Warteschleife

„Alle Berater befinden sich in einem Kundengespräch“

Diesen Satz höre ich bereits zum vierten Mal.

So kann ich mir – plötzlich – einen heißen Sommertag vorstellen. Und einen kühlen See, oder besser eine Sauna namens „Kundengespräch“. Hierin, „im Gespräch“, sitzen alle Berater und schwitzen. Auch ich möchte gern ins Gespräch, zu den Beratern, aber ich komme nicht rein. Man lässt mich nicht. Die Telefonautomatik macht den Türsteher.

Aber – wenn ich will – kann ich in der Leitung bleiben.

Oder auflegen.

Den Deutschen ist ihre Sprache derart wurscht, dass es mich staunen macht. Da gibt ein Energiekonzern einige Millionen Euro an Werbung aus – „Unsere Energie ist Energie für Sie“ – „Energie nach Maß“ – „Entdecken Sie…“  - aber an der einfachen Sprache der „normalen“ Kommunikation hapert es.

Klar. Sie „befinden sich“ ja auch in einem „Kundengespräch“ – weit weg also.

Und wo sie sich befinden,
Kann ich sie nicht finden.

Mir ist in der Schleife langweilig und so fange ich an, zu reimen.

Wenigstens ist deren Musik nicht sonderlich nervig – danke dafür! Wenn die Hintergrundmusik wie deren Sprache wäre, wie gruselig wäre das wohl?!

Es knackt plötzlich und ich bin schlagartig konzentriert.

„Vattenfall, Rhabarber-Rhabarber, Privatkundenbetreuung, was kann ich für sie tun?“

Mir geht es nur um eine Rechnung. Der Betrag wurde am 6.Dezember von meinem Konto abgebucht, vom 8.12. ist die Mahnung des Konzerns datiert. Ob das Geld wirklich nicht eingetroffen ist, will ich wissen.

„Sie sind Barzahler“, sagt der Betreuer übergangslos und dass klingt vorwurfsvoll.

Ich protestiere:

„Nein. Bin ich nicht. Ich überweise immer!“

Der Betreuer schafft es tatsächlich, mir ein schlechtes Gewissen anzuhexen.

„Barzahler“ klingt darüber hinaus ziemlich arm. Nach ohne Konto. Und das binnichnich. ICH BIN EIN ÜBERWEISER!

Aber genau das scheint der Betreuer auch zu wissen.

„Barzahler nennen wir die Kunden, von denen uns keine Einzugsermächtigung vorliegt.“

Er erklärt nachlässig-abwertend und ich merke: Auch ich bin einer von den doofer Kunden.

Weil ich Barzahler bin, kann es natürlich hin und wieder vorkommen, dass das Geld nicht rechtzeitig eintrifft. Und so kann es durchaus sein, dass der Betrag am 6. Dezember vom Konto abgebucht war. Der Konzern jedenfalls habe es erst am 9. Dezember entdeckt. Deshalb ist die Mahnung berechtigt und…

„… gehmse uns einfach ne Einzuchsermächigung. Damit das nicht noch einmal vorkommt.“

Ich weiß nichts zu erwidern. Spüre darüber hinaus, dass sich der Betreuer im Recht fühlt.

Schließlich spult er noch – wie ich annehme – bereits oft gesagte Sätze zu den Vorteilen ab, die sich daraus ergeben würden, wenn der Energiekonzern direkt auf mein Konto zugreift ([sic!] – er verwendet tatsächlich die Vokabel zugreifen!) und beendet seinen Vortrag mit dem Satz:

„So müssen sie nun die Mahngebühren extra überweisen!“


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