Waren sie nicht mal Lilo Wanders? von Ernie Reinhardt

Auf der Bühne eines Lebens, das mutig tanzt und leise weint, zeigt Ernie, wer er war – und wer er hinter Lilo bleibt. Ein Herz, das glitzert, selbst wenn Schatten fallen, und eine Wahrheit, die uns bis heute strahlen lässt.

Waren sie nicht mal Lilo Wanders? von Ernie ReinhardtCover von Waren sie nicht mal Lilo Wanders?

Lilo ist Kult – doch Ernie ist das Herz dahinter. Eine Lebensgeschichte, die heller brennt als jedes Rampenlicht.

Wenn ein Leben zur Bühne wird, auf der Wahrheit und Mut leuchten – Es gibt Biografien, die liest man mit Interesse. Und es gibt jene seltenen Biografien, die man fühlt – in jeder Zeile, in jedem zögernden Atemzug, in jedem triumphierenden Moment, in jeder Erinnerung, die weh tut und dennoch aufleuchtet. Ernie Reinhardts Autobiografie „Waren Sie nicht mal Lilo Wanders?“ – erschienen beim Goldmann-Verlag – gehört für mich eindeutig zur zweiten Kategorie. Wer in den 90ern aufgewachsen ist, konnte der Figur Lilo Wanders kaum entkommen: die schimmernde Diva, die unerschrockene Aufklärerin, die mit Humor und Herz Gespräche über Körperlichkeit, Intimität und Identität führte, als vieles davon noch als Tabu galt.

Waren sie nicht mal Lilo Wanders? von Ernie Reinhardt

Doch dieses Buch stellt eine Frage, die uns alle sofort berührt: Wer war Lilo – wenn sie nicht Lilo war? Die Antwort ist Ernie. Ein Mensch, der seinen Mut nicht geschenkt bekam, sondern ihn erkämpfen musste – gegen gesellschaftliche Normen, gegen innere Zweifel, gegen ein Leben, das ihn immer wieder prüfte. Diese Autobiografie ist ein Rückblick, der nicht verherrlicht, sondern erdet. Ein Erzählen, das die Schatten nicht ausspricht, um sie zu verbergen, sondern um zu zeigen, wie viel Licht ein Mensch trotz allem in sich tragen kann. Wenn du jetzt neugierig bist, dann komm mit auf eine Lesereise. Auf geht’s…

Waren sie nicht mal Lilo Wanders? von Ernie Reinhardt

Ein Blick zurück – Aufwachsen zwischen Provinz, Pflichtgefühl und dem ersten inneren Flüstern – Ernie beginnt seine Reise dort, wo viele Lebensgeschichten wurzeln: in der niedersächsischen Provinz der 1950er Jahre. Eine Zeit, in der man sich anpasste, schwieg, funktionierte. Er beschreibt Kindheitserinnerungen, die zwischen Herzenswärme und Enge pendeln. Zwischen einem „So gehört es sich“ und einem „Aber ich bin anders“. Gerade diese frühen Kapitel lesen sich wie das Erwachen eines Ichs, das spürt, dass seine Wahrheit nicht in die Zeit passt – und das sich dennoch auf die Suche macht. Es ist ein stilles, aber unüberhörbares Aufbegehren. Ein junger Mensch, der ahnt, dass Anderssein kein Fehler ist, sondern ein ungelebtes Flügelpaar.

Waren sie nicht mal Lilo Wanders? von Ernie Reinhardt

Selbstfindung in Hamburg – Eine neue Stadt, ein neuer Mut, ein neuer Name – Als Ernie in den 70er Jahren nach Hamburg zieht, öffnet sich seine Welt. Die Hansestadt empfängt ihn nicht nur mit dem Duft des Hafens, sondern mit Freiheit, mit Vielfalt, mit Begegnungen, die das eigene Selbstbild neu formen. Hier erlebt er seine ersten Schritte in eine homosexuelle Subkultur, die zugleich Zuflucht, Bühne und Herausforderung ist. Er probiert Rollen aus – nicht, um sich zu verstecken, sondern um sich zu finden.

Ernie nimmt uns mit auf Tourneen mit schwulen Theatergruppen, schildert Begegnungen, die Kraft geben oder verletzen, beschreibt Nächte voller Hoffnung und Tage voller Zweifel. Es sind Kapitel, die zeigen: Identität ist kein Ziel, sondern ein Prozess. Und irgendwann, zwischen den Brettern der Bühne und den Winkeln des Lebens, beginnt sich eine Figur zu formen, die später ganz Deutschland kennen würde: Lilo Wanders.

Waren sie nicht mal Lilo Wanders? von Ernie Reinhardt

Die Geburt einer Kultfigur – Lilo, die Diva, die aufklärt und gleichzeitig schützt – Lilo entsteht nicht aus dem Wunsch nach Berühmtheit, sondern aus einer Mischung aus Neugier, Spiel und tiefem Bedürfnis nach Ausdruck. Ernie erzählt mit entwaffnender Ehrlichkeit, wie aus einer Bühnenidee ein Phänomen wurde. Wie Lilo den Weg ins Fernsehen fand, wie Wa(h)re Liebe zum Kult wurde – europäischen Ausmaßes. Es ist faszinierend, wie scharfsinnig er beschreibt, dass Lilo nicht nur Kostüm und Perücke war, sondern auch ein Schutzraum, eine Rüstung, ein Alter Ego, das sagen durfte, was Ernie vielleicht nicht sagen konnte.

Und doch gilt: Lilo ist Ernie – und Ernie ist so viel mehr als Lilo. In jedem Kapitel über die Aufklärungssendung schwingt Dankbarkeit mit: für das Publikum, das ihn auffing, für die Menschen, die Mut in seinen Worten fanden, für die Freiheit, die er auf der Bühne verkörpern durfte. Dieser Abschnitt ist nicht bloß Rückschau – er ist Hommage.

Waren sie nicht mal Lilo Wanders? von Ernie Reinhardt

Zwischen Ruhm und Rückzug – Die Schatten, die man nicht sieht – Diese Biografie schönt nichts. Sie erzählt auch von Rückschlägen, von Momenten der Überforderung, von der Entscheidung, sich immer wieder in die zweite Reihe zu stellen – und von der Wucht, die das eigene Innenleben manchmal hat, wenn der Applaus verstummt. Ernie bleibt ehrlich: Er kennt Zweifel. Er kennt die Frage nach der eigenen Bedeutung. Er kennt das Gefühl, als Mensch hinter einer Figur zu verschwinden, die größer geworden ist als man selbst. Aber gerade diese Verletzlichkeit macht das Buch so besonders. Es zeigt, dass wahre Größe nicht im Rampenlicht entsteht, sondern im Umgang mit Dunkelheit.

Waren sie nicht mal Lilo Wanders? von Ernie Reinhardt

Ein Leben als Spiegel gesellschaftlicher Entwicklung – Ernies Lebensweg führt durch Jahrzehnte gesellschaftlicher Veränderung: Nachkriegszeit, sexuelle Befreiung, Aidskrise, zunehmende Akzeptanz queerer Lebensweisen, Medienwandel. Seine Autobiografie ist damit nicht nur seine persönliche Geschichte, sondern auch ein Stück deutscher Kulturgeschichte. Die Bühne, auf der er stand, war immer auch Spiegel der Welt, die ihn umgab – und manchmal war Lilo selbst ein kleiner Katalysator, um diese Welt ein Stück heller zu machen.

Waren sie nicht mal Lilo Wanders? von Ernie Reinhardt

FAZIT: Eine autobiografische Reise voller Mut, Verletzlichkeit und einer Liebe, die bleiben wird – Dieses Buch bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung. „Waren Sie nicht mal Lilo Wanders?“ ist mehr als ein Rückblick. Es ist ein Geschenk. Ernie Reinhardt schenkt uns Einblicke in eine Seele, die gelebt, gelacht, gekämpft und geliebt hat – manchmal leise, manchmal laut, immer echt. Sein Schreibstil verbindet Humor mit Tiefe, Selbstironie mit Ernsthaftigkeit, Leichtigkeit mit einer Wehmut, die berührt. Diese Autobiografie ist ein Mosaik aus Licht und Schatten, aus Stolpern und Aufstehen, aus den vielen kleinen Momenten, in denen ein Mensch sich neu erfindet. Sie erzählt von Mut, ohne ihn zu idealisieren. Sie erzählt von Identität, ohne sie zu verengen. Sie erzählt von Liebe – zur Bühne, zu den Menschen, zum Leben – ohne sie kitschig zu machen. Für mich ist dieses Buch ein stiller Triumph: Ein Zeugnis dafür, dass ein Leben nicht dann wertvoll ist, wenn es fehlerfrei ist, sondern wenn es wahrhaftig ist. Und genau dieses Gefühl hinterlässt Ernie: Wahrhaftigkeit. Wärme. Und den Mut, sich selbst nicht aufzugeben – egal, wie viele Rollen man auf der Bühne seines Lebens spielt.

Waren sie nicht mal Lilo Wanders? von Ernie Reinhardt

Persönliches SchlusswortWarum mich dieses Buch so tief bewegt hat – Es gibt Momente im Lesen, in denen man spürt, dass ein Buch einen nicht nur begleitet, sondern verändert. Dieses Buch war für mich genau so ein Moment. Ich habe Ernie nicht als schillernde Figur gelesen, sondern als Mensch – verletzlich, humorvoll, reflektiert, voller Sehnsucht nach Echtheit. Seine Worte erinnern daran, wie kostbar es ist, sich selbst treu zu bleiben und gleichzeitig die Freiheit zu besitzen, sich neu zu erfinden. Lilo Wanders war ein Stück Fernsehgeschichte. Aber Ernie Reinhardt ist ein Stück Menschlichkeit. Und dieses Buch erzählt beides: Die ikonische Figur – und den Menschen, der den Mut hatte, dahinter zu stehen.

Waren sie nicht mal Lilo Wanders? von Ernie Reinhardt

Beim Zuschlagen des Buches bleibt ein warmes Gefühl: Dankbarkeit. Für diese Lebensgeschichte. Für die Offenheit. Für die Inspiration, die sie schenkt. Ein Buch, das ich nicht nur gelesen habe – sondern eines, das mich berührt hat. Ein Buch, das bleibt. Mir bleibt jetzt nur noch dir eine schöne Lesereise zu wünschen, denn dieses Buch hat mich daran erinnert, wie wichtig es ist, zu sich selbst zu stehen – nicht nur, wenn die Welt zuschaut. Und es hat mich daran erinnert, dass Menschen wie Ernie Reinhardt Wege ebneten, die heute selbstverständlich erscheinen.

Waren nicht Lilo Wanders? Ernie Reinhardt

Dieses Buch hat mich sehr angesprochen und viele Dinge haben mich sehr berührt. Ich habe diese Zeit ja voll miterlebt. Jetzt bin ich aber gespannt, was mich als Nächstes erwartet. Auf meinem Reader warten einige tolle Bücher auf mich. Bleibt also neugierig, wenn bald kommen neue Eindrücke hier. Bis bald 🫶


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