Realismus nach Belieben
War Thunder, ein Simulations-MMO, welches während der Ereignisse des zweiten Weltkrieges und des Koreakrieges angesiedelt ist, erfreut sich bereits seit einiger Zeit an einer wachenden Community. Besonders seit vor einigen Monaten auch die sogenannten „Ground Forces“, Panzer, Selbstfahrgeschütze, mobile Flugabwehr und ähnliche Vehikel, zu den bereits bestehenden „Air Forces“, Jagdmaschinen, Bomber, etc., hinzu gestoßen sind.
Ein großes und beliebtes Feature des Spiels ist der frei wählbare Schwierigkeitsgrad in drei Kategorien.
Der Arcade-Modus, der einem während eines Matches mehrere Respawns erlaubt, sowie vereinfachte Flugzeugsteuerung, kaum spürbare Physik, Nachladen im Flug und einem Indikator, der einem zeigt, wo man hinschießen muss um das Ziel zu treffen.
Der Realistische Modus, der ein korrektes Flug- und Physikverhalten simuliert, keine weiteren Respawns erlaubt und auch das Nachladen im Flug und die Zielhilfe entfernt.
Der dritte und durchaus härteste Modus ist der Simulator Modus. Gier wird die Kamera ausschließlich in das Cockpit des Fliegers verfrachtet und der Flieger lässt sich nur noch mit einem HOTAS-System (Hands on Throttle and Stick) effizient steuern.
Aufgrund dieses erhöhten Schwierigkeitsgrades und nebenbei auch wegen der Anschaffungskosten passenden Equipments, welches teilweise gut mehrere hunderte Euro kosten kann, beträgt die Größe der Simulator Community nur etwa 5% der gesamten War Thunder Community. Diese wenigen Spieler nehmen ihr Hobby und ihre Fähigkeiten gerade auch deswegen sehr ernst und sind stolz darauf, diesen schweren Modus zu meistern.
Masse (und viele Geschütze) statt Klasse
Seit einigen Monaten ist jedoch ein Trend zu beobachten, der mittlerweile größere Ausmaße angenommen hat. Das Ziel der meisten Matches ist es, die Flugzeuge des gegnerischen Teams zu zerstören und somit zu gewinnen. Dementsprechend steigen die Simulator Piloten in kleine und wendige Jagdmaschinen und zwingen den Gegner in knifflig zu meisternde Dogfights. Jedoch gibt es auch größere Flugzeuge. Das momentan beliebteste ist die amerikanische B-17, ein viermotoriger strategischer Bomber, der mit mehreren Geschützkanzeln bestückt ist. Diese Geschütze können manuell abgefeuert werden, allerdings können sie auch von KI-Schützen bemannt werden, die automatisch auf jeden anfliegenden Feind schießen und das auch schon bei Distanzen von über einem Kilometer. Nimmt man hinzu, dass die KI-Schützen meist äußerst präzise sind, ist alleine der Anflug für die kleine Jagdmaschine oft ein unlösbares Problem. Der Spieler hingegen, welcher die B-17 steuert, muss sie während des gesamten Prozesses lediglich relativ gerade in der Luft halten und genau das ist das große Problem. Während der Jagdpilot sein ganzes Talent einsetzen muss, benötigt es keinerlei großes Talent, um ein ohnehin schon sehr stabiles Flugzeug wie die B-17 gerade zu halten und dafür braucht man noch nicht einmal eine teure Simulator Ausrüstung, sondern lediglich Tastatur und Maus. Die B-17 muss noch nicht einmal starten und landen, da sie als Bomber bereits in der Luft spawnt und auch über mehrere Stunden Treibstoffvorrat verfügt.
Die Sky Police, des Simulatorpiloten Freund und Helfer
Dieser Trend, große, mit KI-Schützen bemannte Bomber zu fliegen, hat sich nun derart ausgeweitet, dass das amerikanische Team in neun von zehn Matches nur noch aus Bombern besteht. Sogar der Realistische Modus ist mittlerweile davon betroffen.
Vor einigen Wochen hat sich nun eine kleine Gemeinschaft von Simulator Piloten entwickelt, die dem entgegenwirken wollen. Hierfür suchen sie sich schnelle, aber dennoch massige Jäger aus und setzen sich in die Warteschlange, um für das amerikanische Team zu spielen. Sobald sie in einem Match sind und einen strategischen Bomber in ihrem eigenen Team entdecken, setzen sie Kurs, rammen ihn mit voller Geschwindigkeit und zerstören somit beide Maschinen. Dadurch verlieren sie zwar das Match, jedoch will die sogenannte „Sky Police“, diesen Namen gaben sie sich selbst, eine Botschaft nicht nur an andere Spieler, sondern auch an die Entwickler des Spiels, Gaijin Entertainment, schicken, dass der Simulator-Modus und bald auch der Realistische-Modus so keine Chance auf eine angenehme Zukunft haben.
Sky Police zu kriminell für War Thunder
Gaijins Antwort auf diese Spielerrevolte ist bislang jedoch nur die, dass die Mitglieder der Sky Police gegen die Nutzervereinbarung verstoßen, da sie absichtliche Teamkills durchführen, und somit werden mehr und mehr Accounts geblockt. Doch selbst das hinderte die Sky Police bislang nicht daran, ihre Mission weiter zu verfolgen. Sie haben sogar Pläne ausgearbeitet, die eine Spielerrotation vorsehen, wenn Accounts für eine gewisse Zeit blockiert sind, damit andere Spieler während dieser Zeit die Aufgabe übernehmen. Falls einige Accounts jedoch in zu geringer Zeit zu viele Auffälligkeiten aufweisen sollten, ist es durchaus möglich, dass diese Accounts auch gelöscht werden können. Die Frage bleibt also im Raum stehen, wie die Zukunft beider Spielmodi aussehen wird und welche Maßnahmen Gaijin gegen den anhalten Bomberspam durchführen wird.