Wandertour im Gebiet um Mai Chau und dem Pu Luong Naturschutzgebiet

Von Tino @tinontour

Bevor es hieß Abschiednehmen von Vietnam musste auf jeden Fall noch eine Wandertour im Norden sein. Leider reichte die Zeit  nicht um die Gegend rund um Sapa und die Gegend im Pu Luong Naturschutzgebiet rund um Mai Chau zusammen zu erkunden. Insbesondere nicht, weil wir keine der üblichen Touristentouren buchen und alles im Bus, Auto und/oder Zug abfahren wollten. Nein, wir wollten auch was von der Gegend sehen und uns unter die Einheimischen mischen. Auf eigene Faust eine solche Tour zu machen ist sicher nicht völlig unmöglich, aber fiel für uns aus verschiedenen Gründen aus. Nun aber die spannende Frage: wo und wie findet man nun eine geignete Tour die für Touristen angeboten, aber dennoch nicht zu touristisch ist? Jeder, der bereits einmal in Vietnam war und durch die Straßen lief, kennt das Problem. Es gibt unzählig viele Reisebüros – am Ende hat aber jeder die gleiche oder eine sehr ähnliche Tour und sie unterscheiden sich lediglich im Preis. Vergleichbar ist dieser aber dennoch nicht, da sie es meist gut verstecken und nicht sagen um welche Tour es sich genau handelt. Wie auch immer – die klassischen Touren fielen dieses Mal für uns aus.

Das Gebiet um Mai Chau und dem Pu Luong Naturschutzgebiet

Die Antwort auf unser Gesuch fand Bernd in seinem Reiseführer: Ethnic Travel Vietnam : laut Beschreibung bieten sie (auch individualisierbare) Touren in kleinen Gruppen und abseits der üblichen Touristenpfade an. Also genau das, was wir gesucht haben. Im Büro wurde unsere bisherige Info bereits bestätigt: aufgrund der zwei geschickt zum Wochenende liegenden Feiertage (30.04. und 01.05.) in Vietnam, ist ein Ausflug in der Region um Sapa so gut wie unmöglich. Diese sind nämlich (fast) immer mit dem Zug von Hanoi aus startend und diesen konnte man nicht mehr buchen. Also gut, damit mussten wir uns wenigstens nicht mehr entscheiden und wir konnten die vollen 4 übrigen Tage für einen Ausflug mit hoffentlich vielen Wanderungen und Aktivitäten in der Gegend um Mai Chau nutzen. Wir haben insgesamt 185 USD für 4 Tage inkl. Transfer von/nach Hanoi, Verpflegung und Übernachtung in privaten Unterkünften, kleiner Gruppe (max. 6 Personen) und einem englischsprachigen Guide bezahlt.

Tag 1 : Anfahrt und erste kleine Wanderung

Morgens wurden wir direkt vorm Hotel abholt. Wir hatten unser Gepäck für diese 4 Tage im Tagesrucksack und jeweils einen Dryback für die Wechselsachen. Bei der Buchung hatte man uns nämlich gesagt, dass man jeweils nur mit dem Tagesrucksack unterwegs ist und die restlichen Sachen in der Unterkunft verbleiben oder mit dem Auto transportiert werden … ich kann schon jetzt verraten: “diese Aussage stimmte nicht!”

Diesen Schnapps mit Schlangen, Skorpionen und/oder anderen Tieren kann man in Vietnam überall kaufen - auch an dem Rastplatz wo wir Halt gemacht haben.

Kaum in den Van eingestiegen hieß es auch schon wieder aussteigen: scheinbar eine Planänderung. Wirkte auf uns schon wieder sehr chaotisch weil wir natürlich kein Wort verstanden hatten … das war ja mal wieder ein guter Start. Die Fahrt ging dann anstatt mit einem Van mit einem PKW Richtung Mai Chau. Auf der Fahrt erfuhren wir von unserem Guide – eine 22jährige Studentin, die normalerweise Touren in der Halong Bucht mach – dann, dass wir auf keine weitere Gruppe treffen, sondern nur zu zweit sind. Umso besser dachten wir uns, dann fällt der Touri-Kram weg. Und so war es dann auch. Auf der Fahrt machten wir einen Stopp an einem Rastplatz wo zwar fast nur Touristen waren – aber alles eher kleine Gruppen und keine großen Busse.

Nach einer insgesamt ca. 4 stündigen Fahrt von Hanoi aus sind wir dann auch schon an unserem ersten Etappenziel angekommen. Wir haben in einem kleinen Dorf gehalten und sind dort bei einer Familie eingekehrt. Hier wurde schon fleißig das Mittagessen für uns vorbereitet. Das schien auch sowas wie ein “Umschlagplatz” des Reiseanbieters für die Touristen zu sein. Neben uns war nämlich noch ein Paar hier, die einen Tagesausflug gebucht hatten. Schnell fiel aber auf: wir sind tatsächlich dem normalen Leben in Vietnam etwas näher und haben auch Kontakt zu Einheimischen … es war auch alles etwas “einfacher” und weniger “westlich”. Genauso wollten wir es.

Wir haben nach dem Mittag einen Teil unseres Gepäcks hier zurück gelassen und haben die ca. 7km langer Wanderung zu unserer Übernachtung für heute angetreten. Auch dabei wurde klar, wir werden tolle Landschaften durchstreifen und eine Wanderung bei mehr als 35 Grad und hoher Luftfeuchte erfordert auch einige konditionelle Anstrengung (was für uns Leistungssportler natürlich überhaupt kein Problem darstellte )

Hier wohnt recht einsam und auf dem Berg über dem Dorf eine Mann, der die Funktion des Försters übernommen hat. Er pflegt den Wald und sorgt auch dafür, dass das Wasser seinen geregelten Lauf nimmt un die darunterliegenden Reisfelder versorgt. Selbst baut er alles an, was er hier oben zum Leben braucht.

Nach ca. 2,5 Stunden und gefühlten 5 Liter Schweißverlust hatten wir dann unser Ziel für heute erreicht. Die Überraschung kam auch sehr schnell – geschlafen wird nämlich zusammen mit der Familie und den Guides im großen Zimmer des Hauses. Warum auch nicht. Wir sind dann direkt nach der Ankunft noch mal mit unserem Guide durch die umliegenden Reisfelder gestriffen und haben alles auf uns wirken lassen.

Von unserem Weg durch die schönen Reisfelder ein Blick auf das Dorf in welchem wir übernachtet haben.

Danach hieß es (endlich) duschen. Das war dringend notwendig. Wer jetzt allerdings denkt, dass es hier Duschen gibt die wir gewohnt sind, der liegt falsch. Zumindest meine Dusche bestand aus einem kleinen Häuschen abseits des Hauses mit einer Toilette und einer großen Schüssel und einem tief angebrachten Wasserhahn. Geduscht wurde hier also mit einer Schöpfkelle. War aber irgendwie nicht schlimm und vor allem verdammt wohltuend. Als ich aus der Dusche raus kam, wurde ich mit einem Schmunzeln von der Gastfamilie und zwei französischen Familien mit jeweils 2 Kindern – diese sind in der Zwischenzeit angereist und übernachteten auch hier – begrüßt. Der Grund wurde mir dann auch klar: meine Dusche war mit einer zwar mit Milchglas versehenen Tür, aber aufgrund der Dunkelheit draußen und der Beleuchtung in der Dusche war ziemlich viel zu erkennen. Da musste bei jedem Toilettengang im Laufe des Abends aber jeder mal durch

Das war unser Schlafplatz bei der ersten Unterkunft - daneben hat die Familie und die Guides noch mit hier übernachtet.

Wir hatten dann noch ein verdammt leckeres Essen (das Beste was wir in 3 Wochen Vietnam hatten) und einen sehr schönen Abend. Nach einigen Diskussionen und Überlegungen hatten wir uns alle (wir zwei und die französischen Familen) dazu entschieden für 50.000 Dong pro Person eine kleine Showeinlage mit Tanz und Musik aus der Gegend anzusehen. Da wir alle früher oder später bei der ein oder anderen Darbietung mitmachen durften / mussten, war es für alle ein schöner Abend. Dann hieß es schlafen gehen. Während wir zum Zähneputzen waren wurden die Schlafplätze aufgebaut – immerhin mit Moskitonetz und einer – wenn auch dünnen – Matratze.

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