Es fehlte nicht viel gestern Abend in der Allianz Arena um die Liste der Fußballwunder um ein Kapitel zu erweitern. 0:2 verloren die Münchner gegen Arsenal London, kommen nur wegen dem guten Hinspielergebnis eine Runde weiter. Das Fehlen von Schweinsteiger und Ribéry war mehr als deutlich. Noch mehr hat allerdings die richtige Einstellung gefehlt.
Erdenklich schlecht gespielt
Die Spielidee der Bayern war, ihr eigenes Spiel durchzuziehen und dem Gegner sofort zu zeigen, dass es nichts zu holen gibt. Nach nur 3 Minuten allerdings trafen die Londoner zum 1:0: Ballverlust in der Offensive, Rosicky spielt Walcott frei, der passt flach und scharf in die Mitte, Giroud staubt ab. Die Bayern dann bemüht, sich ob des Schocks wieder neu zu sortieren. Gewohnt viel Ballbesitz, ungewohnt wenig Ertragreiches. Viele Unnkonzentriertheiten, allen voran Martinez und Dante, die sonst sehr zuverlässig spielen, leisteten sich viele unnötige Fehler. Mandzukic im Sturmzentrum bleibt blass, weil er auch wenig Futter von den Kollegen bekam. Kroos war bemüht darum, das Spiel an sich zu reißen und durch Distanzschüsse gefährlich zu werden. Auf den Außen waren Müller und Robben fleißig, vor allem im Spiel nach hinten. Nach vorne konnten sie zwar Akzente setzen, die Großchancen blieben jedoch aus. Die Statistik beweist das. Bayern schoß 23 Mal aufs Tor von Fabianski, der musste allerdings nur selten eingreifen. Auf Alabas linker Seite fehlten die Durchbrüche an die Grundlinie des Gegners, da es mehrmals zu Missverständnissen mit seinen Vordermännern Robben und Müller kam. Allgemein harmonierte diese Seite nicht so stark wie man es mit Alaba und Ribéry gewohnt ist. Schweinsteiger-Ersatz Gustavo blieb vor allem in der 1.Halbzeit sehr blass, die Bälle der Innenverteidiger musste sich zumeist Kroos abholen.
Im 2.Abschnitt spielten die Münchner dann etwas aggressiver. Kroos mit einem guten Distanzschuss in Minute 47. In der 63. Minuten passte Lahm auf Müller, der mit der Hacke Robben in die Gasse schickte. Der Holländer scheiterte aber am Arsenal-Keeper. Ein weiterer Beweis für die fehlende Präzision im Abschluss. Von Arsenal kam wenig bis nichts, sie lauerten auf die Fehler der Bayern. Durch den eingewechselten Gervinho kam man einmal gefährlich vors Bayern-Tor. Als das Spiel schon abgehakt schien kam Koscielny nach einer Ecke von Arteta mit dem Kopf zum Ball und traf zum 0:2. Das große Bayern-Zittern begann, aber Arsenal spielte in der Folge ungeschickt und konnte sich keine Torchance mehr erspielen.
“Wir spielen schönen Dreck!”
Die Bayern-Bosse waren nach dem Spiel in Rage. Hoeneß war ob den vergangen Leistungen sauer auf sein Team und sagte: “Wir spielen schönen Dreck in den letzten Wochen!”. Auch Sky-Experte Beckenbauer war sehr erzürnt ob der miserablen Leistung der Münchner. Und das völlig zurecht. Heynckes’ Warnungen vor dem Spiel wurden vom Team scheinbar nicht erhört. Mit einer solch nachlässigen und unkonzentrierten Spielweise hätte man fast die Dummheit des Jahres begangen und sich diese komfortable Ausgangsposition zunichte gemacht. Was fällt der Mannschaft ein, die Situation so zu unterschätzen und den Gegner noch einmal zurück ins Spiel zu bringen. Man kann nur hoffen dass es den Bayern eine Lehre ist. Ihre guten Leistungen in der Bundesliga sind gut und schön. Aber das hier ist Champions-League: Da macht der Gegner schon auch mal aus sehr wenig sehr viel und sobald man sich umsieht ist man ausgeschieden. Favorit auf den Titel ist man so ganz sicher nicht. Zumal man im Hinspiel mit etwas weniger Glück auch unentschieden hätte spielen können. Hoffentlich also ein Warnschuss zur rechten Zeit für die Mannschaft, damit man nicht in eine Art Selbstgefälligkeit verfällt.
‘Road to Wembley’ stand auf den Werbebanden. Eine Reise, die beinahe durch eine historische Dummheit zu Ende gewesen wäre. So geht sie weiter. Dann wieder mit Schweinsteiger und Ribéry. Und hoffentlich den Lehren im Kopf der Spieler, dass man in der Champions-League eben zu jeder Zeit 100% geben muss.