Warum Ausdauer und Geduld so wichtig für Ihren Erfolg sind. - Lässt sich Frustrationstoleranz trainieren?

Von Rkoppwichmann

Lässt sich Frustrationstoleranz trainieren?

Was ist wichtiger für den beruflichen Erfolg: Intelligenz, Beziehungen oder Geduld? Studien zeigen, dass Geduld und Selbstkontrolle genauso wichtig sind wie der Intelligenzquotient. Aber wie lernt man eigentlich Geduld? Und geht das auch noch als Erwachsener?

Wir leben in einer Zeit der Beschleunigung und der Verdichtung. "Höher, schneller, weiter" ist nicht nur das Motto der olympischen Spiele. Auch in Unternehmen gilt Wachstum als unverzichtbar, am besten mit noch weniger Personal als im letzten Jahr.

"Heute kaufen - morgen zahlen!" ist das Motto einer schnellebigen Zeit, in der Warten als rückständig und uncool gilt.  Der schnelle Erfolg, der zum Beispiel durch "Talentshows" wie DSDS oder GNTM suggeriert wird, erscheint oft attraktiver, als ein langfristiges Ziel zu verfolgen.

Das verbreitete Schuldenmachen ist die logische Konsequenz. Fast ein Drittel aller Schuldner in Deutschland ist jünger als 30 Jahre - Tendenz steigend. Und die Tendenz mehr auszugeben als man besitzt wird uns ja von fast allen Staaten vorgemacht. Von den 173 Ländern weltweit gibt es nur ein Land, das keine Staatsverschuldung aufweist - Liechtenstein.

"Lieber jetzt als nachher" ist das Motto der Ungeduldigen.  Twitter das! Natürlich auch im alltäglichen Leben. "Können Sie mal noch 'ne Kasse aufmachen!" höre ich regelmäßig im Supermarkt genervte Kunden rufen, wenn man ein paar Minuten wartet. Kaufland verspricht an seiner Frischetheke eine Schnelligkeitsgarantie: Wenn nicht alle Waagen besetzt sind und man länger als 5 Minuten wartet soll man einen 2,50€ Warengutschein erhalten.

Ich gestehe: ich bin auch oft ungeduldig. Schleichende Autofahrer oder wenn mein Laptop mal wieder "Keine Rückmeldung" meldet, lassen mich schon mal fluchen.

Wie ist das bei Ihnen?

Bei welchen dieser Aussagen erkennen Sie sich wieder?

  • Nur nicht locker lassen ist meine Devise.
  • Wenn ich einen Wunsch habe, erfülle ich ihn mir schnell.
  • Leute, die "herumtrödeln", regen mich auf.
  • Bei Diskussionen unterbreche ich die anderen oft.
  • Aufgabe erledige ich meistens rasch.
  • Ich kann es nicht leiden, wenn Menschen auf meine Fragen weitschweifig antworten.
  • Ich trommle oft ungeduldig mit den Fingern oder wippe mit dem Fuß.
  • Ich denke oder sage oft: "Mach mal vorwärts!"
  • Beim Telefonieren bearbeite ich oft noch etwas nebenher.

Ungeduld ist ja ein Zeichen dafür,
dass wir nicht akzeptieren wollen, was ist.

Das ist ja oft gut. Ungeduld kann eine wirksame Antriebskraft für Neues sein, sonst säßen wir immer noch in Höhlen und hätten nicht mal ein Smartphone, um uns die Zeit zu verbreiten.

Doch der dazu gehörige andere Pol sind die Geduld, die Ausdauer, die Fähigkeit, auf sofortige Belohnung zu verzichten. Und im täglichen Leben gibt es ja dauernd Situationen, in denen Geduld ein entscheidender Faktor ist:

  • Breche ich das Studium ab und werde Ausfahrer bei Bofrost? Oder halte ich durch und verdiene später mehr?
  • Lasse ich mich auf das Angebot an der Hotelbar ein oder gehe ich nach Hause und spreche über meine Unzufriedenheit in der Partnerschaft?
  • Erhöhe ich meinen Dispokredit oder kümmere ich mich darum, langfristig mehr Einnahmen zu erzielen?
  • Lieber jetzt sparen auf einen großen Wunsch sparen oder sich jetzt gleich das einmalige Sonderangebot nutzen?

In allen Situationen geht es um die Frage: Bin ich imstande, dem Impuls zu widerstehen, mir sofort etwas Gutes zu tun - oder kann ich abwarten, um auf lange Sicht mehr zu erreichen?

Hier ein Video, welche inneren Kämpfe Kinder aushalten, um nicht gleich der Versuchung nachzugeben:

In seinem neuen Buch "Ausdauer schlägt Talent" plädiert der Wirtschaftsforscher aus Österreich, Matthias Sutter, für die altmodische Tugend der Ausdauer. Das beweist er mit zahlreichen Studien

So wurde 1972 in der neuseeländischen Langzeitstudie 1.037 Neugeborene , ab dem dritten Lebensjahr alle zwei bis drei Jahre, auf ihre Entwicklung hin untersucht. Die Kinder wurden anhand von Tests in fünf Kategorien eingeteilt, die von "sehr hohe Selbstkontrolle" bis zu "sehr geringe Selbstkontrolle" reichten.

Erstaunlich war bei den Ergebnissen, dass sich die Kinder bereits im Jugendalter in drei wichtigen Aspekten unterschieden:

  • 42 Prozent der Kinder aus der Kategorie "sehr geringe Selbstkontrolle" hatten die Schule im Teenageralter abgebrochen und keinen formalen Schulabschluss geschafft.
  • Bei den Kindern mit "sehr hoher Selbstkontrolle" hatten nur vier Prozent die Ausbildung abgebrochen. Bei der mittleren Kategorie waren es 19 Prozent.
  • Selbst bei ungeplanten Schwangerschaften zeigte sich ein ähnliches Muster. 13 Prozent der Kinder mit "sehr geringer Selbstkontrolle" bekamen im Alter von 20 ungewollt ein Kind. In dieser Zahl waren nicht nur Mädchen, sondern auch Jungen erfasst. Bei Kindern mit "sehr hoher Selbstkontrolle" waren es drei Prozent.
  • Fünfzig Prozent der Jugendlichen aus der Gruppe mit "sehr geringer Selbstkontrolle" rauchten, aus der Gruppe der Kinder, die eine "sehr hohe Selbstkontrolle" besaßen, rauchten nur zwanzig Prozent.
  • Viele Jahre später untersuchten die Psychologen auch die finanzielle Situation der Studienteilnehmer, die dann schon 32 Jahre alt waren. Auch hier zeigte sich das Muster: Teilnehmer, die schon als Kind eine sehr hohe Selbstkontrolle hatten, hatte höhere Ersparnisse und höheres Vermögen.

Der Grundstein für eine hohe Frustrationstoleranz wird bereits in der Kindheit gelegt. Geben Eltern jedem Quengeln ihres Kindes nach, haben sie vielleicht weniger Stress an der Supermarktkasse - tun ihrem Kind aber lange Sicht nichts Gutes. Es wird verwöhnt und lernt zu wenig, dass Warten sich lohnen kann.

Geduld hat nichts mit Trägheit, Unentschlossenheit oder endlosem Zögern zu tun.  Twitter das! Sondern dem Verzicht auf schnelle Belohnung zugunsten eines größeren Erfolgs in der Zukunft. Auch im Beruf ist es ja oft wichtig abzuwägen. Setzt man auf den kurzfristigen Erfolg oder kann man auch mal dicke Bretter bohren?

Studien zeigen, dass geduldigere Menschen mit größerer Wahrscheinlichkeit höhere Ausbildungsniveaus, ein höheres Einkommen und einen besseren Gesundheitszustand haben.

Wie Sie Geduld lernen können.

Doch was tun, wenn man aus welchen Gründen für schnelle Verführungen anfällig ist? Muss man sich damit abfinden oder lässt sich Geduld trainieren wie ein Muskel?  Twitter das!

Hier einige Empfehlungen, wie Sie Ihre Frustrationstoleranz auch als Erwachsener steigern können:

  1. Fangen Sie klein an: Probieren Sie 30 Sekunden. Angenommen Sie wollen anfangen zu joggen. Oder zu essen ohne dabei zu lesen oder fernzusehen. Beginnen Sie mit 30 Sekunden und lernen Sie das unangenehme Gefühl genauer kennen.
  2. Warten Sie: Auf zehn zu zählen ist eine gute Möglichkeit, Geduld in schwierigen Situationen zu üben. Entscheidend ist, die Distanz zwischen dem Auslösereiz und Ihrer Reaktion zu vergrößern.
  3. Wechseln Sie die Zeitperspektive. Wie denken Sie über die Sache in einer Viertelstunde oder in zwei Stunden? Denken Sie, dass das noch genauso wichtig ist wie jetzt? Vermutlich nicht.
  4. Erforschen Sie Ihre Impulse. Ihre Impulse sind normal, aber Sie müssen ihnen nicht folgen. Wenn Sie es schaffen, Ihre Reaktionen zu verzögern, haben Sie viel gewonnen.
  5. Nehmen Sie zwei oder drei tiefe Atemzüge - und denken Sie an das Ziel, das Sie erreichen wollen.

Mein Fazit:

Schwanger sein braucht Geduld.

Wie fast immer im Leben geht es um Balance. Um den Raum zwischen den Polen  "Sofort handeln" und "Abwarten". Um den Entscheidung zwischen sofortiger Belohnung und dem Hinauszögern einer Gratifikation.

Situationen, in denen Geduld wichtig ist, sind zum Beispiel:

✓ Ein großes Ziel zu erreichen
✓ Gewicht zu verlieren
✓ Ein Baby bekommen
✓ Einen muskulösen Körper haben
✓ Eine Karriere aufbauen
✓ In einer Sportart an die Spitze kommen
✓ Ein Musikinstrument
✓ Das Heilen einer Wunde oder einer größeren Krankheit
✓ Eine Tragödie oder den Verlust eines Menschen verarbeiten

Dabei kann Ihnen auch die Achtsamkeit helfen.

Jener Bewusstseinszustand, der anders als beim automatisch reagierenden Alltagsbewusstsein, Sie befähigt, Gefühle, Impulse und Gedanken zu beobachten. Ohne zu handeln, ohne zu erklären, ohne zu bewerten.

Wenn Sie Achtsamkeit genauer kennenlernen wollen, ist vielleicht dieser eMail-Kurs von mir hilfreich.

Wann Sind Sie ungeduldig?

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  1. Fangen Sie klein an. Probieren Sie 30 Sekunden. Angenommen Sie wollen anfangen zu joggen. Oder zu essen ohne dabei zu lesen oder fernzusehen. Beginnen Sie mit 30 Sekunden und lernen Sie das unangenehme Gefühl genauer kennen.