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Falls mir meine künstlerische Identität noch nicht bekannt gewesen sein sollte – nach dem soeben zuendegegangenen Eclat-Festival gibt es keine Zweifel mehr!
Da ich der „Generation Y“ angehöre, beschäftigen mich folgende Themen: „Selbst-Optimierung“ (inkl. Deppenbindestrich), „Auflösung von Privatheit“ (wegen diesem Internet und so) sowie „der große Einfluss digitaler Medien auf den Menschen“ (natürlich!).
In den 80er Jahren geboren, hab ich leider keine Chance. Die „Generation Why“ (hach, welch herziges, am Festivalwochenende vielbemühtes Wortspiel) hat mich fest im Griff. Selbstverständlich beschäftige ich mich in meinen Kompositionen, ebenso wie meine gleichaltrigen Kollegen, stets mit den „vielfältigen Bezügen zwischen virtuellen und realen Welten“, mit den „Möglichkeiten der digitalen Medien“ sowie mit der „Lust an der Vernetzung“. Klaro. Genauso wie sich die Komponisten der 50er Jahre ständig mit dem verstörend neuen Medium des Telefons und die Künstler der 80er fortwährend mit den Abgründigkeiten des Faxgeräts auseinandergesetzt haben.
Hey. Ich bin 33 Jahre alt und hab in dieser Zeit schon ein paar Dinge erlebt. Wann entlassen uns die Festivalleiter endlich aus der Zwangsjacke der Jugendlichkeit? Zuerst haben wir mit Duplo gespielt, dann mit Lego, schließlich mit dem Internet. Immer ganz altersgemäß. Wie alt müssen wir denn werden, um endlich erwachsen zu sein?!
Im Zweifel ist mir ein Komponist, der 50 oder 70 Jahre auf dem Buckel hat oder gar seit 20 oder 100 oder 500 Jahren tot ist, näher als irgendein Kollege, mit dem ich zufällig dasselbe Geburtsjahr teile. Mein Leben und meine Musik sind nicht so arm, dass sie allein von den technischen Neuerungen der letzten zehn Jahre bestimmt wären. Natürlich gibt es Komponisten, die brav übers Stöckchen hüpfen und sich alters- und generationengemäß verhalten. Wer bei Eclat war, kennt die Namen. Aber wen interessieren Mamas Lieblinge?
Ich glaube, wir reden hier eigentlich über eine ganz andere Generation. Nicht über die Generation Y und auch nicht über die Generation X oder die Generation Golf, sondern über die Generation der Babyboomer, die beim Entwerfen der Festivalprogramme partout den Eindruck vermeiden will, nicht mehr am Puls der Zeit zu sein. Eine Generation, für die das Internet immer noch Neuland ist (nicht schlimm!), die aber leider auf unbeholfene und wirklichkeitsfremde Weise die junge Generation in Geiselhaft zu nehmen sucht, um ihre Angst zu kurieren, womöglich bald nicht mehr dazuzugehören.
Wer zehn junge Komponisten übers Stöckchen hüpfen lässt, kann sich der Illusion hingeben, offen für die Jugend zu sein – genauso wie sich der Hundebesitzer freuen kann, wenn Bello schwanzwedelnd den Holzklotz zurückbringt.
Wir sind aber nicht Bello. Wir sind erwachsene Künstler und würden gerne als solche behandelt werden. Im übrigen nehme ich auch nur dann, wenn ich als erwachsener Mensch behandelt werde, mein älteres Gegenüber ebenfalls als erwachsenen Menschen ernst. Wenn er mich nur als Mitglied der Generation Y sieht, sehe ich in ihm nur den Abgesandten der Generation Pief. Und für diese stehn die Mauern bekanntlich sprachlos und kalt, und im Winde klirren die Fahnen. Achja – wer hier ein Hölderlinzitat zu erkennen meint: nein, das hab ich nicht aus dem Internet!