
„Die Stadt ist gut im Versprechen, und noch besser im Enttäuschen. So ist sie ein Ort voller sehnsüchtiger Menschen geworden. Menschen, die aus lauter Langeweile Frutarier werden, schlecht bezahlte Praktika annehmen und in sehr kleinen Zimmerchen wohnen, um sich das Fixie-Bike leisten zu können, mit dem sie dann noch schneller zur nächsten Enttäuschung sausen können.
Wirklich fremd ist das Land. Ein seltsamer Planet, völlig ohne Wechseljuicer, In-Cafés, Pre-Pre-Openings, dafür mit Kuriositäten wie Ladenöffnungszeiten und Mittagsruhe. Und Morgenruhe. Und Abendruhe. Und Nachtruhe.
Ich mache mich auf den Weg ins Dorfzentrum, auf dem Weg lächelt mir eine Radfahrerin ein „Hallo“ entgegen, ich erschrecke mich, wieso lächelt die so, die hat doch gar kein Highspeed-Internet. Bestimmt eine Irre.
…
Bei den Dorfbewohnern gibt es diese Sehnsucht nicht, nur ein Ankommen, ein Weiterbauen. Dach ausbessern statt Selbstoptimierung. Auf dem Land gibt es keine verpassten Events, keine Million potenzieller Partner, die reizvoller erscheinen als die Kreatur, die man zu Hause auf der Couch herumsitzen hat.
Das Land ist Beschränkung und massenhaft Zeit, und selbst der dämlichste Hobbybuddhist ahnt, dass das näher am Glück sein könnte, als die nächste gammelige Eröffnung eines temporären Showrooms.“
Ich war auf dem Dorf. Ich weiß nicht, warum ich wieder in der Stadt bin. Wahrscheinlich, um wieder tumb auf Bildschirme zu starren und Fotos vom Land auf Instagram zu posten.
(Ronja von Rönne)
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