Warum Christen angeblich nicht wählen gehen sollten: Teil 3 – “Politik ist nicht unser Auftrag”

Bundestagswahl 2013

In dieser Serie setze ich mich mit dem Thema auseinander, ob Christen wählen gehen sollten und gehe zunächst auf die Gegenargumente ein. Nach dem ersten (“Wir sind dieser Welt gestorben”) und zweiten Teil (“Christen haben in der Politik nichts verloren”) soll es nun um das Argument gehen, dass eine Einmischung in der Politik ja kein christlicher Auftrag wäre.

In einem “Folge mir nach” – Artikel mit dem Titel “Christen in der Politik” heißt es:

“Er [ein Christ] wäre tätig in dem Bestreben, die Welt besser oder angenehmer zu machen. Gerade das ist eben nicht der christliche Auftrag. Die Welt ist das System, das Kain ‘erfunden’ hat (s. 1. Mose 4), um die Sünde zu vergessen, ohne die Frage der Sünde zu lösen. (…) Dann erschlug Kain seinen Bruder und begann, die ‘Welt’ zu gründen: er baute eine Stadt und seiner Nachkommenschaft entwickelte die Kunst, Musik, Industrie usw., kurz, alles das, was der Mensch braucht, um so angenehm wie möglich zu leben, ohne (!) mit Gott ins Reine gekommen zu sein. Politik will die Welt angenehm machen – ohne Sühnung. Der Christ hat den Dienst der Versöhnung empfangen, nicht den der Weltverbessemng.”1

Was denkst du dazu?

1. Der Auftrag der Politik

Selbstverständlich hat die Politik nicht den Auftrag der Versöhnung der Menschen mit Gott. Laut Römer 13 ist sie von Gott her eingesetzt, um für ein angenehmeres Leben zu sorgen. Was ist daran verwerflich? In dem Artikel wird Politik, Kunst, usw. abgewertet, weil sie von den Menschen leicht missbraucht wird. Aber hebt Missbrauch den Gebrauch auf? Dinge wie Kunst und Musik sind von Gott her geschaffen – und Politik von Gott her gewollt! Gott will, dass sie das Böse bestraft und so die Gesellschaft davor schützt, dass das Böse überhand nimmt:

“Denn die Regierung ist Gottes Dienerin, und du sollst durch sie Gutes empfangen. Wenn du jedoch Böses tust, hast du allen Grund, sie zu fürchten. Schließlich ist sie nicht umsonst Trägerin der richterlichen Gewalt. Auch darin ist sie Gottes Dienerin. Indem sie den Schuldigen zur Verantwortung zieht, vollstreckt sie an ihm das Urteil des göttlichen Zorns.” (Römer 13,4 nach NGÜ)

Gott will Politik. Da müssen viele Christen sicher erstmal schlucken. :-)

Auftrag der Politik

2. Der Auftrag der Christen

Christen haben nicht nur den Auftrag der Evangeliumsverkündigung! Jesus sagt nicht “liebt euren Nächsten nur indem ihr ihm das Evangelium bringt”. Christen haben selbstverständlich primär die Versöhnung ihrer Mitmenschen mit Gott im Blick. Aber wo Versöhnung mit Gott geschieht, da äußert sich das in allen Lebensbereichen durch ein Leben in und Einsatz für Gottes Willen. Zum Beispiel haben die ersten Christen selbstverständlich die unversorgten Witwen gespeist (Apostelgeschichte 6). Diakonie und Nächstenliebe sind ein wichtiger Auftrag der Christenheit!

Zum Verhältnis von unserem primären Versöhnungsauftrag und dem politisch-sozialen Auftrag lässt sich sagen:

  1. Der politisch-soziale Auftrag kann natürlich zur Ablenkung von dem primären Auftrag werden (“Es wäre nicht gut, wenn wir Apostel uns persönlich um den Dienst der Verteilung der Lebensmittel kümmern müssten und darüber die Verkündigung von Gottes Botschaft vernachlässigen würden.” Apostelgeschichte 6,2). Aber gaben die Apostel deshalb die Fürsorge der Armen auf?
  2. Die Liebe zu den Mitmenschen, Mitleid und Einsatz für Gottes gute Ordnungen sind immer eine Folge von Evangelisation und christlicher Lehre! Veränderte Menschen werden die Welt verändern.
  3. Die politische oder soziale Hilfe ist häufig eine gute Vorbereitung für die Heilsverkündigung! Jesus und die Apostel halfen häufig zunächst ganz praktisch, bevor sie lehrten.
  4. In gewisser Hinsicht ist die politisch-soziale Verantwortung auch Bestandteil der Heilsverkündigung. Zwar schenkt Gott uns noch nicht den Himmel auf Erden, aber dennoch hilft und rettet er aus diversenen praktischen Nöten!

Alle Reformatoren traten für die Trennung von Kirche und Staat ein, zugleich aber für eine bewusste Ausrichtung des Staates an christlichen Werten und Grundordnungen. Sie haben sich mit gesellschaftlichen Fragen auseinandergesetzt! Sie wollten nicht nur die Kirche erneuern, sondern die ganze Gesellschaft. “Daß der Staat der Kirche nicht unterstand und die Kirche nicht dem Staat, bedeutete für alle Reformatoren nie, daß der Staat deswegen fern jeden christlichen Wertes tun und lassen könne, was er wolle. Unter den vielen reformatorischen Bekenntnisschriften gibt es keine einzige, die lehrt, daß Christen das Wohl ihrer Gesellschaft aus den Augen verlieren sollten. (…) Der Gedanke, der Glaube sei etwas ganz Privates und habe keinen Auftrag in der Gesellschaft, ist das Ergebnis eines modernen, aus gottlosen Wurzeln geborenen überzogenen Individualismus, nicht einer biblischen Erneuerung.2

Reichstag Politik Christen

Auch die pietistischen Väter zeichneten sich durch Einsatz für die Gesellschaft, vor allem für die Schwachen und Armen, aus. Gerade dadurch wurde die Glaubwürdigkeit ihrer Botschaft größer, viele Menschen kamen zum Glauben und das ganze Land wurde gesegnet!

Der Einsatz für Gottes gute Ordnungen und christliche Werte kann sich eben auch politisch äußern. Viele Dinge können auf dieser Welt (menschlich gesprochen) nur durch die Politik verändert werden. Warum sollten wir uns nicht für Gesetze einsetzen, die Arme und Notleidende oder Ungeborene schützen? Ist es nicht ein Ausdruck der Nächstenliebe? Gott handelt vorrangig durch Menschen, die sich von ihm gebrauchen lassen. Auch in der Politik.

Kannst du nachvollziehen, was ich im Artikel beschreibe? Ich würde gerne deine Meinung durch einen Kommentar erfahren!

Weitere Artikel der Serie “Warum Christen angeblich nicht wählen gehen sollten” sind:

  • Teil 1 – “Wir sind dieser Welt gestorben!”
  • Teil 2 – “Christen haben in der Politik nichts verloren!”

Weitere Teile folgen.

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Fußnoten:
  1. Der Artikel lässt sich hier als PDF herunterladen: http://folgemirnach.de/article.php?y=2001&i=1&pfrom=14&pto=17
  2. Thomas Schirrmacher, Ethik, Bd. 6, S. 441.
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