Zombie R ist hat sich schon immer ein wenig von den anderen Zombies unterschieden, mit denen er zusammen auf dem zerstörten Gelände eines Flughafens lebt. Natürlich schlurft und stöhnt er, geht mit den anderen Zombies Frischfleisch jagen und hat eine ungesunde Hautfarbe, aber er ist immer noch sehr gut in Schuss für einen verfaulenden Untoten. Eines Tages sind R und seine Zombie-Kumpels auf der Jagd und treffen auf eine Gruppe Jugendlicher. Der unersättliche Hunger treibt die Zombies zu einem Angriff auf die Gruppe und R tötet einen jungen Mann, um anschließend sein Gehirn zu verspeisen. Dies ändert alles, denn plötzlich sieht er das Mädchen Julie und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Er beschützt sie vor den anderen fresswütigen Zombies und bringt sie ungesehen in sein Versteck. Nach anfänglichen Schwierigkeiten beginnen Julie und R sich anzunähern…
Wenn man es genau nimmt, passiert gar nicht so viel in diesem dünnen Büchlein, Zombie frisst Gehirn vom Freund des Mädchens, er verliebt sich in sie und kämpft gegen sein Zombiesein an. Ob und welche Zukunft es für die beiden geben kann müsst ihr natürlich selbst herausfinden, doch für mich war es eine ergreifende Lektüre mit einem tieferen Sinn. Grenzen überwinden ist hier das Schlagwort, neue Wege einschlagen in einer zertrümmerten, postapokalyptischen Welt, in der es nur um das reine Überleben geht. Alles schon mal dagewesen, aber nicht in dieser Form, denn mit R verfolgt man einen gänzlich ungewöhnlichen Protagonisten bei seinem Prozess der Wandlung. Es war ein interessanter Blickwinkel, aus dem man die Welt betrachtet, das war es, was das Buch für mich ausgemacht hat.
Der Schreibstil selbst hat mir gar nicht so gut gefallen. Ich habe ein wenig gebraucht, um in die Geschichte hinein zu finden. Mir kam es ein wenig sperrig vor, aber R hat auch Probleme damit, sich zu artikulieren, was im Laufe der Geschichte besser wird, sowie mir im Laufe der Geschichte auch der Schreibstil besser gefällt. R ist der Ich-Erzähler und man erfährt, womit Zombies so ihren Tag verbringen und welche Gedanken so einem Zombie wie R durch den Kopf gehen. Spannung kam natürlich auch auf, aber es gab auch gefühlvolle oder schaurige Momente, der Autor lässt einen die gesamte Gefühlspalette durchlaufen.
Die Protagonisten sind auf ein paar wenige wichtige reduziert. So steht natürlich Zombie R im Mittelpunkt, den man ziemlich gut kennenlernt. Aber so, wie man von ihm an das Zombiesein herangeführt wurde, konnte ich seine Gefühle und Gedanken tatsächlich nachvollziehen. Ich war absolut sprachlos! Julie ist natürlich zu Beginn ängstlich, aber bald fasst sie Vertrauen zu ihrem Beschützer und stellt fest, dass R irgendwie anders ist als seine Artgenossen. So gar nicht zombiemäßig eben (außer das mit dem Hirn, aber das macht er nur heimlich). R hat auch noch einen guten Zombiefreund, mit dem er seine Nahrung und seine Gedanken teilt. Darüber hinaus gibt es noch weitere interessante menschliche Nebencharaktere, die dem Buch viel geben.
Ich habe das Taschenbuch mit dem Filmcover, welches, wie ich finde, eine deutliche Verbesserung zum Hardcover darstellt. Hier stehen sich Zombie R und Julie gegenüber, R überreicht Julie Blumen und im Hintergrund ist eine schlurfende Zombiemeute zu erkennen. Der Hintergrund ist in ein gefährlich wirkendes Rot getaucht. Es ist zwar kein Meisterwerk, aber es ist ziemlich passend.
Fazit: „Warm Bodies“ von Isaac Marion ist ein intelligentes, anrührendes, manchmal sogar fast lyrisches Werk über die Macht der Liebe. Selbst wenn sie beim Lesen gar nicht so sehr hervor sticht, ist es doch diese Message, die am Schluss übrig bleibt. Mitten in einer zerstörten Welt. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für dieses ungewöhnliche Buch und 5 von 5 Sternen!
Warm Bodies
von Isaac Marion Broschiert: 299 Seiten Verlag: Tropen Bei Klett-Cotta; Auflage: 3., Aufl. (22. Februar 2013) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3608501290 ISBN-13: 978-3608501292 Originaltitel: Warm Bodies
Rezension vom 23.10.2013