Vor über einem Jahr, am 21. April 2010, war es, als Hans Derer, Geschäftsführer der 7us media Group GmbH, in Winnenden einen Scheck über 30 000 an Hardy Schober, den Vorstandsvorsitzenden der „Stiftung Gegen Gewalt an Schulen“ überreichte. Dieses Geld, allesamt Erlöse aus Verkäufen der Benefiz-CD „… die Liebe bleibt“, bildete den Grundstock für die Finanzierung eines außergewöhnlichen Kultur-Projektes gegen Mobbing und Gewalt: „War doch bloß Spaß“, ein interaktives Theaterstück, das in Klassenzimmern aufgeführt wird. Seit 21. April 2011, dem Jahrestag der Schecküberreichung, können die Initiatoren auf über 100 Aufführungen zurückblicken. „Ein großer Erfolg“, so Frank Baumeister, Geschäftsführer des Kreisjugendrings Rems Murr, der dieses Projekt ebenfalls finanziell unterstützt.
In dem interaktiven Klassenzimmerstück, geeignet für die für die Klassenstufen 7 bis 12, geht es nicht nur um exzessive Ausbrüche von Gewalt, sondern auch um die Gewalt im Kleinen, die häufig nicht mal als solche wahrgenommen wird. Das Stück geht der Frage nach, wo die Grenzen akzeptablen Verhaltens unter Schülerinnen und Schülern überschritten werden und wo aus Spaß Ernst wird. Der Schauspieler Thomas Fritsche ist zugleich Spielleiter, der die Klasse zum Mitmachen auffordert, und Sprecher der im Stück agierenden Figuren. Unterstützt wird er durch vier Schülerinnen oder Schüler, die Handpuppen bekommen. Mitschüler als Handpuppen dargestellt zu sehen, sorgt bei allem Ernst der Thematik für eine ungezwungene Atmosphäre.
Da sind die Schülerinnen Lena und Neshe, die mal beste Freundinnen waren und jetzt Streit haben, und die Schüler Alex und Florian, die miteinander den Kampf austragen, wer von beiden es am meisten drauf hat. Und da ist der Klassenlehrer Herr Weiß, der an seinem Anspruch, in der Englischstunde eine Diskussion über den Sinn von Bildung und Erziehung zu führen, scheitert. Das Projekt lädt ein, darüber nachzudenken, ob sprachliche Verrohung körperliche Gewalt befördert. Wird jemand, der „aus Spaß“ als Opfer beschimpft wird, eines Tages wirklich zum Opfer?
Das Stück möchte Empathie fördern. In inneren Monologen der einzelnen Figuren wird klar, was sie wirklich denken und fühlen, so dass die Schülerinnen und Schüler sich in die Figuren hineinversetzen können. Es greift typische Elemente der Jugendsprache auf. So können die Schülerinnen und Schüler quasi sich selbst zuhören und ihr eigenes Verhalten anhand der Handlung des Stücks reflektieren. „War doch nur Spaß“ dauert eine Schulstunde, anschließend dient eine zweite Schulstunde dazu, die Klasse nach ihren Eindrücken zu befragen und die Schülerinnen und Schüler aufzufordern, über Lösungsansätze für die Figuren in den gezeigten Konfliktsituationen nachzudenken.
Das Stück wurde von Thomas Fritsche und Helga Fleig im Auftrag des „Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden-Stiftung gegen Gewalt an Schulen“ entwickelt. Die Entstehung des Theaterstücks wurde von Theaterpädagogen und Friedensforschern begleitet.
Hardy Schober, Vorsitzender der Stiftung: „Das Klassenzimmerstück wurde über Monate entwickelt. Dabei haben uns sehr viele ehrenamtlich tätige Fachleute geholfen. Das Stück soll in gewohnter Umgebung, also im eigenen Klassenzimmer, die Empathie gegenüber Mitschülern stärken. Wenn wir es schaffen Toleranz und gegenseitigen Respekt zu vermitteln, haben wir wieder einen kleinen Schritt in eine gewaltfreie Welt getan.“ „Wir freuen uns sehr, dass das Theaterstück so ein großer Erfolg ist“, so freut sich Frank Baumeister, Geschäftsführer des Kreisjugendrings Waiblingen. „Hoffentlich wird es noch viele hundert Mal für Jugendliche aufgeführt! Denn es macht ihnen sehr eindrücklich klar, wie eine Situation eskalieren kann!“
Die Aufführung des Stücks ist für Schulklassen kostenlos – Interessierte Schulen können sich bei der „Stiftung Gegen Gewalt an Schulen“ informieren.