Du willst Murmeltiere hautnah erleben? Dann wirst du diesen Geheimtipp lieben!
Murmeltiere, die dir aus der Hand fressen. G’schaftig an deinem Rucksack schnüffel und dir sogar auf den Schoß krabbeln. Sind die normalerweise nicht extrem scheu, werdet ihr euch jetzt fragen? Ja, das sind sie. Die scharfen Augen der wachsamen Bergbewohner erkennen Eindringlinge aus großer Entfernung. Der Warnpfiff eines Tieres reicht und die gesamte Familie verschwindet in ihren Erdlöchern.
Der charakteristische Pfiff ist meist das einzige Zeichen, das uns Wanderer auf die Anwesenheit der Murmeltiere hinweist. Doch es geht auch anders. In manchen Gegenden haben sich die Mankei, oder Manggei, wie wir Tennengauer sagen, so an die Berggeher gewöhnt, dass sie ihr scheues Naturell abgelegt haben.
Die schlauen Erdbewohner erkennen schnell, wovor ihnen keine Gefahr droht und wo es etwas Essbares zu holen gibt. Und das will ausgenützt werden. Immerhin bleiben im Sommer nur wenige Monate Zeit, sich einen ordentlichen Speck für den Winterschlaf anzufressen.
Du willst wissen, wo solche zutraulichen Mankei zu finden sind? Dann lies aufmerksam weiter.
Murmeltiere zum Anfassen
Wir starten unsere Wanderung im Ortszentrum von Filzmoos. Man könnte mit dem Auto auch ein Stück den Berg hochfahren, die Parkplätze sind dort aber rar. Am Kreisverkehr im Ortszentrum nehmen wir die zweite Ausfahrt und spazieren an der Raiffeisenbank vorbei. Rechts zweigt bald der Güterweg Oberberg ab. Auf asphaltierter Straße spazieren wir mehrere Kehren hinauf und folgen den Schildern zur Bachlalm.
An einem Bauernhof zweigt rechts eine Fortstraße ab. Auf dem Schotterweg passieren wir mehrere kleine Almen. Wer die Murmeltiere nicht verpassen will, nimmt nach den Almen die Abkürzungen über die Almwiesen. An einem steilen, sonnigen Hang, direkt unterhalb des Rettensteins, huschen auch schon die ersten Murmeltiere von ihren Sonnenplätzen in ihre Löcher.
Die meisten zeigen sich schüchtern. Einige beobachten uns aber neugierig, ohne in ihre Baue zu verschwinden. Ein Mankei fällt uns sofort auf. Es ist das fetteste von allen. Sein Erdloch hat er direkt in einen kleinen Hügel gegraben. Dort thront er vor seiner Eingangstür. Unbeeindruckt dessen, was rund um ihn passiert.
Seine Fettschwarten zerfließen förmlich in der warmen Nachmittagssonne. Wir nähern uns langsam und setzen uns in etwa fünf Metern Entfernung in die Wiese. Er mustert uns. Rümpft die Nase. Er steht auf und kommt langsam, aber bestimmt auf uns zu. Ich muss gestehen, im ersten Moment hatte ich sogar etwas Angst. Beißt der?
Ich hatte kurz davor eine Banane gegessen. Das riecht er eindeutig. Er schnüffelt an meinen Fingern und steigt mit seinen Vorderpfoten auf meine Oberschenkel. Seine erdigen Krallen bohren sich in meine Haut. Ich kann mein Lachen nicht zurückhalten und erschrecke ihn, als ich loskichere.
Er flüchtet ein paar Meter, steuert dann auf meine Schwerster zu und fasst ihr an den Busen. Leider hab ich kein Bild davon. Er ging nicht sehr gefühlvoll mit seinen Krallen um und meine Schwester musste in zurückweisen.
Wir verbringen etwa eine halbe Stunde mit dem gierigen Mankei und taufen ihn Gustl. Nur schwer können wir uns von ihm losreißen. Wir wollen noch weiter zur Bachlalm. Am Rückweg wollen wir Gustl nochmals besuchen.
Mehr Murmeltiere – auf zur Bachlalm
Wir kreuzen die steile Murmeltier-Wiese, wandern kurz durch den Wald und gelangen auf einen Sattel. Die Dachstein-Südwand liegt vor uns. Ein großartiges Panorama. Über einen schönen Almboden wandern wir flach auf den Dachstein zu. Der Steig mündet nach etwa zehn Minuten wieder in die Forststraße ein. Leicht bergab folgen wir dieser bis zur Alm.
An der Bachlalm gönnen wir uns einen Radler und eine Brettljause. Ich muss ehrlich sagen, von der Alm war ich wenig begeistert. Ich hatte sie mir uriger vorgestellt. Wer draußen sitzen wollte, musste Essen und Trinken selbst an der Theke bestellen. Noch dazu war das Personal nicht wirklich freundlich und die Brettljause hat mich überhaupt nicht überzeugt.
Man hat das Gefühl, die Alm nutzt die Murmeltiere, um Wanderer anzulocken und vernachlässigt dabei ihre eigene Qualität. Auf jeden Fall wirbt man auf der eigenen Website und auf Instagram mit den süßen Bergbewohnern.
Rund um die Alm tummeln sich weitere Mankei-Familien. Falls man also über einen der anderen Wege zur Alm aufsteigt, muss man keine Angst haben, die Tiere zu verpassen. Unten im GPS habe ich euch die Murmeltier-Spots eingezeichnet.
Wir verzichten auf die restlichen Mankei. Wir wollen nur eines: zurück zu Gustl. Als wir sein Revier erreichen, ist er nicht zu sehen. Vor dem Erdloch nebenan sitzen seine Frau und seine zwei Kinder. Die Kleinen verschwinden sofort in ihrer Höhle. Die Mutter steckt immer wieder prüfend ihren Kopf aus dem Eingang.
Wusstet ihr, dass man die Jungen in der Jägersprache als Affen bezeichnet? Die Weibchen nennt man Katze und die Männchen Bär. Ohne Schmäh!
Dann erblicken wir Gustl. Etwas tiefer knabbert er die Blüte einer Schafgarbe ab. Als er uns erblickt, startet er auf uns zu. Er erkennt uns ganz klar wieder. Schwerfällig hüpft er den Hang hoch. Seine Fettpolster schwanken und ziehen ihn nach hinten. Wir sterben fast vor Lachen bei diesem Anblick. Einige Zeit beobachten wir Gustl und seine Familie noch, bevor wir uns schweren Herzens losreißen.
Murmeltiere füttern?
Auch wenn es schwer fällt: Füttert die Murmeltiere nicht. Sie finden auf den Almwiesen genügend Futter und ernähren sich von verschiedenen Wurzeln, Blättern und Blüten und einer Reihe von Kräutern und Gräsern.
Durch ihren natürlichen Trieb, sich über den Sommer Fettreserven anzufressen, verschmähen sie aber auch unsere Nahrungsmittel nicht. Es liegt in unserer Verantwortung, den Murmeltieren nichts zu füttern, das ihnen schaden könnte. Gebt ihnen bitte keine süßen Lebensmittel. Die Mankei brauchen gesunde Zähne und eine funktionierende Verdauung, um in der rauen Bergwelt zu überleben. Wenn ihr sie wirklich unbedingt füttern wollt, dann am besten mit Karotten oder Wiesenkräutern.
Tourdaten: von Filzmoos zur Bachlalm
- Höhenmeter: 630 hm
- Länge: 10,6 km
- Dauer: eineinhalb bis zwei Stunden bis zur Bachlalm
- Für Kinder geeignet