Heute ist letztes Tagebuchbloggen im jahr 2013 bei Frau Brüllen und ich bin mit dabei.
Der Aufregung die dem Orkan Xaver vorauseilte folgte Stille. Freiwillig übernahm ich den Spätdienst im Kindergarten, schließlich hatte ich den kürzesten Fahrtweg.
Nun sass ich nachmittags noch allein mit der kleinen Marta.”Ich bin die letzte”, sagte sie melancholisch. “Macht nichts.” Ich holte die kuchenartigen Plätzchen aus der Keksdose heraus, die wir selbst gebacken hatten.Wir machen uns es jetzt richtig gemütlich. “Was hältst du davon wenn wir Nutella auf die Kekse streichen?(Ja ich weiß das ist nicht gesund) Marta lächelte , als ich sogar zwei Nutellagläser herauskramte. “Bio mag ich nicht.” Marta spekulierte auf das echte Nutella.” Ok , dann nimmst du nicht Bio und ich Bio.” Zufrieden nahmen wir uns jeder ein Glas, ein Messer und strichen die Schokoladencreme über die Plätzchen. Es war das Rezept der Plätzchen, die Oma Ritter mir manchmal durch die Tür reichte. Unsere Version war ohne Anis.Anis war uns zu riskant erschienen. Plätzchen die ich als Kind nicht essen durfte und deren Geschmack sich 37 Jahre später als Entäuschung erweisen sollte, vielleicht weil Anis fehlte.
Marta hatte die Idee das ganze noch mit Mandarinenscheiben zu belegen, köstlich nun doch. Während draussen sich das Unwetter zusammenbraute, las ich “Es klopft bei Wanja in der Nacht” vor.” Martha schmatzte, während sie sich behaglich in den orangenen Ohrensessel schmiegte.Dann war auch Marta abgeholt, mit noch schokoladeverschmierten Mund.
Ein letzter Gang durch alle Räume.Ich verschloss die Türen. Das Grollen des Sturmes hatte etwas beunruhigend Drohendes, als ich nach draussen trat. Der Freitag würde der Unwetterwarnung zum Opfer fallen.Das bedeutete:Wochenende, schulfrei.Mann und Kind( mal3 ) waren bereits seit Mittag zu Hause.
Es blitzte als ich noch schnell Feuerholz aus dem Garten holte. Die Sehnsucht mal ganz von der Welt abgeschnitten zu sein, so wie Wanja in seiner Hütte. Xaver ist bisher eher ein Windchen als ein Orkan. Da war Christian von anderem Format.
In der abendlich kuschligen Stimmung schlief ich beim Lesen von Proust ein. Es fällt mir gelegentlich etwas schwer, die sommerliche Seebadstimmung von Balbec mit dem herbstlichen,stürmischen, nordischen Klima in Einklang zu bringen.
Und sonst?Ich bin wieder aufgewacht, Anna spielt Harfe, der Hund schläft, Karla spielte in der Generalprobe gut, möchte aber endlich mal eine fiese Rolle haben. Die Stiefel sind geputzt und stehen im Kamin, der Gatte schläft. Wir warten auf Xaver.
P.s. Morgen erscheint das Buch“Arbeit und Struktur” von Herrndorf. Eigentlich bin ich aber nicht berechtigt es zu kaufen.(Buchdiät) Alles wegen der Nutellakekse, ich weiß.