Dass Bewertungen eine subjektive Sache sind, ist uns wohl allen klar. Jeder hat andere Interessen und Schwerpunkte und dementsprechend wird ein Buch natürlich anders bewertet. Das macht die ganze Bewertungsfunktion natürlich recht schwierig.Wann ist ein Buch gut? Wann ist es schlecht? Wie kann ich ein Buch bewerten, wo sind da die Kriterien, denen man folgen kann? Ich möchte heute mal versuchen, meine Sicht der Dinge darzustellen und meine Gedanken zusammenstellen. Damit ist für euch klarer, was ihr von meinen Bewertungen habt und inwiefern mein Geschmack auf euren zutrifft. Aber natürlich ist es auch einfach eine Frage, die mir persönlich einfach wichtig ist. Und mich würde brennend interessieren, was für euch ein gutes Buch ausmacht. Also ab damit in die Kommentare!
Was macht für mich ein gutes Buch aus?
1. Was das Buch verspricht
Das ist für mich die erste und auch eigentlich wichtigste Überlegung. Was verspricht mir das Buch, was möchte es erreichen oder erzählen?Ein von mir ungern gelesenes Genre allein reicht nicht aus, um ein Buch schlecht zu bewerten. Wenn ein Werk sich als schnulzige, platte Liebesgeschichte darstellt, dann erwarte ich dies auch. Und wenn es genau das bietet, dann hat es dieses Kriterium erfüllt. Ob das meinen Geschmack trifft, ist eine ganz andere Frage und steht momentan gar nicht im Raum. Wenn allerdings mit metaphysischen Grundsatztheorien um sich geworfen wird und Liebe in keinem einzigen Satz erwähnt wird, dann hat es meine Erwartungen nicht erfüllt. Wenn ein Buch das hält, was es verspricht, dann ist es gut. Und wenn es noch etwas drauf packt, dann ist es sehr gut.
2. Story und Plot
Die Story ist das Kernstück eines Romans und daher steht und fällt ein Werk mit der Geschichte. Ich erwarte nicht viel von der Geschichte an sich, denn ich bin sehr offen für Plot und Idee. Wichtig ist, dass nicht alles oberflächlich oder sogar fehlerhaft abgehandelt wird und z.B. bei einer Dystopie ausreichend Informationen zum politischen Aspekt gegeben sind.
Eine gute Story muss mich mitreißen können. Sie muss mich in andere Welten ziehen, spannend sein, aber sie darf auch mit Realitäten konfrontieren und mich nachdenklich stimmen.
Ich mag auch die ruhigen Bücher, die nicht actionreich sind, dafür aber ganz sensibel und sehr emotional arbeiten. Ganz klar: die Story muss mich ergreifen. Für die fünf Schmetterlinge muss die Story ausgeklügelt und spannend/mitreißend sein und darf weder zu wenig, noch zu viel ausschweifen.
2,5. Originalität
Nicht im Fokus, aber auch nicht unwichtig: Ist es eine Geschichte, von der ich das Gefühl habe, sie so in der Form noch nie gelesen zu haben? Oder ist es eher eine jener Geschichten, die wie jede andere ihrer Sparte funktioniert?Eine neue Idee wirkt sich, wenn gut umgesetzt, immer positiv bei mir aus. Auf das althergebrachte zurückzugreifen aber nicht zwangsläufig schlecht.
3. Charaktere
Das können wir ganz kurz halten: Ich hasse klischee-behaftete, eindimensionale Darstellungen. Vor allem Mary-Sues und Gary-Stues können mir eine Geschichte verderben. (Was bedeutet Mary Sue? [link]) Und ich mag das genaue Gegenteil. Es ist für mich einfach wenig reizvoll, zu simple und berechenbare Figuren bei ihrem Weg zu begleiten, weil sie viel zu oft einem Stereotypen folgen, der sich immer und immer wieder wiederholt.
4. Stilistik und Sprache
Sehr, sehr, sehr wichtig für mich. Auf Blätterwind gibt es keine vollen fünf Schmetterlinge, wenn mich Sprache und Stil nicht überzeugen konnten, egal wie gut die Story ist. Natürlich muss die Kombination stimmen. Bei einem Jugendbuch erwarte ich nicht, dass die Stilistik unglaublich brillant ist. (s.o.) Dennoch muss es wenigstens flüssig zu lesen sein. Ich liebe es sehr, wenn mit Perspektiven und Erzähltechniken experimentiert wird, und mindestens genauso schätze ich eine präzise und klare Sprache. Der Sprachstil muss mich nicht nur am Buch fesseln, sondern auch auf subtile Weise vermitteln können, was der Autor verdeutlichen will. Literatur ist schließlich eine Kunstform und das Beherrschen der Worte soll honoriert werden.
5. Die Ebene tiefer
Ebenfalls grandios wenn es da ist, aber auch nicht schlimm, wenn nicht. Ich mag es, wenn Bücher politisch, gesellschaftlich oder auch persönlich tiefgreifend sind. Das ganze rundet es einfach ab. Ich mag es einfach, wenn ein Buch mich zum nachdenken bringt.Das kann aber gehörig nach hinten los gehen, wenn da jemand versucht, pseudo-tiefgründige oder tragische Elemente einzubringen!
Was macht für mich eine gute Rezension aus?
1. Rezensionen dienen zum Vorstellen
Auch wenn ich meine Meinung in meinen Rezensionen schreibe, dient die Rezension in erster Linie dazu, den Lesern einen möglichst objektiven und ausführlichen Eindruck des Buches zu vermitteln! Der Leser soll nach dem Lesen wissen, womit er rechnen muss, wenn er das Buch kauft und ob es seinen Geschmack treffen könnte. Meine eigene Meinung soll als Stütze dienen, jedoch nicht dominieren.
Denn es gilt: Meine Lieblinge können euch gar nicht gefallen und umgekehrt. Was ich aus bestimmten Gründen gar nicht mochte, kann für euch aus den gleichen Gründen heraus ein klasse Buch sein.
2. Möglichst viele Punkte beleuchten
Eng mit dem ersten Punkt verbunden ist der zweite Punkt: um jeden gut zu informieren, was man kauft, versuche ich viele Aspekte zu beleuchten. Auch Dinge, die für mich eher peripher eingestuft werden, finden in meinen Rezensionen Platz: für andere könnte es wichtig sein. Sofern es geht, versuche ich sowohl positives, als auch negatives zu nennen.
3. Sachlichkeit
Es verhält sich dem Buch und auch dem Autor gegenüber ungerecht, wenn man bei einer Rezension beleidigend wird oder keine Begründungen nennt, wieso einem das Buch nicht gefallen hat und es einfach als "schlecht" abstempelt. Genauso ist es allerdings auch umgekehrt: Ein Buch in den Himmel zu loben, nur weil einem der männliche Hauptcharakter gerade so gut gefällt, finde ich auch recht aussageschwach.
4. Auch eine Rezension gehört gut geschrieben
Eine Rezension soll einen Mehrwert haben und dies hat sie auf zwei Weisen: entweder sie informiert über das Buch, das rezensiert wird, und/oder die Rezension selbst ist so gut geschrieben, dass man sie gerne liest. Nach dem Motto: "Es lohnt sich nicht, das Buch zu kaufen, aber wenigstens hat es sich gelohnt, die Rezension zu lesen."Dabei - finde ich - darf man auch mal einen spitzen, komischen oder provokativen Ton anschneiden, solange (!) man die argumentative Sachlichkeit nicht verliert.
Puuuh, ein langer Post, aber es war mir wirklich wichtig alles mal aufzuschreiben.
Ich schaffe es auch nicht immer, alles genauso zu machen, wie ich es hier aufgelistet habe. Irren ist menschlich. Und gerade bei Büchern, die so sehr auf den Emotionen basieren, wird man oft euphorisch oder eben auch skeptisch.
Und jetzt würde mich brennend interessieren:
Welche Kriterien muss ein Buch erfüllen, damit es in euren Augen ein gutes Buch ist? (Ich rede hier bewusst nicht von "gefallen"^^)Worauf achtet ihr bei euren Rezensionen?
Anmerkung: dieser Post wird immer wieder aufgearbeitet, um ja keinen Punkt auszulassen.
Was macht für mich ein gutes Buch aus?
1. Was das Buch verspricht
Das ist für mich die erste und auch eigentlich wichtigste Überlegung. Was verspricht mir das Buch, was möchte es erreichen oder erzählen?Ein von mir ungern gelesenes Genre allein reicht nicht aus, um ein Buch schlecht zu bewerten. Wenn ein Werk sich als schnulzige, platte Liebesgeschichte darstellt, dann erwarte ich dies auch. Und wenn es genau das bietet, dann hat es dieses Kriterium erfüllt. Ob das meinen Geschmack trifft, ist eine ganz andere Frage und steht momentan gar nicht im Raum. Wenn allerdings mit metaphysischen Grundsatztheorien um sich geworfen wird und Liebe in keinem einzigen Satz erwähnt wird, dann hat es meine Erwartungen nicht erfüllt. Wenn ein Buch das hält, was es verspricht, dann ist es gut. Und wenn es noch etwas drauf packt, dann ist es sehr gut.
2. Story und Plot
Die Story ist das Kernstück eines Romans und daher steht und fällt ein Werk mit der Geschichte. Ich erwarte nicht viel von der Geschichte an sich, denn ich bin sehr offen für Plot und Idee. Wichtig ist, dass nicht alles oberflächlich oder sogar fehlerhaft abgehandelt wird und z.B. bei einer Dystopie ausreichend Informationen zum politischen Aspekt gegeben sind.
Eine gute Story muss mich mitreißen können. Sie muss mich in andere Welten ziehen, spannend sein, aber sie darf auch mit Realitäten konfrontieren und mich nachdenklich stimmen.
Ich mag auch die ruhigen Bücher, die nicht actionreich sind, dafür aber ganz sensibel und sehr emotional arbeiten. Ganz klar: die Story muss mich ergreifen. Für die fünf Schmetterlinge muss die Story ausgeklügelt und spannend/mitreißend sein und darf weder zu wenig, noch zu viel ausschweifen.
2,5. Originalität
Nicht im Fokus, aber auch nicht unwichtig: Ist es eine Geschichte, von der ich das Gefühl habe, sie so in der Form noch nie gelesen zu haben? Oder ist es eher eine jener Geschichten, die wie jede andere ihrer Sparte funktioniert?Eine neue Idee wirkt sich, wenn gut umgesetzt, immer positiv bei mir aus. Auf das althergebrachte zurückzugreifen aber nicht zwangsläufig schlecht.
3. Charaktere
Das können wir ganz kurz halten: Ich hasse klischee-behaftete, eindimensionale Darstellungen. Vor allem Mary-Sues und Gary-Stues können mir eine Geschichte verderben. (Was bedeutet Mary Sue? [link]) Und ich mag das genaue Gegenteil. Es ist für mich einfach wenig reizvoll, zu simple und berechenbare Figuren bei ihrem Weg zu begleiten, weil sie viel zu oft einem Stereotypen folgen, der sich immer und immer wieder wiederholt.
4. Stilistik und Sprache
Sehr, sehr, sehr wichtig für mich. Auf Blätterwind gibt es keine vollen fünf Schmetterlinge, wenn mich Sprache und Stil nicht überzeugen konnten, egal wie gut die Story ist. Natürlich muss die Kombination stimmen. Bei einem Jugendbuch erwarte ich nicht, dass die Stilistik unglaublich brillant ist. (s.o.) Dennoch muss es wenigstens flüssig zu lesen sein. Ich liebe es sehr, wenn mit Perspektiven und Erzähltechniken experimentiert wird, und mindestens genauso schätze ich eine präzise und klare Sprache. Der Sprachstil muss mich nicht nur am Buch fesseln, sondern auch auf subtile Weise vermitteln können, was der Autor verdeutlichen will. Literatur ist schließlich eine Kunstform und das Beherrschen der Worte soll honoriert werden.
5. Die Ebene tiefer
Ebenfalls grandios wenn es da ist, aber auch nicht schlimm, wenn nicht. Ich mag es, wenn Bücher politisch, gesellschaftlich oder auch persönlich tiefgreifend sind. Das ganze rundet es einfach ab. Ich mag es einfach, wenn ein Buch mich zum nachdenken bringt.Das kann aber gehörig nach hinten los gehen, wenn da jemand versucht, pseudo-tiefgründige oder tragische Elemente einzubringen!
Was macht für mich eine gute Rezension aus?
1. Rezensionen dienen zum Vorstellen
Auch wenn ich meine Meinung in meinen Rezensionen schreibe, dient die Rezension in erster Linie dazu, den Lesern einen möglichst objektiven und ausführlichen Eindruck des Buches zu vermitteln! Der Leser soll nach dem Lesen wissen, womit er rechnen muss, wenn er das Buch kauft und ob es seinen Geschmack treffen könnte. Meine eigene Meinung soll als Stütze dienen, jedoch nicht dominieren.
Denn es gilt: Meine Lieblinge können euch gar nicht gefallen und umgekehrt. Was ich aus bestimmten Gründen gar nicht mochte, kann für euch aus den gleichen Gründen heraus ein klasse Buch sein.
2. Möglichst viele Punkte beleuchten
Eng mit dem ersten Punkt verbunden ist der zweite Punkt: um jeden gut zu informieren, was man kauft, versuche ich viele Aspekte zu beleuchten. Auch Dinge, die für mich eher peripher eingestuft werden, finden in meinen Rezensionen Platz: für andere könnte es wichtig sein. Sofern es geht, versuche ich sowohl positives, als auch negatives zu nennen.
3. Sachlichkeit
Es verhält sich dem Buch und auch dem Autor gegenüber ungerecht, wenn man bei einer Rezension beleidigend wird oder keine Begründungen nennt, wieso einem das Buch nicht gefallen hat und es einfach als "schlecht" abstempelt. Genauso ist es allerdings auch umgekehrt: Ein Buch in den Himmel zu loben, nur weil einem der männliche Hauptcharakter gerade so gut gefällt, finde ich auch recht aussageschwach.
4. Auch eine Rezension gehört gut geschrieben
Eine Rezension soll einen Mehrwert haben und dies hat sie auf zwei Weisen: entweder sie informiert über das Buch, das rezensiert wird, und/oder die Rezension selbst ist so gut geschrieben, dass man sie gerne liest. Nach dem Motto: "Es lohnt sich nicht, das Buch zu kaufen, aber wenigstens hat es sich gelohnt, die Rezension zu lesen."Dabei - finde ich - darf man auch mal einen spitzen, komischen oder provokativen Ton anschneiden, solange (!) man die argumentative Sachlichkeit nicht verliert.
Puuuh, ein langer Post, aber es war mir wirklich wichtig alles mal aufzuschreiben.
Ich schaffe es auch nicht immer, alles genauso zu machen, wie ich es hier aufgelistet habe. Irren ist menschlich. Und gerade bei Büchern, die so sehr auf den Emotionen basieren, wird man oft euphorisch oder eben auch skeptisch.
Und jetzt würde mich brennend interessieren:
Welche Kriterien muss ein Buch erfüllen, damit es in euren Augen ein gutes Buch ist? (Ich rede hier bewusst nicht von "gefallen"^^)Worauf achtet ihr bei euren Rezensionen?
Anmerkung: dieser Post wird immer wieder aufgearbeitet, um ja keinen Punkt auszulassen.