Warum denn ausgerechnet Irland?

Von Irlandwoche

Vor rund einer Woche, im Zuge einer erlebnisreichen Taxifahrt von Mulhaddart nach Parkwest, hat mir - wohl um die vertraglich festgelegte Mindestkommunikationsrate mit dem Fahrgast zu erreichen - mein Taxifahrer diese Frage gestellt. Warum denn ausgerechnet Irland?

Tja, warum eigentlich? So selbstverständlich die Antwort im ersten Augenblick scheint, je mehr man darüber sinniert, umso vielschichtiger wird die Replik. Der Versuch eines Denkvorganges.

Am Anfang lag eine spektakuläre Fehleinschätzung. Einer der Beweggründe des Umzugs damals 2008 war die finanzielle Stabilität, die Jobsicherheit, die größeren Chancen. Was heute im Rückspiegel hoffnungslos naiv und lachhaft klingt, war damals Realität. Irland war in den goldenen Jahren des Celtic Tiger, Jobs für Deutschsprachige gab es en masse, und zu besseren Bedingungen als in der Heimat.

Es war das schlechteste Timing dass man sich vorstellen konnte. Als ich im August 2008 hier aufschlug, verstummte quasi zeitgleich der keltische Tiger, und das Land begab sich ohne Vorwarnung direkt in die schlimmste Rezession, die ich bislang erlebt hatte. Der gutdotierte und sichere Job, dessentwegen ich alleine vorab auf die Insel ging, hat sich quasi selbst wegrationalisiert, während ich auf der Fähre nichtsahnend meinen Irish Coffee schlürfte.

Also musste jobmäßig Plan B herhalten, und später dann - gewollt - sogar Plan C. Aber zumindest mussten wir nie am Hungertuch nagen, wenn auch vieles anders kam als geplant.

Doch natürlich war die finanzielle Stabilität bei weitem nicht der einzige Grund, warum wir nach zahlreichen Urlauben unseren Wohnsitz permanent auf die Insel verlegten.

Wir hatten uns schon lange in die Natur und Landschaft der Insel verliebt. Ganz ohne grüne Brille oder Regenbogen, es war die Faszination der Weite, die unendlichen Möglichkeiten, Neues zu entdecken, die uns im Laufe der Zeit mehr hier als dort daheim fühlen ließ. Auch wenn mit dieser Natur oft sehr gnadenlos umgegangen wird, die Schönheit der Insel trotzt der Zeit. Und leere Batterien lassen sich hier besser aufladen als sonstwo. Und vor allem schneller.

Ein weiterer Grund war die Freundlichkeit und Offenheit der Iren während unserer Urlaube. Gut, ich will nicht verhehlen, dass wir in den letzten sieben Jahren permanenter Inselbesatzung auch genügend Gegenbeispiele kennengelernt haben, aber das wäre wohl überall der Fall.

Ebenso für Irland sprach die Nähe zur alten Heimat (falls mal was passieren sollte), die Amtssprache Englisch (gut, zumindest in weiten Teilen der Insel), und die Jobmöglichkeiten.

Letzteres ist übrigens kein Widerspruch zu meiner Einleitung. Für Deutschsprachige hat es immer Jobs gegeben, auch als das Land am Boden war. Gut, nicht immer die Traumjobs mit Managergehalt, zumindest aber war immer etwas da, das finanzielle Sicherheit geboten hat. Viele Iren konnten das in dieser Zeit nicht behaupten.

Die Entscheidung für Irland war damals wohlkalkuliert, genauestens durchdacht und durchgerechnet. Zwar wurde die eine oder andere Anforderung an unser Imrpovisationstalent gestellt im Laufe der Jahre, aber der wichtigste Punkt ist eingetroffen.

Als wir damals hierher kamen, hatten wir vor, glücklicher und zufriedener zu sein als in der alten Heimat.

Mission accomplished.

Verfasst in der wunderschönen Grafschaft Wicklow, von Irlandfreunden für Irlandfreunde. Irlandwoche.com ist ein Projekt, dass Informationen über die Insel und vieles mehr verbeiten will, und wir hoffen, dass uns das gelingt.