppe und fördert beim Einzelnen das Selbstbewusstsein.
  • Zusätzlich setzt die ganzheitliche Sinnesanregung der kulturell bedingten Reizüberflutung etwas entgegen.

Quelle: Naturkindergarten Haidhausen

Meine Erkenntnis

Je öfter ich das lese, desto begeisterter bin ich vom Waldkindergarten. Ich denke das ist genau das richtige für den Kleinen. Wir verbringen jetzt schon wahnsinnig viel Zeit im Freien und waren gestern zweimal auf dem Spielplatz und dazwischen habe ich ihn in seinem Kinderwagen durch die Gegend geschoben.

Auch der Papa, der natürlich ein gewichtiges Wort mitzusprechen hat, findet den Waldkindergarten gut und überhaupt nicht öko oder Waldschrat mäßig. Ich bin froh, dass wir auch hier, wie so oft, auf der gleichen Welle schwimmen und in die selbe Richtung blicken.

Jetzt hoffe ich nur, dass wir einen Platz bekommen und vielleicht noch lange in unserer Wohnung wohnen bleiben können.