Wann ist man zu jung für ein Kind?

Von Nina Lewedei @Philinsmom
by Nina in #MOM-BLOG

Bin ich eigentlich zu jung für ein Kind? Diese Frage stelle ich mir oft, denn ich fühle mich oft wie ein Außenseiter. Ich weiß gar nicht wann die große Wende kam und beschlossen wurde, dass man erst eine gute Mutter sein kann, wenn man bereits die 30 erreicht hat. Überall wo ich hinschaue sehe ich Mütter mit kleinen Kindern und kann sie ganz genau nicht in meine Altersklasse einstufen. Woran liegt das? Ist es mittlerweile ein ungeschriebenes Gesetz geworden erstmal brav und hart zu arbeiten bis man sich ein Kind wünschen darf? Und warum muss erst der Beruf kommen und danach die Familienplanung? Es gibt gewiss sehr viele Paare die bereits in den Zwanzigern einige Jahre zusammen sind und dass auch glücklich. Warum also so lang warten mit der Familienplanung! Wagt man es doch, schon unter 25 Jahren schwanger zu werden, kommen sofort Vorurteile. Man ist ja viel zu jung um sich überhaupt schon Kinder leisten zu können! Sicher hat man in diesem Alter noch nicht viel für die Karriere getan!

Ich mag diese Vorurteile nicht, denn sie stimmen oft einfach nicht. Nicht jeder muss erst gefühlte 20 Jahre studieren um einen guten Job zu bekommen. Und nicht jeder stellt den Beruf an erste Stelle oder will erst das eine und dann das andere machen. Eigentlich passt es ja überhaupt nicht zu dem was uns heutzutage so vorgehalten wird. Ist doch alles ganz prima zu vereinen und unter einen Hut zu bekommen. Also wieso nicht Familie gründen und weiterhin etwas für den   Beruf tun und voran kommen. In Zeiten in den Vereinbarkeit ganz groß geschrieben wird und uns täglich an den Kopf geworfen wird, müsste es doch eigentlich ganz normal sein bereits in den Zwanzigern Zuwachs zu bekommen. Und doch wird man blöd angeschaut, wenn man Mitte zwanzig stolz mit seinem Baby spazieren geht.

Auch sind viele davon überzeugt, ein Kind in diesem Alter sei ein Unfall gewesen und auf keinen Fall geplant. Bullshit! Viele junge Paare wünschen sich Kinder und können sich das auch leisten. Viele trauen sich es einfach nicht, weil sie eben mit Vorurteilen und Besserwisserei konfrontiert werden. Traurige Sache! Und das alles, obwohl unsere Gesellschaft ein paar mehr Geburten wirklich gebrauchen könnte. 

Ich bin jetzt 27 Jahre alt. Mein Sohn ist 2,5 Jahre alt. Beruflich bin ich gut aufgestellt, habe einige Fortbildungen und Weiterbildungen nach meiner Berufsausbildung hinter mir. Unser Sohn war geplant, denn ich wusste sehr zeitig, dass ich eine junge Mutter sein möchte. Unsere Beziehung hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel und überhaupt bin ich ein Mensch der gern Nägel mit Köpfen macht. Dennoch habe ich mich als frisch gebackenen Mutter oft nicht ernst genommen gefühlt. Dazu sehe ich noch ein paar Jahre jünger aus und bin ziemlich klein. Auch jetzt noch merke ich oft unangenehme Blicke, wenn ich mit meinem Sohn unterwegs bin und manchmal würde ich mir am liebsten ein Schild umhängen auf dem steht: keine Sorge, ich bin eine vernünftige Mom!

Vor etwa 30 Jahren war es völlig normal mit 19 oder 20 Jahren das erste Kind zu bekommen. Heute wird man in diesem Alter als Teenie-Mutter abgestempelt und bekommt sofort das Jugendamt auf den Hals gehetzt. Sind wir heute in diesem Alter einfach unreifer oder undisziplinierter? Oder haben wir uns das selbst alles zuzuschreiben, da das Höher-Weiter-Schneller-Prinzip zählt? Vielleicht sind sehr viele junge Menschen heutzutage einfach beziehungsunfähig geworden und denken oft nur noch an sich selbst. Natürlich bleibt man mit solch einer Einstellung oft und lang allein, denn zu einer glücklichen Beziehung gehören immer zwei Personen und beide Personen verdienen Respekt.

Man hat es nicht leicht als junge Mutter. Bevormundungen bekommt man oft, so als Mom mit unschuldigem Puppengesicht. Die versteht doch eh nichts von Kindererziehung! Wer versteht das schon beim ersten Kind? Man wächst in die Rolle als Mutter rein, egal wie alt man ist. Erziehung wird einem erst einmal erklärt von den älteren Generationen, ungefragt natürlich! Man hat ja sowieso keine Ahnung davon, was ein Kind braucht und was nicht. Das lustige daran ist nur, dass jene älteren Generationen ihr erstes Kind noch viel jünger bekommen haben. Und wenn man dann noch als junge Mutter dem Kind ein paar coole Sneaker anzieht, wissen Andere ganz genau, dass es bei einem nur Fast-Food zum Abendessen gibt. So oder so ähnliche Blicke spürt man des Öfteren mal.

Wir müssen aufhören junge Mütter und junge Eltern in eine Schublade zu stecken in der wir sie nicht beachten und als unfähig einschätzen, denn diese Eltern machen es genauso gut und lieben ihre Kinder auch. Und ja, viele Junge Eltern machen ihre Sache ziemlich gut, weil sie oft viele Dinge lockerer sehen. Was ist los mit unserer Gesellschaft? Wir haben es tatsächlich geschafft das Kinderkriegen zu einer außergewöhnlichen Sache zu machen. Es sollte wieder zur Normalität gehören, Frauen die im besten und gesündesten Alter sind um ein Kind zu bekommen, mit Kindern glücklich zu sehen…

Das Wichtigste um ein Kind in die Welt zu setzen ist doch eine stabile Beziehung. Was nützt einem das Alter und der berufliche Erfolg, wenn man keine gute Beziehung führt oder noch gar keinen richtigen Partner hat um eine Familie zu gründen. Unter diesem Aspekt ist es doch eigentlich völlig egal wie alt man ist solange es der Gesundheit des Kindes nicht schadet. Ich glaube ein Kind hat viel mehr von einer glücklichen Elternbeziehung als von den Lebensläufen der Eltern. Es sollte behütet und geliebt aufwachsen und deshalb finde ich mich selbst überhaupt nicht zu jung für meinen Sohn, denn wir haben alles richtig gemacht. Dennoch bin ich oft traurig über die Tatsache, dass ich wenig gleichaltrige Freundinnen habe mit denen ich mich einfach mal am Nachmittag auf dem Spielplatz treffen könnte…

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